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Modejahr 2009 – Vielfalt als klare Linie
Die Trägheit, nicht das überhöhte Tempo, war nach
der Ansicht des Designers Hussein Chalayan die Ursache
für Verkehrsunfälle. Diese Thematik stellte der
Mode-Avantgardist in seiner Kollektion zur Diskussion.
Angedeutet waren in den Stoffmustern zerbeulte Autos,
Nummernschilder und geborstene Windschutzscheiben.
Kunstvolle Unikate aus Latex-Material namens „fluids“
zeigten die Geschwindigkeit in erstarrtem Zustand. Das
war keine Trendvorgabe, sondern eine interessante
künstlerische Sichtweise, die auf dem Laufsteg ihren
Ausdruck fand. Im Gegensatz dazu verschleierte der
geniale Brite, Alexander McQueen, Silhouetten.
Kristalline Muster als Blendwerk waren eine echte
Neuheit in
der Mode. McQueen war es auch, der 2009 in
Zusammenarbeit mit PUMA eine topmodische
Sport-Kollektion kreierte, die für Männer und Frauen
gleichermaßen gedacht war.
Dominant in der Mode des Alltags waren nach wie vor
Leggins und Baby-Doll-Oberteile. Damit ließ sich
einiges kaschieren, was Frau als Figurmangel ansah.
Die Haute Couture und die renommierten Designer
hatten die Leggins derweil schon längst verbannt.
Doch die Straße hatte ihre eigene Sprache in Sachen
Mode.
Das Comeback der gestrickten Mode hielt an. Man trug
überlange Pullover zu sehr engen Hosen, meist aus
Stretch. Schalkragen, Rollkragen und dicke
Zopfmuster gaben Mänteln und Capes den modernen
Anstrich. Grau war als Modefarbe en vogue, noch
gefragter war Lila. Neuerdings störte niemanden mehr
das Farbzusammenspiel mit Rot, Pink oder gar Orange.
Lila hatte auch die Männermode erobert. Der
lilafarbene Pullover konnte guten Mode-Gewissens mit
einer Cordhose in Orange getragen werden. Und auch
die klassischen Rautenblöcke des Argyle-Musters, das
seinen schottischen Ursprung nicht verleugnete,
kamen nicht ohne Pink und kräftiges Grün aus.
Stricksachen waren modischer denn je und in ihrer
neuen Vielfalt sehr beliebt. Und das Herrenhemd ohne
Kragen war eine clevere Alternative, um die Krawatte
zu meiden. Den Männern gefiel es.
Karl Lagerfeld, immer noch einer der emsigsten
Modeschöpfer, zeigte Futuristisches. Seine Jacken im
V-Schnitt hatten klare Linien und neben Schwarz
waren die Kreationen auch Nachtblau und Anthrazit.
Das maskuline Element beherrschte sein
Haute-Couture-Design. In seiner Prêt-à-porter-Mode
ließ er den Dandy mit Rüschenkragen, ausgefransten
Manschetten und Asymmetrie aufleben.
Modische Höhepunkte wurden immer noch mit sehr
großen Taschen gesetzt. Die neue Handtasche eignete
sich schon fast als Reisetasche und einen Laptop
hätte man neben diversen Kosmetikartikeln gut
unterbringen können. Sie musste jedoch dem Trend
entsprechen und durfte nicht die gefragte
Weiblichkeit vermissen lassen. Gerafft, mit Fransen,
mit Zierriemchen, gern auch geknautscht und mit
kleinen Vordertaschen; das waren die Kriterien, die
eine Tasche des Jahres 2009 ausmachte.
Das Modejahr war spannend und es war das letzte im
ersten Jahrzehnt eines neuen Jahrtausends. Der „King
of Pop“ hatte es leider nicht überlebt. Michael
Jackson wird in Erinnerung bleiben, so, wie er war –
großartig. Die Mode wird sich verändern, immer
wieder und manchmal wird auch sie großartig sein. Im
2000er Jahrzehnt war sie vielfältig, uneindeutig und
auf dem Weg. Auf welchem? Das bleibt abzuwarten.