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Modejahr 2008 – Wollig und modern

Daran erinnerte man sich gern: Die Prêt-à-porter-Mode von Dolce & Gabbana, die auch ihren Weg zu den Modeverbrauchern fand, bestand aus Kleidern, die sexy waren. Der metallische Glanz der Knitter-Stoffe und breite Miedergürtel bestachen mit erotischem Charme. Gold, Silber waren die bevorzugten Farben der Kollektion. Auch Kupfertöne gehörten dazu.
Hussein Chalayan präsentierte eine Kollektion, die mit Swarovski-Kristallen ausgestattet war. Das Ganze glänzte im Licht und die Trägerin sah strahlend aus. Ob die Lichtverhältnisse im Frühjahrs-Alltag einen ähnlichen Effekt hervorriefen, blieb offen. Die Show war jedenfalls ein Erfolg. Der Jahreszeit entsprechend wurden für den Herbst Designer-Strickmoden auf dem Laufsteg gezeigt. Dicke Wolle, Zopfmuster und flauschiges Mohair gaben Pullovern und Kleidern ein modernes Aussehen. Augenfällig war die Behaglichkeit dieser Designermode.
Jacken, Röcke und Kleider hatten 2008 betont runde Schulterschnitte. Der Raglan-Ärmel war wieder in.

Mode gekommen. Der Saum der Röcke, die in allen Längen tragbar waren, war gefältelt. Auch Ballonröcke tauchten wieder im Straßenbild auf, doch in einer eher unauffälligen O-Form. Im Gegensatz dazu boten die Designer auch die umgekehrte Variante an, bei der die Schnittform der Schulter kantig oder auch sehr spitz war, unübersehbar vom Science-Fiction-Design belebt.
Immer noch waren bei den Mädchen und jungen Frauen die Baby-Doll-Kleider angesagt. Hier wurde durch schwarze Leggins die Niedlichkeit aus dieser Linie genommen. Die Leggins bedeckten die Knie und das Baby-Doll-Kleid sah nun eher sportlich aus. Es kam halt nur auf die Zusammenstellung an. In der Herbstmode fand man neben den typisch erdigen Blätterfarben bereits Lila. Die Farbe, der man nachsagte, sie sei die Farbe des letzten Versuches, strafte diesen Satz Lügen, denn sie hatte das Zeug zur steten Wiederkehr.
Die Mode der weiblichen Jugend transportierte unauffällig bereits eine leichte Eleganz. Selbst dem Business vorbehaltene Kleidung, Hosenanzug und Kostüm, waren in ihrer Schlichtheit von aufflammendem Interesse für die jugendlichen Frauen. Zwar dominierten noch immer – jedenfalls in der Disco – Jeans und T-Shirt, aber im Alltag erschienen die Mädchen mitunter schon ein wenig geschmackvoller. Sie wollten nicht mehr nur die halbwüchsigen, pubertierenden Girls sein, sondern machten sich auch in der Kleidung auf den Weg zur Damenhaftigkeit. Zaghaft noch, aber doch sichtbar. Auch die sportliche Mode bei Frauen und Männern – sie hatte zwar den bequemen Stil nicht abgelegt – bekam zusätzlich einen adretten Anstrich.
Die Prada-Kollektion für den Herbst zeigte Schlichtheit. Beigefarbene Spitzenstoffe und Blusen mit Rüschen sollten die elegante Note einbringen, wurden aber eher als altbacken abgetan. Doch Prada konnte auch anders. Locker hängende Kleider und Blusen mit grafischen oder floralen Mustern in Spachtelspitzen-Stoffen ließen sich über Shirts tragen und waren auch zur Radlerhose passend.
Umweltfreundliche Mode hatte sich nicht nur durch den Namen „Green Luxury“ etabliert. Es waren Taten gefolgt. Das renommierte italienische Luxus-Modehaus Fendi hatte bereits eine Boutique eröffnet, in der ausschließlich Recycling-Accessoires angeboten wurden und auch auf der „Future Fashion“ in New York beteiligten sich Modehäuser mit Kleidung, deren Materialien biologisch unbedenklich waren. Genannt seien u.a. Yves Saint-Laurent, Givenchy und Jil Sander. Öko-Wolle und Leinentwill, das wie gefärbtes Veloursleder aussah, wurden bereits verarbeitet und akzeptiert.
Die Modeszene bekam zunehmend neuen kreativen Nachwuchs, der sich sehen lassen konnte. Absehbar war noch nicht, ob sich beispielsweise die Cyber-Kleidung für Powerfrauen durchsetzen konnte. Doch die Laufsteg-Premiere mit dieser futuristischen Kollektion von Designer Gareth Pugh war erfolgreich. Manish Aurora stellte Make-up, Styling und Kleidung als Gesamtkunstwerk vor. An Ideen mangelte es der neuen Generation nicht, auch wenn immer wieder vergangene Jahrzehnte als ein nie versiegender Quell der Inspiration bemüht wurden. So auch zu sehen bei dem Mode-Duo Tommasa Aquilano und Roberto Rimondi, die die 50er Jahre zitierten und diese Eleganz mit Grafik-Mustern der Wiener Werkstätte des beginnenden 20. Jahrhunderts verknüpften. Altes als Basis für Neues.
Am Rande kreativer Schöpfungsvorgänge beschäftigte Karl Lagerfeld wieder die Gemüter. Er feierte am 10. September Geburtstag, aber wie alt er wirklich wurde, blieb strittig. Doch das sollte man nicht so eng wie einen Slimanes-Anzug sehen und auch nicht so Schwarz-Weiß wie seine eigenen Kollektionen.