Geschichte des Motorradrennsports
Da es beim Wettkampf auf motorisierten Zweirädern um
eine Vielzahl unterschiedlicher Fahrzeugmodelle und
Wettbewerbsformen geht, gibt es auch eine Vielzahl
unterschiedlicher, teils sehr komplexer Regeln für die
Zulassung von Maschinen, Bauteilen sowie Rennverlauf und
Schutzkleidung etc. Unter anderem bedarf es zur
Teilnahme an offiziellen Rennen für jeden Fahrer eine
Lizenz, die unter anderem sowohl sein
Versicherungsverhältnis als auch sein fahrerisches
Können in der jeweiligen Klasse bestätigt. Seit ihrer
Gründung im Jahr 1904 ist die Fédération Internationale
de Motocyclisme (FIM) weltweit die oberste
Motorradsport-Organisation, die unter anderem 34
Weltmeisterschaften austrägt.
Zu den vielfältigen Wettkampfvarianten im Motorradsport
gehören von Beginn an Straßenrennen, die in den
Anfangszeiten des Motorradrennsports noch auf
öffentlichen
Verkehrswegen ausgetragen wurden. Heute
werden offizielle nationale und internationale
Meisterschaften auf speziellen Rundkursen ausgetragen,
wie beispielsweise Imola in Italien oder der
Hockenheimring in Deutschland. Die Klassifizierung
erfolgt hier nach Hubraumgröße - als Königsklasse gelten
500 ccm Hubraum: Nach mindestens 12 Rennen wird die
jeweilige Gesamtpunktzahl der Fahrer aus den einzelnen
Rennen ermittelt. Sieger ist der Fahrer mit den meisten
Punkten.
Weitere Motorradsport-Varianten sind Motocross-Rennen -
sowohl im Freien als auch in Hallen. Typisch sind dabei
extrem unebene Fahrstrecken, die die Fahrer zu hohen
Sprüngen veranlassen. Beim Supercross besteht der
Streckenuntergrund zudem aus Lehm. Bei Trial-Rennen
müssen die Fahrer einen Hindernisparcours absolvieren
und dabei möglichst wenig Bodenkontakt mit den Füßen
haben. Bewertet werden hier Geschicklichkeit und
Fahrzeugbeherrschung. Beim Enduro handelt es sich um
eine Kombination zwischen Motocross und Trial.
Besonderes Kennzeichen dieser Geländedisziplin sind
extrem lange Distanzen, wie beispielsweise die
Wüstenrallye Paris-Dakar. Beim Super Moto geht es um ein
Messen zwischen Straßenfahrern, Enduro und Motocross.
Der Seriensport ist eine Kombination zwischen Sprint auf
Zeit und Distanzfahrt, zugelassen nahezu alle
Straßen-Motorräder. Superbike ist eine Disziplin, die
aus den USA kommt, bei der - streng geregelt - ebenfalls
vergleichbare Serienmaschinen zum Einsatz kommen. Im
Tourensport geht es darum, dass die Fahrer an mindestens
fünf offiziellen Touren-Fahrten teilnehmen, wobei die
Punkte nach einem komplizierten Vergabeverfahren
gewertet werden, bei der Schnelligkeit eine eher
untergeordnete Rolle spielt. Bei Seitenwagenrennen gehen
Motorräder mit angeschraubten Beiwagen ins Rennen, wobei
der Beifahrer durch Positionswechsel besonders in Kurven
für eine optimale Straßenlage sorgt und bei Bahnrennen -
charakteristisch ist hier das Driften - werden vier
Disziplinen unterschieden: Speedway, Eisspeedway,
Sandbahn- und Grasbahnrennen.
Vom Laufrad über das pedalbetriebene und das
motorisierte Fahrrad bis zum Motorrad war es ein langer
Weg. Das erste benzinbetriebene Motorrad wurde 1885
gebaut - von Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach. Als
erstes internationales Motorrennen, an dem neben Autos
auch ein Motorrad - allerdings auf drei Rädern -
teilnahm, ist 1894 eine Langstreckenfahrt Paris-Rouen
überliefert. Das Motorrad erreichte das Ziel allerdings
nicht.
Als um die Jahrhundertwende dann aber der
Verbrennungsmotor ins Spiel kam, wuchsen Fahrradtechnik
sowie neu entwickelte Motoren und Rahmen schnell zu
leistungsfähigen modernen Motorrädern zusammen und der
Motorradrennsport gewann schnell viele Anhänger. 1902
gewann der Franzose Auguste Bucquet auf einem
Werner-Motorrad das Straßenrennen Wien-Paris und 1903
veranstalteten die Briten erstmals Geländefahrten für
Motorräder. Zwischen 1904 und 1906 fanden in
Frankreich
Motorradrennen mit Fahrern aus Frankreich, Österreich,
England und Deutschland statt – sozusagen eine Art
„Ur-Europameisterschaft“.
1907 fand auf der Isle of Man erstmals die „Tourist
Trophy“ statt, ein Rennen, das bis heute ausgetragen
wird. Im selben Jahr wurde in Brooklands die erste
spezielle Rennstrecke eröffnet. Und auch in Deutschland
wurden Motorrad-Straßenrennen veranstaltet, aber
hauptsächlich waren es Bahnrennen - der erste „Deutsche
Motorradmeister“ wurde 1920 ermittelt. Häufig tauchte
hier die Marke NSU aus Neckarsulm als Siegermaschine
auf. Zwischen 1924 und 1939 wurden jährlich Deutsche
Meisterschaften sowie Europameisterschaften als
Straßenrennen ausgetragen. Weltmeisterschaften gab es zu
der damaligen Zeit noch nicht. Diese wurden erstmals
nach dem Zweiten Weltkrieg - im Jahr 1949 - ausgetragen.
Damit ist die MotoGP die älteste aller Motorsport-WMs.
Den ersten Weltmeister-Titel in der Königsklasse holte
sich Leslie Graham aus Großbritannien auf einer AJS. Der
erste Weltmeister in der 350 ccm-Klasse war ebenfalls
ein Fahrer aus Großbritannien - Freddie Frith auf einer
Velocette. Den ersten WM-Titel in der 250 ccm-Klasse
holte der Italiener Bruno Ruffo auf einer Moto Guzzi und
sein Landsmann Nello Pagani auf einer Modial in der 125
ccm-Klasse.
In den 1950er Jahren dominierten auf den internationalen
Rennstrecken italienische Maschinen. Die Vorherrschaft
der
MV Augusta
blieb für 17 Jahre - von 1958 bis 1974 - ungebrochen.
Andere erfolgreiche italienische Konkurrenten waren
Garelli, Derbi oder später
Aprilia. In den 1960er Jahren
kam verstärkt die japanische Motorradindustrie zum Zug -
Suzuki, Honda und Yamaha hießen nun die neuen Stars, die
den Italienern ihre Vormachtstellung streitig machten.
In den 1970er Jahren gingen die Titel sowohl an Fahrer
mit Maschinen europäischer Hersteller,
wie Kreidler,
Morbidelli, MV Augusta oder Bultaco, sowie an Fahrer mit
japanischen Marken, wie
Kawasaki,
Suzuki oder Yamaha und auch der amerikanische Hersteller
Harley Davidson war an etlichen Siegen beteiligt. In den
1980er Jahren waren erneut die Japaner besonders
überragend. Die späten 1990er Jahre wurden fast
vollständig von Honda-Fahrer und MotoGP-Legende Mick
Doohan aus Australien dominiert. Der fünffache
Weltmeister war auch der erste, der mit einem Platz in
der Hall of Fame der MotoGP, die 2000 eröffnet wurde,
geehrt wurde. Weitere Mitglieder der Hall of Fame sind
unter anderem der Italiener
Giacomo Agostini mit 15 Weltmeistertiteln und
122 Siegen in allen Klassen, der Spanier Angel Nieto mit
13 Weltmeistertiteln und 90 Siegen in allen Klassen
sowie Mike Hailwood mit 9 Weltmeistertiteln und 33
Siegen in allen Klassen. Nachdem verletzungsbedingten
Ausscheiden von Doohan wurde Valentino Rossi der neue
Star am Motorradhimmel. Wobei er die meisten seiner
Siege auf einer Honda einfuhr.
Darüber hinaus gab es eine Vielzahl bemerkenswerte
Rekorde im Motorradsport: Zum Beispiel stellte der
italienische Motorradhersteller MV zwischen 1958 und
1974 bei 17 Weltmeisterschaften in Folge den Sieger in
der Klasse bis 500 ccm Hubraum. Die Marke MV errang
insgesamt 37 WMs in der Konstrukteuerswertung und 38
Titel bei der Fahrer-WM. Giacomo Agostini errang
zwischen 1966 und
1972 siebenmal in Folge den WM-Titel
in der 500 ccm-Klasse. Fünfmal in Folge schafften es
auch seine Kollegen Michael Doohan und zwischen 2001 und
2005
Valentino Rossi. Im Seitenwagenrennen brachte es
in den 1990er der Schweizer Rolf Biland auf sieben
WM-Titel.
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