Hermann Göring Lebenslauf
Nach
Hitler der „Zweite Mann“ in der
Hierarchie der NS-Diktatur, Hermann
Göring, war er bei vielen
„Volksgenossen“ des Dritten Reiches
wegen seiner in der Öffentlichkeit
häufig gezeigten jovialen Attitüde, die
sich von der abgehobenen
Askese-Inszenierung Hitlers scheinbar
menschelnd absetzte, überaus populär.
Tatsächlich stand Göring aber seinem
„Führer“ bei Rücksichtslosigkeit und
Machtbesessenheit in nichts nach. Dabei
spielte die Befriedigung persönlicher
und wirtschaftlicher Interessen bei
Göring anders als bei Hitler eine
zentrale Rolle. Görings barocker, oft
ins Groteske übergehender, mit
kindischer Prunksucht verbundener
Lebensstil überdeckte für viele
Zeitgenossen seine dahinter verborgene
Brutalität.
Hermann Göring kam am
12. Januar 1893
als Sohn des Juristen und Diplomaten
Ernst Heinrich Göring in Rosenheim zur
Welt. Mutter Franziska Göring, geb. Tiefenbrunn, hielt sich damals auf
Besuch in Oberbayern auf. Vater Göring
war als der erste Reichskommissar der
deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika
bekannt geworden und amtierte zur Zeit
von Hermann Görings Geburt als
Generalkonsul in Haiti. Göring hatte
vier Geschwister und wuchs die ersten
drei Jahre bei Pflegeeltern in Fürth
auf. Nachdem die Eltern 1896 aus Amerika
zurückgekehrt waren, lebte die Familie
Göring einige Jahre im Berliner Haus und
später auf einer Burg von Hermann
Görings Patenonkel Hermann von Epenstein.
Epenstein, ein 1908 geadelter
Großkaufmann jüdischer Abstammung, wurde
eine Art Ersatzvater für den Jungen.
Hermann Göring war ein mäßiger Schüler.
Der vom Militär faszinierte Göring wurde
als 12-jähriger auf eine preußische
Kadettenschule geschickt. 1911 bestand
er das Fähnrichsexamen mit Auszeichnung,
1913 folgte das Abitur, 1914 wurde
Göring Leutnant. Bei Ausbruch des Ersten
Weltkriegs war er Zugführer in einem
badischen Infanterie-Regiment und nahm
an Gefechten im
Elsass teil. Wenig
später trat er der Fliegertruppe bei und
wurde zunächst als Beobachter
eingesetzt. Göring bestand 1915 die
Pilotenprüfung und wurde Jagdflieger. Er
schoss 22 feindliche Flugzeuge ab und
wurde mit dem höchsten preußischen
Kriegsorden, dem „Pour le Mérite“
ausgezeichnet. Am Ende des Kriegs war er
Oberleutnant und Kommandeur des
berühmten Richthofen-Geschwaders Nr. 1.
Nach 1918 arbeitete er zeitweise als
Werkspilot in Dänemark und Schweden und
schied
1920 als Hauptmann offiziell aus
der deutschen Armee aus. In Schweden
begann er mit der verheirateten Schwedin
Carin v. Kantzow, geb. Freiin Fock,
(1888–1931) eine Liebesbeziehung. Nach
der Scheidung von Carin v. Kantzow
(1922) heirateten beide 1923. Niels v.
Kantzow, der wohlhabende Ex-Mann von
Carin Göring, finanzierte ihr und seinem
Nachfolger eine Villa mit Chauffeur in
der Nähe von München. Göring hatte sich
1921 an der Münchener Universität als
Student eingeschrieben und war mit der
NSDAP in Kontakt gekommen. Seit 1922 mit
Hitler bekannt, wurde er im selben Jahr
Parteimitglied und zum Organisator der
SA ernannt. Göring wurde beim
misslungenen NS-Putschversuch am 9.
November 1923 in München schwer verletzt
und floh nach Österreich. Im Krankenhaus
wurde er mit Morphium behandelt und war
seitdem morphinsüchtig. Göring hatte
sich in Folge immer wieder, ohne
dauernden Erfolg, mehreren
Entziehungskuren unterzogen.
1924 fungierte er als Verbindungsmann
der NSDAP in Italien und zog 1925 mit
seiner Frau nach Stockholm. Nach einer
Amnestie kehrte Göring nach Deutschland
zurück. Er war zwischenzeitlich aus der
NSDAP-Mitgliederkartei gestrichen worden
und schloss sich im Zuge der
Neuorganisation der Partei nach Hitlers
Entlassung aus dessen Festungshaft 1927
wieder der Partei und der SA an. Seine
Kontakte zu nationalkonservativen
Wirtschafts-, Reichswehr- und
Adelsgrößen erwiesen sich für die NSDAP,
der ein kleinbürgerlich-plebejisches
Image anhaftete, als willkommene
Türöffner in finanzkräftige und
einflussreiche Kreise der etablierten
rechten Szene.
1928 wurde Göring in den Reichstag
gewählt. Sein Unternehmer-Freund, der
damals noch zu den NS-Förderern
gehörende spätere Nazi-Gegner Fritz
Thyssen, ermöglichte dem Ehepaar Göring
in Berlin einen aufwendigen Lebensstil.
1931 starb die lange kränkelnde Carin
Göring.
Nach den Wahlen im Juli 1932 durfte die
seitdem stärkste Reichstagsfraktion den
Reichstagspräsidenten stellen.
Anti-Demokrat Göring stand ab dem 30.
August 1932 dem höchsten deutschen
Parlament vor und verstand es, in den
letzen Monaten der Weimarer Republik mit
Geschäftsführungstricks den
Parlamentarismus zu schädigen.
Nach Hitlers Machtübernahme am
30.
Januar 1933 wurde Göring Reichsminister
ohne Geschäftsbereich. Als
Reichskommissar für das preußische
Innenministerium nutzte er seine
Schlüsselstellung als Polizeiherr im
Verwaltungsapparat aus, um die
NS-Diktatur auszubauen und zu festigen.
Im April 1933 wurde er Ministerpräsident
in Preußen. Göring ging mit äußerster
Härte gegen politische Gegner vor, von
denen er viele in Konzentrationslagern
quälen ließ. Bei der blutigen
Zerschlagung des als Bedrohung von
Hitlers Stellung eingeschätzten
SA-Führungskreis um Ernst Röhm im Sommer
1934 tat sich Göring besonders hervor.
Am 13. Dezember 1934 wurde er durch
Geheimdekret zum Kanzler-Nachfolger
Hitlers im Fall von dessen Tod ernannt.
Göring riss in steter Rivalität zu
anderen NS-Mächtigen wie
Himmler,
Goebbels und
Heß eine Vielzahl von
Ämtern und Pfründen an sich. Dazu
zählten Funktionen wie Reichsminister
für Luftfahrt, Reichsjägermeister und
Reichsforstmeister. In der Vorkriegszeit
war er als Devisen- und
Rohstoffkommissar sowie durch seine seit
1936 eingenommene Funktion als Leiter
des Vierjahresplans
der wichtigste Mann im deutschen
Wirtschaftssystem. Auch bei der
„Reichspogromnacht“ 1938 und dem
„Anschluss“ Österreichs 1938 spielte
Göring eine wichtige Rolle. Auf
militärischem Gebiet war er
verantwortlich für den gegen die
Bestimmungen des Versailler
Friedensvertrags von 1919 verstoßenden
Aufbau der Luftstreitkräfte.
1935 wurde
er als General auch offiziell zum
Oberbefehlshaber der Luftwaffe ernannt.
1940 erhielt er den ihm vorbehaltenen
höchsten Militärrang eines
Reichsmarschalls. Der zunehmend dicke
Göring liebte es, in möglichst
auffallenden Uniformen zu posieren. Als
Reichsmarschall trug er weiße und
hellblaue Uniformen, deren Farbgebungen
sich deutlich vom ansonsten üblichen
Feldgrau, Marineblau und Panzerschwarz
der übrigen Wehrmachtsgeneralität
absetzte.
1935 heiratete Göring die Schauspielerin
Emmy Sonnemann (1893-1973), die als
„Hohe Frau des Deutschen Reiches“ an der
Seite des ledigen Hitlers
First-Lady-Aufgaben übernahm. Ungeachtet
seiner zweiten Ehe pflegte Göring einen
aufwendigen Kult um seine erste Frau
Carin, der er ein Mausoleum auf seinem
Anwesen in der Schorfheide („Carinhall“)
errichten ließ und nach der er seine
Luxusyacht „Carin II“ benannte. Hermann
und Emmy Göring bekamen 1938 eine
Tochter: Edda Göring.
Görings Einfluss nahm nach
Kriegsausbruch 1939 im inneren
Führungszirkel ständig ab. Unter anderem
das ihm angelastete Versagen der
Luftwaffe bei der Eroberung
Großbritanniens und bei der Sicherung
des Luftraums über dem Reich trugen zu
seiner Einflussminderung bei. Göring zog
sich zunehmend aus der aktiven Ebene
zurück und konzentrierte sich auf
pompöse gesellschaftliche Ereignisse und
Jagdveranstaltungen. Er eignete sich
unzählige Kunstgegenstände aus den
besetzten Gebieten und aus dem Eigentum
jüdischer Deutscher an, um sich als
Kunstsammler zu einen Namen zu machen.
Im April 1945 setzte sich Göring von
Berlin nach Berchtesgaden ab. In einem
Telegramm informierte er am 23. April
1945 den in der Reichskanzlei
verbliebenen Hitler, dass er sich, wenn
Hitler nicht binnen weniger Stunden
anders entscheide, als Nachfolger
Hitlers ansehen würde. Hitler ließ ihn
daraufhin als Putschist vom
Berchtesgadener SS-Kommandeur festnehmen
und enthob Göring aller Ämter. Hitler
beging am 30. April 1945 Selbstmord und
Göring wurde daraufhin aus der Haft
entlassen. Wenig später wurde er in
Österreich von US-amerikanischen
Soldaten festgenommen. In der
Gefangenschaft machte er einen
erfolgreichen Morphinentzug und trat ab
Ende 1945 als ranghöchster
Nazi-Angeklagter bei den Nürnberger
Prozessen überaus selbstbewusst und
schlagfertig auf. Am 1. Oktober 1946
wurde er zum Tode verurteilt. Wenige
Stunden vor der Hinrichtung durch den
Strang schluckte er am 15. Oktober 1946
in seiner Nürnberger Zelle eine
Zyankali-Kapsel und entging so dem
Henker.
Bezeichnend für Görings Geistes- und
Moraleinstellung war die Bemerkung, die
er bei der Festnahme durch US-Soldaten
gemacht hatte: „Wenigstens zwölf Jahre
anständig
Hermann Göring Seiten,
Steckbrief etc.
n.n.v.