Clara Schumann Lebenslauf
Die gebürtige Leipzigerin Clara
Schumann, geborene Wieck, blieb vor
allem als Ehefrau und Nachlasspflegerin
ihres berühmten Komponisten-Gatten
Robert Schumann im kollektiven
Gedächtnis. Ihr eigenes künstlerisches
Schaffen als Komponistin und Pianistin
trat dagegen in der öffentlichen
Wahrnehmung bald weitgehend zurück.
Clara Josephine Wieck kam am
13.
September 1819 als zweites der fünf
gemeinsamen Kinder von Marianne Wieck,
geborene Tromlitz, und Friedrich Wieck
auf die Welt. Mutter Marianne Tromlitz
(1797 – 1872) war die Tochter des
bekannten Komponisten und Flötisten
Johann Georg Tromlitz und hatte Anfang
des 19. Jahrhunderts großen Erfolg als
Sopranistin. 1816 hatte Marianne
Tromlitz dem musikbegeisterten Theologen
Friedrich Wieck (1785 – 1873)
geheiratet, der eine Klavierfabrik
gegründet hatte und sich als
Musikpädagoge einen guten Ruf
erarbeitete. Die Ehe wurde bereits 1825
geschieden. Marianne Tromlitz heiratete
im selben
Jahr den Musiker Adolf Bargiel.
Das Paar bekam einen Sohn: Woldemar
Bargiel (1828 – 1897) machte sich als
Musikpädagoge und Komponist einen Namen
in der Musikwelt. Friedrich Wieck
heiratete ebenfalls wieder. Mit seiner
1828 mit ihm vermählten zweiten Frau,
Clementine Fechner (1805 – 1893), hatte
er zwei weitere Töchter, von der eine
bei der Geburt verstarb.
Die talentierte Clara Wieck wuchs bei
ihrem Vater auf, der sie intensiv und
autoritär zum Klavier-Wunderkind
aufbaute. Der musikalische Autodidakt
Wieck hatte eine Unterrichtsmethode
entwickelt, bei der einfache
Fingerübungen und die Beachtung des
Handgelenks großen Raum einnahmen. Zu
den Schülern des gesellschaftlich
angesehenen Klavierlehrers gehörten
spätere Berühmtheiten wie Hans von Bülow
(1830 – 1894) und
Robert Schumann (1810
– 1856). Wiecks Bemühungen, seine
Tochter zum Star zu machen, waren
erfolgreich. Die nur wenige Jahre zur
Schule gehende und als Kind in ihrer
allgemeinen Entwicklung verzögerte Clara
trat ab 1829 öffentlich auf. Sie ging
schon in frühen Jahren ab 1831 auf
Tourneen. Ihr Vater hatte sie nicht nur
am Klavier ausgebildet, sondern sie auch
in den Fächern Violine und Gesang sowie
in Kompositionslehre unterwiesen. Ihre
erste veröffentlichte Komposition
(„Quatre Polonaises“) schrieb sie 1830
oder 1831.
Auf ihren in der Regel anstrengenden
Reisen lernte Clara Wieck
zeitgenössische Größen wie Johann
Wolfgang von Goethe, Nicolo Paganini und
Franz Liszt kennen. Der Wiener Hof
ernannte die zart gebaute Sächsin
1838
zur Kammervirtuosin.
Ihren späteren Ehemann Robert Schumann
hatte sie im Haus ihres Vaters kennen
gelernt. Der abgebrochene Jura-Student
Schumann hatte 1830 begonnen, ernsthaft
bei Wieck Klavierunterricht zu nehmen,
um als Pianist seinen Lebensunterhalt
bestreiten zu können. Aus der anfänglich
kindlichen Schwärmerei von Clara zu dem
neun Jahre älteren Schumann, der
zeitweilig bei den Wiecks wohnte,
entwickelte sich allmählich eine
gegenseitige Liebe. Friedrich Wieck, der
vom Ausnahmetalent Schumanns überzeugt
war, stellte sich lange gegen eine
Verbindung seiner Tochter mit dem in
wirtschaftlich unsicheren Verhältnissen
lebenden Jung-Musikers. Eine
Handkrankheit beendete Schumanns Traum
von einer Pianistenlaufbahn und er
arbeitete seitdem unter anderem als
Musikjournalist. 1840 gab dann Wieck
doch nach. Clara und Robert durften
heiraten.
Der seit 1828 komponierende Robert
Schumann, dessen Werke zu seinen
Lebzeiten bestenfalls Wohlwollen bei
Publikum und Kritik ernteten und erst
nach seinem Tod große Beachtung
erhielten, blieb trotz kurzer
Engagements als Konservatoriumslehrer
und Musikdirektor in Leipzig, Dresden
und Düsseldorf häufig finanziell von den
Einnahmen seiner Frau abhängig. Diese
als Demütigung aufgefasste Situation
sowie eine Syphilis-Erkrankung dürften
Mitauslöser für heftige
manisch-depressive Schübe und
Gehörhalluzinationen Schumanns gewesen
sein. Nach einem Suizid-Versuch lieferte
er sich selbst in eine Nervenheilanstalt
ein, wo er im selben Jahr starb.
In ihrer Ehe war Clara Schumann zwar der
Despotie ihres Vaters endlich entronnen,
aber Robert Schumann erwies sich bei
aller Liebe auch als Kontrollmensch, der
Leben und künstlerische Ausrichtung
seiner Frau zu bestimmen versuchte. Die
Schumanns bekamen zwischen 1841 und
1854
vier Töchter und vier Söhne. Tochter
Eugenie (1851 – 1938) und Sohn Felix
(1854 – 1879) erreichten als Autoren
eine gewisse Bekanntheit. Nach dem Tod
ihres
Mannes behielt Clara lediglich die
beiden jüngsten Kinder in ihrer Obhut.
Die anderen gab sie in fremde Betreuung.
Sohn Ludwig (1848 – 1899) ließ sie 1870
in die berüchtigte „Irrenanstalt Schloß
Colditz“ einweisen, in der er nach 30
Jahren erblindet starb.
Ob es zwischen dem 14 Jahre jüngeren
Komponisten
Johannes Brahms (1833 –
1897) und Clara Schumann zwischen 1853
und 1856 zu einer Liebschaft gekommen
war, wurde oft gemutmaßt. Beweise
konnten allerdings nicht erbracht
werden. Der größte Teil der
Korrespondenz zwischen Clara Schumann
und Brahms, die sich zweifellos
gegenseitig sehr geschätzt haben, wurde
von ihnen vernichtet.
Clara Schumann ging bis 1891 weiter auf
Konzertreisen. Sie galt in ihrer Zeit
als große Pianistin und damit als
weibliche Ausnahmeerscheinung in einem
von Männern dominierten Musikbetrieb.
Daneben widmete sie sich intensiv der
Veröffentlichung der Kompositionen ihres
Mannes, die zunehmend an Beachtung
gewannen. Ihr eigenes, etwa 50 Werke
umfassendes kompositorisches Schaffen
konnte dagegen kaum Aufmerksamkeit
wecken. Am 20. Mai 1896 starb Clara
Schumann in Frankfurt am Main an den
Folgen eines Schlaganfalls.
Sehr vielen Deutschen wurde Clara
Schumann wegen ihrer idealisierten, 1838
entstandenen Abbildung auf der zwischen
1986 und 2003 aufgelegten
80-Pfennig-Briefmarke bekannt. Diese
Abbildung prangte auch auf den letzten,
zwischen 1990 bis 2002 gültigen,
100-DM-Scheinen.
Clara Schumanns Leben wurde zwischen
1944 und 2008 viermal verfilmt. In
diesen Filmen wurde die Pianistin von
Hilde Krahl (1944),
Katharine Hepburn
(1947),
Nastassja Kinski (1983) und
Martina Gedeck.
Clara Schumann Seiten,
Steckbrief etc.
n.n.v.