Johannes Brahms Lebenslauf
Der Komponist, Dirigent und Pianist Johannes Brahms,
dessen Werke in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
der Zeit der Romantik zuzuordnen sind, ist einer der
bedeutendsten Künstler der europäischen Musikgeschichte
jener Zeit.
Kindheit und Jugend
Am
7. Mai 1833 wurde Johannes Brahms in Hamburg-Altona
als zweites von drei Kindern geboren. Seine Vorfahren
waren niedersächsischen und norddeutschen Ursprungs.
Brahms’ Vater, Johann Jakob Brahms (1806-1872), war der
erste aus einer Familie, in der es ansonsten
ausschließlich Handwerker und Beamte gab, der den Beruf
eines Musikers ausübte. Für ihn war aber das Musikmachen
ebenfalls ein Handwerk, das er äußerst akkurat und
flexibel auszuüben verstand, aber hauptsächlich als
Mittel zum Broterwerb ansah. Er beherrschte vornehmlich
den Kontrabass und das Horn, konnte aber auch sonst
mit
jeder Art von Streichinstrument umgehen. Diese
Flexibilität erleichterte ihm die Suche nach Arbeit in
seinem Musiker-Handwerk. Wenn er nicht gerade den
Kontrabass in der Hamburger Philharmonie spielte, war er
in Lokalen auf Tanzveranstaltungen zu finden, wo er
aufspielte, um für sich und die Familie den
Lebensunterhalt zu verdienen, der ohnehin recht
bescheiden war.
Johannes Brahms hatte noch einen jüngeren Bruder
(Friedrich Brahms, 1835-1886) und eine ältere Schwester
(Elisabeth Wilhelmine, 1831-1892). Dass man ein
Handwerk, egal um welches es sich handelte, gut und
zuverlässig auszuüben hatte, gehörte für Vater Brahms
zur Selbstverständlichkeit. Das vermittelte er auch
seinen beiden Söhnen, von denen wenigstens einer,
nämlich Johannes, in seines Vaters Fußstapfen treten
sollte. Deshalb unterrichtete der Vater den Jungen ab
dessen siebtem Lebensjahr auf den Orchesterinstrumenten,
die er selbst auch zu spielen vermochte mit dem Ziel,
den Jungen zur Unterstützung beim Erwerb des
Lebensunterhaltes heranzuziehen.
Es stellte sich jedoch bald heraus, dass der Junge
gerade am Klavier interessiert war, einem Instrument,
das nicht den Orchesterinstrumenten zuzuordnen war. Der
Vater, der das erkannte, zögerte nicht und sorgte dafür,
dass der kleine Johannes fundierten Unterricht bekam. So
wurde Otto Friedrich Willibald Cossel (1813-1856) der
erste Klavierlehrer des Jungen. Cossel bemerkte, dass
der Knabe ihn recht schnell übertraf. Als Johannes 1843
zum ersten Mal öffentlich auftrat, war die allgemeine
Begeisterung über das Wunderkind am Klavier so groß,
dass daraufhin eine Einladung zu einer
Amerika-Konzertreise kam, die Cossel jedoch zu
verhindern wusste, um stattdessen das Talent des Jungen
ausgiebiger zu fördern. Er übergab den elfjährigen
Knaben der Obhut von Eduard Marxsen (1806-1887), der zu
jener Zeit ein gefeierter Pianist und angesehener
Komponist war.
Zehn Jahre lang war Marxsen Brahms Lehrer und
musikalischer Mentor. Von ihm erhielt Brahms einen
umfassenden Unterricht und lernte auch die Grundlagen
der Musiktheorie sowie der Komposition. Marxsen gab an
Brahms auch die Liebe zum Volksliedgut weiter. Der
Lehrer, der das Genie seines Schülers längst erkannt
hatte, wurde später von diesem bedacht, denn Brahms
„Zweites Klavierkonzert in B-Dur op. 83“ hat er ihm
zugeeignet.
Die Laufbahn als Musiker
Brahms lernte 1853 während seiner ersten, eigenen
Konzertreise den renommierten Geiger Joseph Joachim
(1831-1907) kennen. Aus dieser Begegnung wurde eine enge
Freundschaft, der Brahms auch die Bekanntschaft mit
Franz Liszt (1811-1886) verdankte, den er in Weimar
kennenlernte, später auch Richard Wagner (1813-1883).
Für ihn war allerdings das Zusammentreffen mit der
Familie Schumann wesentlich entscheidender, die er auf
Joachims Anraten in Düsseldorf aufsuchte. Robert
Schumann (1810-1856), den Brahms um eine Beurteilung
seines Könnens zu Rate zog, war von dem jungen Musiker
begeistert. Er äußerste sich öffentlich und förderte
Brahms, so gut er konnte. Das brachte Brahms fast über
Nacht viele neue Interessenten, die seine Musik hören
wollten. Durch Schumanns Fürsprache bei den
Musikverlagen gelangen Brahms Werke an die
Öffentlichkeit und fanden großen Zuspruch. Auch mit der
Ehefrau Schumanns, der damals schon sehr bekannten
Pianistin Clara Schumann (1819-1896) verband Brahms eine
tiefe Freundschaft, nach Schumanns Einweisung in die
Nervenheilanstalt sogar eine leidenschaftliche Affäre,
wobei sich Brahms stets bemühte, Clara Schumann und ihre
sieben Kinder tatkräftig zu unterstützen. Er begleitete
sie auch des Öfteren auf ihren Konzertreisen. Als Robert
Schumann 1856 starb, verließ Brahms Düsseldorf, blieb
der Witwe aber ein Leben lang getreulich in Freundschaft
verbunden.
Brahms ging 1858 eine kurze Beziehung mit Agathe von
Siebold (1835-1909) ein, verlobte sich mit der Göttinger
Arzttochter und Sängerin, trennte sich jedoch kurz
darauf wieder von ihr. Er konnte Clara Schumann nicht
vergessen und glaubte zudem, eine Familie würde ihm in
seinem Schaffen nur hinderlich sein.
Brahms’ nächste Station war dann Detmold, wo er am
Fürstenhof u. a. als Chordirigent arbeitete, komponierte
und nun auch selbst Klavierunterricht gab. Er bemühte
sich
1862 um die Dirigentenstelle an
der Hamburger
Singakademie und gleichzeitig um die Leitung der
Philharmonie. Beide Bewerbungen wurden abschlägig
beantwortet. Brahms ging deshalb nach Wien, das zu jener
Zeit ein europäisches Zentrum der Musik und der Kultur
war. Er machte zahlreiche neue Erfahrungen bei seinen
Konzerten und lernte viele Künstlerkollegen kennen, von
denen einige recht einflussreich waren. Als er nach acht
Monaten nach Hamburg zurückkehrte, war er in Wien
zwischenzeitlich zum Dirigenten der Wiener Singakademie
berufen worden, also ging er zurück, gab diese Stellung
aber 1864 wieder auf.
Im Jahr 1865 vollendete Brahms sein „Deutsches Requiem“,
eines seiner bedeutendsten Werke. Es wurde
1868 in
Bremen uraufgeführt und machte ihn schlagartig über die
deutschen Grenzen hinaus bekannt. Man nahm ihn zunehmend
mit großer Anerkennung wahr.
In den Jahren 1872 bis 1875 übernahm Brahms erneut die
Leitung der Wiener Singakademie und wurde auch Direktor
der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Er wurde in
der Donaustadt heimisch, hielt sich nur zwischenzeitlich
immer wieder in Lichtenthal bei Baden-Baden auf, wo er
sich ab 1865 eine Wohnung gemietet hatte, um Clara
Schumann beizustehen, die von Düsseldorf in diese
Kurstadt umgezogen war. Dort gab er auch Konzerte und
hatte einen erlesenen Kreis von Künstlerfreunden um
sich. Doch letztendlich blieb ihm Wien die tatsächliche
zweite Heimat.
Mittlerweile war Johannes Brahms ein sehr gefragter und
erfolgreicher Konzertpianist, so dass er durch seine
Auftritte in der Lage war, seine Lebensunterhalt
freiberuflich zu bestreiten und sich also intensiv
seiner Kompositionsarbeit widmen konnte. Brahms’
musikalisches Wirken wurde u. a. durch die
Ehrendoktorwürde der Universität Breslau gewürdigt, die
er 1878 bekam. 1886 ernannte man ihn zum
Ehrenpräsidenten des Wiener Tonkünstlervereins und 1887
wurde er zum Ritter des Ordens „Pour le mérite“ für
Wissenschaft und Künste ernannt. Seine Geburtsstadt
Hamburg machte Brahms
1889 zum Ehrenbürger der Stadt.
Am 3. April 1897 starb Johannes Brahms in Wien und wurde
dort auf dem Zentralfriedhof bestattet.
Brahms Wirken und seine Werke
Zeitlebens war Brahms ein Gegner der Neuen Deutschen
Musik, deren namhafteste Vertreter Franz Liszt
und
Richard Wagner waren und deren Werke er zum größten Teil
künstlerisch ablehnte. Bereits 1860 hatte er ein
Manifest gegen die Fortschrittlichkeit der sogenannten
Programmmusik verfasst, in dem er massiv als Verfechter
des humanistischen, klassischen Erbes auftrat und sich
u. a. als „Antiwagnerianer“ zu erkennen gab.
Zu den bedeutendsten Kompositionen von Brahms gehört das
„Deutsche Requiem“. Es ist ein nichtliturgisches
Requiem, dem deutsche Bibeltexte zugrunde liegen.
Bekannt wurden besonders seine „Fünf Ungarischen Tänze“,
die er zwischen 1874 und 1876 komponierte. Außerdem
schrieb Brahms zahlreiche Lieder und bearbeitete
Volkslieder. Es entstanden vier Symphonien (1877, 1878,
1884, 1886), Klavierkonzerte und Sonaten, ebenso viele
Orchesterkompositionen.
Brahms knüpfte konsequent an die klassischen Traditionen
in der Musik an und bemühte sich um den Erhalt des
musikalischen Beethoven-Erbes. Seine Werke sind von
leidenschaftlicher Melodik und volkstümlichen Elementen
durchrungen. Während man zu seinen Lebzeiten seine Werke
teilweise als zu schwer und sogar als unspielbar
bezeichnete, gehören sie heute zum guten
Standardrepertoire eines jeden Orchesters.
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