Komödie und Kabarett in Deutschland
Bereits die antike Dramentheorie kannte eine
Einteilung der Stücke in Tragödien und Komödien, um
so den Bedürfnissen des Publikums entsprechen zu
können: Das Lachen und das Weinen sind elementare
menschliche Regungen, mit denen sich jeder
identifizieren kann. Vor allem Komödien waren
aufgrund ihrer erheiternden Wirkung von jeher
beliebt und konnten zahlreiche Zuschauer anlocken.
Auch heute noch zählt das Lachen, das Mitlachen oder
auch das Auslachen zu den Grundbedürfnissen der
Adressaten der Unterhaltungsindustrie. Aus diesem
Grund bildeten sich auch in Deutschland zahlreiche
Formate heraus, die diesen Publikumswünschen
entsprechen sollten.
Eine Sammelbezeichnung dieser Kleinkunstprogramme
findet sich unter dem Begriff "Comedy". Der
englischsprachige Terminus entspricht in korrekter
deutscher Übersetzung zwar demjenigen der "Komödie",
stellt jedoch kein Synonym zu dieser dar und ist
nicht gleichwertig zu gebrauchen. "Comedy" fasst ein
Konglomerat verschiedenster Formen der belustigenden
Unterhaltung zusammen und wird sowohl im Bereich des
Fernsehens als auch in jenem des Rundfunks
gebraucht. Zur Comedy zählen Stand-up-Comedians mit
ihren Einzelprogrammen auf Bühnen und vor
Kameras
ebenso wie Sketch-Shows oder Mixed-Shows im
Fernsehprogramm.
Die eigentlichen Wurzeln dieses Genres, das aktuell
ein buntes Konglomerat aus verschiedensten
Unterhaltungsformaten ist, liegen beim Kabarett, das
inhaltlich stärker die gesellschaftskritische Nuance
sowie den künstlerisch-ästhetischen Mehrwert betont.
Bereits im frühen 20. Jahrhundert bildeten sich
unter französischem Einfluss in Deutschland erste
kabarettistische Gruppen und Veranstaltungen heraus.
Zu den populärsten Stars der damaligen Zeit zählt
Otto Reutter, der bereits vor Beginn des Ersten
Weltkriegs große Erfolge feierte und etwa ab
1919
wieder
an seine Erfolge anknüpfen konnte, nachdem
die strenge Zensur des Kaiserreichs verbannt worden
war. Gerade in den
30er Jahren des 20. Jahrhunderts blühte
diese Form der Kleinkunst zusehends auf,
komödiantische Künstler wie
Karl
Valentin, Isa Vermehren oder Werner Finck
wussten mit ihrem Programm zu überzeugen.
Das Kabarett galt damals als wichtige und angesehene
künstlerische Institution und wurde von bedeutenden
Künstlern und
Schriftstellern mit Texten versorgt,
beispielsweise von
Kurt Tucholsky,
Erich
Kästner oder auch den Geschwistern
Erika und
Klaus Mann, die gemeinsam mit Freunden das
politische Ensemble „Die Pfeffermühle“ gründeten.
Mit dem Einbruch des Zweiten Weltkriegs und der
Vorherrschaft der NSDAP wurde den kabarettistischen
Formaten die Erlaubnis zur Aufführung verwehrt,
pointierte Kritik auf hohem Niveau war weder gefragt
noch erwünscht. Erst ab
1945
begann auch in kultureller Hinsicht ein
Wiederaufbau. Gerade in Ostdeutschland war die
komödiantische Kleinkunst von großen Erfolgen
geprägt.
In den
60er Jahren konnte vor allem
Heinz Erhardt mit seinem Wortwitz
überzeugen, während im Folgejahrzehnt mehr und mehr
kabarettistische TV-Sendungen das Bühnenprogramm
zurückdrängten. Zwar galt Kabarett nach wie vor als
angesehne künstlerische Institution und war vor
allem hinsichtlich der den Zeitgeist aufgreifenden
Formate gefragt und geachtet, jedoch sah es sich
durch die Etablierung der Fernsehunterhaltung und
vor allem durch das aufkommende Privatfernsehen mehr
und mehr bedrängt. Die Schwerpunktsetzung der
öffentlich-rechtlichen Sender und der dritten
Programme räumt kabarettistisch geprägten Sendungen
nach wie vor Raum ein, jedoch werden sie zusehends
in den Privatsendern durch Comedysendungen,
Sketchshows oder abendfüllenden Unterhaltungsshows
verdrängt, die satirische und zeitkritische Elemente
zugunsten des Lacheffekts in den Hintergrund treten
lassen.