Biografie Erich Kästner Lebenslauf
Erich Kästner wurde am 23. Februar
1899 in Dresden geboren, wo er in bescheidenen, aber
geordneten Verhältnissen aufwuchs. Eine Ausbildung
zum Volksschullehrer brach er ab, da ihm das streng
autoritäre Erziehungssystem überhaupt nicht behagte.
Mit dieser Einstellung hatte er natürlich während
der Grundausbildung für den Kriegsdienst einen
besonders schweren Stand. Aus dieser Zeit
resultierte nicht nur sein Antimilitarismus, sondern
auch eine Herzschwäche, die ihn als Andenken sein
Leben lang begleiten sollte.
Ein Jahr nach Kriegsende ging er nach Leipzig, um
Geschichte,
Philosophie, Germanistik und
Theaterwissenschaft zu studieren. Er profilierte
sich bei der Neuen Leipziger Zeitung als Journalist
und
Theaterkritiker. Die Honorare reichten sogar
aus, um das Studium zu finanzieren. Als seine
Beiträge immer mutiger und kritischer wurden, verlor
er 1927 seine Festanstellung, war aber weiter als
freier Mitarbeiter für die Zeitung tätig. In der
Folgezeit legte er sich vorsichtshalber mehrere
Pseudonyme zu.
Sein Wirken während der letzten sechs Jahre der
Weimarer Republik verschaffte ihm den Ruf eines der
bedeutendsten kritischen Denker Deutschlands. Er
behielt den Status des freien Mitarbeiters bei und
arbeitete für verschiedene Zeitungen. Neben dem 1929
veröffentlichten Kinderbuchklassiker "Emil und die
Detektive" der
1948 mit
Horst Buchholz verfilmt wurde, schrieb er hunderte Gedichte, Reportagen
und Kommentare zum aktuellen Geschehen. Die im
Rahmen der Neuen Sachlichkeit von Brecht initiierte
Gebrauchslyrik fand in Erich Kästner einen ihrer
wichtigsten Vertreter.
In den frühen
Dreißigern glänzte er mit dem
zeitkritischen Roman "Fabian - Die Geschichte eines
Moralisten" sowie den Kinderbüchern "Pünktchen und
Anton" und "Das fliegende Klassenzimmer".
Um sich weiterhin um seine Mutter kümmern und als
Chronist der weiteren Entwicklung seines Landes vor
Ort folgen zu können, blieb er auch nach Hitlers
Machtergreifung in Deutschland - selbst dann noch,
als er mit eigenen Augen sah, wie bei der großen
Bücherverbrennung Exemplare all seiner Werke unter
dem Ruf "Gegen Dekadenz und moralischen Zerfall!"
auf dem Scheiterhaufen landeten.
Nun rächte sich sein früherer Einsatz für
sozialistische Anliegen. Er durfte nichts mehr
veröffentlichen. Lediglich einige belanglose,
unterhaltsame Bücher erschienen bei einem Schweizer
Verlag. Doch irgendwann siegte Goebbels'
Prestigestreben über politische Vorbehalte. Unter
dem Pseudonym Berthold Bürger durfte Kästner 1942
das Drehbuch zu dem Fantasy-Klassiker "Münchhausen"
mit Hans Albers in der Hauptrolle verfassen. Dem
Film tat diese Entscheidung gut - im Gegensatz zur
Karriere des für Kästners Einsatz verantwortlichen
Fritz Hippler, den der vom Ergebnis enttäuschte
Goebbels zum Propagandaeinsatz an die Front schicken
ließ.
Das Kriegsende erlebte Kästner in Tirol, wohin er
unter dem Vorwand, einen Film zu drehen, aus dem von
Bombern attackierten Berlin geflüchtet war. Danach
zog er nach München, wo er eine Anstellung als
Journalist fand, die Kinder- und Jugendzeitschrift
"Pinguin" herausgab und sich dem Kabarett zuwandte.
Letzteres gab ihm die Möglichkeit, auf seine Art zur
Vergangenheitsbewältigung zu mahnen. Dass die neu
gegründete Bundesrepublik sich statt dessen im
Wirtschaftswunder sonnte und von der
Wiederbewaffnung träumte, desillusionierte ihn
völlig, was mit zu seinen Alkoholproblemen beitrug.
Neben seiner langjährigen P.E.N.-Präsidentschaft
machte er nun vor allem als Redner bei Ostermärschen
auf sich aufmerksam. Dass er nicht in Vergessenheit
geriet, war fast ausschließlich seinen Kinderbüchern
zu verdanken. Noch bevor sein journalistisches
Wirken der Jahre 1927-1933 und die literarische
Bedeutung des "Fabian" ausreichende Würdigung
fanden, verstarb Erich Kästner am 29. Juli 1974 in
einem Münchner Krankenhaus.