Länderinfo Venezuela
Die vorkolumbianische Geschichte des südamerikanischen Karibik-Landes Venezuela
ist relativ wenig erforscht. Das Gebiet war im Norden und Osten vor allem von
karibischen Sprachen sprechenden indigenen Völkern und im Westen von zur
Arawak-Sprachengruppe zählenden Ethnien besiedelt. Eine Sonderrolle spielten die
Warao mit ihrer mit keinem anderen Idiom verwandten Sprache. Die Warao hatten
sich vor den steten Angriffen von Arwawaks und Kariben durch Rückzug auf die
fast unzugängliche Inselwelt des Orinoco-Deltas geschützt, wo sie sich später
auch den Zugriffen der Kolonialmacht und des venezolanischen Staates erfolgreich
entziehen konnten.
1498 kamen zum ersten Mal Europäer in das Land. Auf ihrer dritten Amerika-Reise
erreichten Christoph Kolumbus und seine Mannschaft, die bis dahin in Amerika
ausschließlich an Inseln gelandet waren, am Ostabschnitt der Venezuela-Küste
erstmals Festland in der Neuen Welt. Sie nahmen das Land für Spanien
in Besitz. Ein Jahr später erkundete der Abkömmling einer verarmten
Adelsfamilie, Alonso de Ojeda (Hojeda), in der Hoffnung auf Beute das von
Kolumbus entdeckte Gebiet. Wegen der Pfahlbauten der Ureinwohner sollen die
Expeditionsteilnehmer das Gebiet in Anlehnung an die amphibische Situation
Venedigs „Venezuela“ („Klein-Venedig“) genannt haben. Nach einer anderen Theorie
wurde der Landesname von einem Indianer-Dorf mit der Benennung „Veneciuela“
abgeleitet.
Reiche Perlenvorkommen in der Region um die Insel Margarita lockten zahlreiche
europäische Glücksritter ins Land. Der bei dem Augsburger Bankhaus der Welser
verschuldete spanische König Carlos I. (als deutscher Kaiser: Karl V.)
verpfändete Venezuela 1528 zur Schuldentilgung an die Welser. Das Gebiet blieb
zwar formal spanisch, Nießbrauch (unveräußerliches Recht an einer Sache) und
Verwaltung wurden aber den „Welsern“ überlassen. Die spanische Krone erhoffte
sich von dem Überlassungs-Vertrag nicht nur schnelle ökonomische Vorteile,
sondern auch eine dauerhafte Erschließung des Gebiets. Zwar siedelten sich eine
Reihe von deutschen Siedlern in „Klein-Venedig“ (1529 Gründung von Neu-Nürnberg,
heute: Maracaibo) an, aber im Ergebnis war da Unternehmen ein Fehlschlag. 1546
wurde der Vertrag von Spanien gekündigt.
Die Kolonisierung des goldarmen Venezuela-Gebiets gestaltete sich schleppend.
1567 wurde Caracas gegründet. Die allmählich bedeutend werdende
Plantagenwirtschaft hatte die Einfuhr von zahlreichen afrikanischen
Arbeitssklaven zur Folge. Die indianische Bevölkerung wurde dezimiert. Das ab
1717 kolonialverwaltungsmäßig zum Vizekönigreich Neugranada gehörige Venezuela
erhielt erst 1777 eine eigene Verwaltungsstruktur (Generalkapitanat). Diese
Aufwertung stand im Zusammenhang mit der wachsenden Bedeutung Venezuelas als
lukrative Kakao- und Kaffeeexport-Kolonie.
Die Freiheitsbewegungen der Großregion (Unabhängigkeitserklärung englischer
Kolonien in Nordamerika (1776), Aufstand des Indianer-Führers Tupac Amaru II. in
Peru (1780)) schürten auch in Venezuela die Unzufriedenheit mit der kolonialen
Situation. Zwischen
1795 und
1806 wurden Rebellionen rasch niedergeschlagen.
Erst mit der Schwächung der spanischen Militärmacht durch die Napoleonischen
Kriege wurde der Unabhängigkeitskampf aussichtsreicher. Von 1810 bis
1823 tobten
die „Venezuelanischen Unabhängigkeitskriege“, in denen der südamerikanische
Freiheitsheld Simón Bolivar eine herausragende Rolle spielte.
1823 erreichte Venezuela als Teil der Republik Großkolumbien die Unabhängigkeit
von Spanien. Nach der Auflösung Großkolumbiens begann 1830 Venezuelas Geschichte
als selbständiger Staat. Es folgte die für Südamerika des
19. Jahrhunderts
typische rasche Folge von Regierungswechseln als Folge eines dauernden Konflikts
zwischen konservativen und liberalen kreolischen Eliten. Die ständige
Instabilität der politischen Szene bewirkte zusammen mit dem Machtanspruch der
Armeeführung häufige Militärdiktaturen. Blutige Bürgerkriege, wie der „Guerra
Federal“ (1859-1863), kosteten hunderttausenden Venezolanern das Leben.
Auch im
20. Jahrhundert dominierten zunächst autoritäre Militärdiktatoren. Die
Entdeckung von Erdöl (1917) veränderte das Agrarland binnen weniger Jahrzehnte
und machte es zu einem der wirtschaftlich stärksten Staaten in Lateinamerika. In
den
1940er Jahren begann sich mit der Gründung der sozialdemokratischen Acción
Democrática (AD) und der christdemokratischen COPEI (Comité de Organización
Política Electoral Independiente) eine Parteienlandschaft zu entwickeln, die zur
Grundlage für eine allmähliche Stabilisierung der innenpolitischen Lage wurde.
Zwar gab es mit erneuten Militärdiktaturen zwischen 1948 und
1958 einen
Rückschlag in der demokratischen Entwicklung des Landes, der aber ab
1958 eine
für lateinamerikanische Verhältnisse außergewöhnliche Phase friedlicher
Machtwechsel aufgrund von Wahlen folgte.
Die durch den Preisverfall am Ölmarkt 1983 ausgelöste Rezession stellte die
Demokratie in Venezuela mehrmals vor große Bewährungsproben mit Hungerrevolten
und Putschversuchen. 1998 kam der linksgerichtete Populist Hugo Chavez, der
1992
an einem Putschversuch beteiligt gewesen war, durch Wahlen an die Macht. 2006
und
2012 wurde Präsident Chavez in seinem Amt von den Wählern bestätigt. Chavez,
der insbesondere in der Dritten Welt wegen seiner exponierten Anti-USA-Politik
viele Sympathisanten gewinnen konnte, starb 2013 an Krebs.
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