Länderinfo Guinea Geschichte
Das im Westen Afrikas gelegene Guinea galt lange als Sinnbild Afrikas schlechthin. Fortwährend von europäischen Mächten umworben, hatte das Land früh Wohlstand mit Handel erworben, bis es später Französische Kolonie wurde. Wie viele ehemalige Kolonien zerfiel die politische Kultur nach der Unabhängigkeit schnell und ließen das Land im Chaos versinken.

Frühzeit
Westafrika war lange Zeit Heimat nomadisierender Stämme. Die nach der letzten Eiszeit einsetzende Wüstenausbreitung hatte aus dem einstmals blühenden Teil Afrikas eine zunehmende trockene Region gemacht. Um 900 wanderten erste sesshafte Stämme, wie die Mandigue, ein. In dieser Zeit wurde Guinea massiv vom Ghana-Reich beeinflusst. Im 12. Jahrhundert eroberte das Mali-Reich den westlichen Teil Guineas, von Norden kam das Gebiet unter mauretanischen, im Süden unter senegalesischen Einfluss. Nachdem 1235 die Sosso, ein hier siedelnder Stamm, von Mali besiegt worden war, hatte sich das Mali-Reich als beherrschende Macht durchgesetzt. Die Handelskontakte in den Norden führten zur Ausbreitung und Annahme des Islam als Religion. Nach dem Zusammenbruch des Mali-Reiches füllte das Songhai-Reich das entstandene Machtvakuum. Ab dem 14. Jahrhundert wanderten die nomadisierenden Fulbe in das Gebiet ein.


Neuzeit
Die ersten Europäer waren die Portugiesen auf der Suche nach den lukrativen Handelswegen nach Indien. Antonio Fernandez erkundete das Land 1445. Die Portugiesen errichteten nur kleine Handelsstationen und keine dauerhafte Kolonie. Sie unterhielten lediglich Beziehungen zu den lokalen Herrschern und handelten mit Elfenbein und Sklaven. Die islamischen Fürsten Guineas waren allesamt zu stark, so dass die Portugiesen, aber auch die Briten und Niederländer später, nicht Fuß fassen konnten. Die Fulbe, ein nomadisierender Stamm, gründeten 1726 ein mächtiges Reich. Sie wurden zur maßgeblichen Macht im guineischen Raum. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts stießen die Europäer wieder in dieses Gebiet vor, vor allem Briten und Franzosen. Während die Briten nördlich Guineas bereits Stationen hatten und die Portugiesen ihre alten Stützpunkte noch behaupteten, setzten sich die Franzosen in die bislang noch nicht beanspruchten Gebiete und drangen auch ins Landesinnere vor. Das Deutsche Reich entwickelte ein eigenes Interesse, musste aber seine Pläne für die Region 1885 aufgeben. 1882 hatte Touré das Wassoulou-Reich gegründet, das eine Erweiterung des alten Fulbe-Reiches war. Er rief zum Jihad von Fulbe auf und eroberte neben den Fulbe-Territorien auch angrenzende Gebiete. Er berief sich auf eine Rückbesinnung muslimischer Traditionen. Frankreich versuchte deshalb, seine Macht zu begrenzen. 1892 kam es zum Krieg mit den Fulbe, der mit der Zerstörung des Reiches 1893 endete. Im gleichen Jahr wurde Guinea als Teil Französisch-Westafrikas Kolonie. Die Franzosen eroberten die letzten Bastionen der Fulbe, deren Reich 1905 vollständig zu existieren aufhörte. Während der Kolonialzeit griffen die Franzosen hart durch. Guineer kämpften während beider Weltkriege an der Seite Frankreichs. Guinea war im Zweiten Weltkrieg Anfangs Teil Vichy-Frankreichs, später des Freien Frankreichs. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann auch in diesem Land die Forderung nach mehr Selbständigkeit zu keimen. Frankreich, das sich keine größeren Territorien mehr leisten konnte, gab dem Land innerhalb der Französischen Gemeinschaft mehr Autonomie und letztlich auch die Unabhängigkeit.

Moderne
Eine Volksabstimmung führte 1958 zur Unabhängigkeit von Frankreich. Die sogenannte Erste Republik unter Präsident Ahmed Sekou Touré übte eine massiv antifranzösische Politik aus, die das Land auf lange Sicht vom Mutterland entfremdete. Touré regierte durchgehend autoritär, was 1970 zu einer Intervention Portugals führte. Zusammen mit Exilguineern versuchte das Land, die Regierung zu stürzen, was letztlich scheiterte. In der Zweiten Republik unter Präsident Lasana Conté seit 1984 wurde eine zunehmend frankophile Politik vertreten. Die hohe Korruption sowie die zunehmend außenpolitische Destabilisierung mit Sierra Leone und Liberia führten zu einer massiv instabilen Regierung. Obwohl Conté 1994 und 1998 wiedergewählt wurde, verlor er zunehmend an Rückhalt. 1990 brach zudem ein Bürgerkrieg in Sierra Leone und Liberia aus, der die gesamte Region vollends destabilisierte. Mit der zweiten Amtszeit Präsident Contés wurde die Dritte Republik ausgerufen. 1996 kam es zu großen Ausschreitungen, an denen auch die Nachbarländer Anteil hatten. Es kam zu einem politischen Stillstand, da Conté zunehmend regierungsunfähig wurde. Ein Generalstreik im Jahr 2007 führte zur Entmachtung Contés. 2008 putschte das Militär. Conté kam während des Umsturzversuches ums Leben und zur Übergangsregierung kam General Chamara an die Macht. Der neue Präsident Konaté wurde 2009 gewählt und stellte eine Übergangsregierung. Alpha Condé gewann die 2010 durchgeführten Neuwahlen und stellt seitdem die Regierung Guineas, die versucht, die Hinterlassenschaften aus zwei Jahrzehnten Diktatur und Bürgerkrieg aufzuarbeiten.
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