Länderinfo Armenien Geschichte

Armenien ist ein kleines Land im Transkaukasus, einer Region, die seit Jahrtausenden eine Pufferzone der Kulturen ist: zwischen Rom und Persien, Christentum und Islam, Russland und Osmanen. Dies hat Armenien geprägt. Aber dennoch haben die Armenier ihre eigene Kultur behalten können, auch wenn sie dafür einen hohen Preis gezahlt haben. Noch heute ist Armenien einer der großen Konfliktherde dieser Welt.

Frühzeit
Die Region Armenien ist schon sehr früh besiedelt worden und auch ein Zentrum der frühen Metallurgie. Vor allem die Kura-Araxes-Kultur sollte Erwähnung finden, deren frühe Kupfertechnologie wahrscheinlich auch Impulse nach Mitteleuropa sendete. Im 8. Jahrhundert v. Chr. entstanden Siedlungen der Urartäer. Armenien wurde in den folgenden Jahrhunderten jedoch von den Parthern kontrolliert. Unter Alexander dem Großen wurde die gesamte Region hellenistisch und wurde nach seinem Tode von den Seleukiden beherrscht. Als sich das Römische Reich nach Osten ausdehnte, kam es zu den ersten Konflikten mit den Persern. Die Perser konnten sich durchsetzen und wurden auch von den Römern geduldet. 313 wurde Armenien christlich und damit der älteste christliche Staat der Welt. Das praktizierte Christentum jedoch stand in Opposition zum byzantinischen Christentum. Vor allem der Patriarch von Konstantinopel forderte von den Armeniern viele Zugeständnisse. Dies brachte Armenien ab 500 immer mehr in die Isolation. Ab 600 kam auch die Bedrohung durch den sich ausbreitenden Islam hinzu, die von den Byzantinern zwar erkannt, aber politisch ungeschickt gelöst wurde. Statt Armenien als christliches Land zu beschützen, bestanden die Patriarchen weiterhin auf ihren Forderungen. 640 wurde Armenien von den Arabern erobert. Doch Armenien ergab sich freiwillig dem Islam, weil Kaiser und Patriarch in Byzanz nicht von ihren Forderungen weichen wollten.

Mittelalter und Neuzeit
Nach der arabischen Invasion und der Zugehörigkeit zum arabischen Kulturkreis brach die kulturelle Blüte in Armenien ab. Armenien war freiwillig Arabien beigetreten, weil Byzanz die Forderung nach der Anerkennung des Vertrags von Chalcedon weiterhin forderte. Dieser unglückliche politische Schachzug kostete Byzanz die Pufferzone. Die überwiegend christlichen Armenier wurden als Ungläubige zu Menschen ohne Recht. Die Zuwanderung von Türken aus Zentralasien und die Machtverschiebung innerhalb Arabiens zugunsten der Osmanen brachte einen weiteren Einschnitt. Armenien war zwar arabisch, aber stets ein Pufferstaat zwischen Byzanz und Arabien. Mit dem Fall des Byzantinischen Reiches 1453 jedoch nahm die Zuwanderung von Türken immer mehr zu. Armenien war nun kein Randstaat mehr, dem besondere Privilegien zu Teil geworden war, sondern eine Provinz des Osmanischen Reiches. Die islamische Kultur prägte die nächsten vierhundert Jahre. Dennoch haben sich die Armenier ihren christlichen Glauben bewahrt und ab dem 18. Jahrhundert forderten auch sie, im Zuge der nationalen Bewegungen, immer mehr ihre Unabhängigkeit und begannen eine eigene nationale Identität aufzubauen. Bis 1918 jedoch verblieb Armenien ein Teil des Osmanischen Reiches, während andere Regionen des Landes unter russische Herrschaft fielen.

Moderne
Das russische Zarenreich, das ab dem 18. Jahrhundert immer weiter nach Osten und Süden expandierte, konnte sich im 19. Jahrhundert immer größer werdende Gebiete des Osmanischen Reiches einverleiben. Nach dem Zehnten Russisch-Türkischen Krieg wurden große Teile des Kaukasus russisch. Der Rest verblieb im Osmanischen Reich, in dem sich die Spannungen gegen die Armenier immer mehr vergrößerten. 1909 kam es zum Massaker von Adana. 1915 begann der Völkermord an den Armeniern, der über 1,5 Millionen Armeniern das Leben kostete. Durch den Ersten Weltkrieg gingen sowohl das russische Zarenreich wie auch das Osmanische Reich unter und den Armeniern ergab sich die erste Möglichkeit der Unabhängigkeit.

Mit dem Ende des Zarenreiches brachen auch die beherrschten Gebiete von diesem ab und konnten sich mit dem türkisch kontrollierten Armenien zusammenschließen und das neue Armenien forderte die Unabhängigkeit, die ihm auch 1919 zugesichert wurde. Jedoch wurde diese während der Pariser Verträge gemachte Zusicherung niemals ratifiziert. 1920 gründete sich dann die Armenische Sowjetrepublik und zusammen mit Georgien und Aserbaidschan ging Armenien als Transkaukasische Sowjetrepublik in der UdSSR auf. Erst 1936 erhielt Armenien als Armenische Sowjetrepublik wieder eine Teilautonomie. Bis Anfang der 1990er Jahre sollte Moskau diese Region kontrollieren. Ethnische, aber auch wirtschaftliche Konflikte ließen Transkaukasien aber während der sowjetischen Zeit zu einer enormen Unruheregion werden.

Mit der Perestroika und der Schwäche der UdSSR Ende der 1980er-Jahre wuchsen auch die Unabhängigkeitsbestrebungen wieder an. Armenien konnte sich 1991 für unabhängig erklären. Die armenische Demokratie ist jedoch sehr instabil. Wahlen waren häufig manipuliert worden. Besonders die Kämpfe um die Region Bergkarabach, aber auch Korruption im Land, stellen ein großes Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung in Armenien dar. Hinzu kommen die gespannten Beziehungen zur Türkei, die seit 2009 im Rahmen von Abkommen zwar abgenommen, aber nicht beseitigt wurden. Armenien stellt auch heute noch ein sehr großes Problem im Kaukasus-Gebiet dar und es wird noch einige Zeit dauern, bis sich die Wirtschaft dieses Landes erholt hat.