Musikchronik 1974 - Abba startete mit „Waterloo“
1974 bestimmten Glam Rock, Disco Funk sowie Pop Rock
und Hard Rock neben ausgesprochenen
Schmuse-Schnulzen die U-Musik-Welt. 1974 war auch
das Jahr, in dem eine schwedische Gruppe, die bis
Anfang der 80er Jahre das Segment Rock Pop
dominieren sollte, ihren Durchbruch auf
internationaler Ebene hatte: „Abba“. Die Gruppe
schuf eine Art „Esperanto der Popmusik“, so
Musikexperte Thomas Böhm 1987, mit eingängigen
Melodien, die weltweit gleichermaßen zum Mitwippen
und Mitpfeifen animierten. Der erste in der langen
Reihe von Abba-Esperanto-Hits war der Song
„Waterloo“, mit dem die beiden Schwedenpärchen
Agnetha, Benny, Björn und Anni-Frid (Frida) (plus
der „fünfte Abba“ Manager Stig Anderson) am 6. April
im englischen Brighton beim European Song Contest
(außerhalb des Vereinigten Königreichs bis 1992
zumeist noch „Grand Prix Eurovision de la Chanson“
genannt) antraten. Das Lied traf punktgenau in den
Nerv der Zeit und wurde ein Millionenhit. In
deutschen Medien wurde am Rande des Riesenerfolgs
der Gruppe häufig angemerkt, dass ein Viertel der
Abba-Sänger zur Hälfte deutscher Abstammung sei:
Vater der 1945 geborenen Norwegerin Anni-Frid Synni
Lyngstad war ein deutscher Soldat aus Franken
gewesen. Nach „Waterloo“ landeten Abba mit „Honey
Honey“ ihren zweiten 1974er Welthit. Das kurz darauf
lancierte Stück „So Long“ konnte zwar nicht an die
Verkaufszahlen der beiden Vorgängerhits anknüpfen,
der Dauererfolg der Gruppe war aber letztlich in den
Folgejahren nicht mehr aufzuhalten.
Sehr gut im Geschäft waren 1974 auch die stets für
volle Tanzflächen sorgenden Glam-Rocker der
britischen Gruppe The Sweet. Die Süßen mit den
prollig verschnittenen Langfrisuren stürmten 1974
vor allem mit „Teenage Rampage“ die Charts.
Ähnlichen Geschmack treffend und ähnlichen
Hit-Erfolg hatten die 1966 vom
Elvis-Presley-Imitator Les Gray formierte englische
Gruppe Mud mit ihrem Titel „Tiger Feet“ sowie die
ständig kindische Mützen tragenden Mud-Landsleute
der Gruppe The Rubettes mit ihrem größten Hit „Sugar
Baby Love“, dem im selben Jahr noch „Juke Box Jive“
folgte. 1974 wurde die Disco-Szene von zwei
afroamerikanischen Macho-Männern wesentlich
bestimmt. Der auf Pop und R & B abonnierte US-Sänger
George McCrae verbreitete mit seinem „Rock Your
Baby“ tanzbare Sinnlichkeit in den Diskotheken. Sein
jamaikanischer Kollege Carl Douglas sprach mit
seinem einzigen Hit „Kung Fu Fighting“ eher
Freunde
von zappeligen Tanz-Bewegungen an.
Disco-lastiges im Jahr 1974
Disco-lastig waren auch Shirley & Company mit „Shame
Shame“ und Barry White „Can´t Get Enough Of Your
Love Babe“. Mit Mainstream-Rock schafften es Bad
Company („Can´t Get Enough“), Supertramp mit „Dreamer“,
Queen mit „Killer Queen“, Grand Funk Railroad mit „Loco-Motion“
und Bachmann Turner Overdrive mit „You Aint Seen
Nothing Yet“ in die Hitlisten. Den Spagat zwischen
Kommerz und Anspruch schafften David Bowie in seinem
letzten Jahr seiner glamigen Ziggy-Stardust-Periode
mit „Rebel Rebel“ und “Diamond Dogs“ sowie Eric
Clapton mit seinem elegischen „I Shot The Sheriff“.
Für manchen Musikhörer mehrere Spuren zu süßlich
waren 1974er-Top-Schmusies wie Neil Sedakas „Laughter
In The Rain“ , Andy Kims „Rock Me Gently“, „Seasons
In The Sun“ von Terry Jacks, Lobos „I’d Love You to
Want Me“ oder „Streets Of London“ von Ralph McTell.
Nur im deutschsprachigen Raum wurde sich 1974 über
„Theo, wir fahr´n nach Lodz“ und Michael Holms
„Tränen lügen nicht“ hitmäßig gefreut.
Headbangers kamen bei „Down Down“ von Status Quo,
bei Nazareths „This Flight Tonight“ und bei „Sweet
Home Alabama“ von Lynyrd Skynyrd auf ihre Kosten.
Für Momente, in denen mehr oder weniger romantische
Frauen-Power verlangt wurde, waren die Damen-Hits „Help
Me“ (Joni Mitchell) und "You´re No Good“ (Linda
Ronstadt) 1974 ausgezeichnet platziert.
Vom Grand Prix
Eurovision zur Weltkarriere
Die 1971 gegründete Band
ABBA
siegte beim Grand Prix Eurovision mit "Waterloo"
ganz deutlich vor den anderen Teilnehmern, danach
folgte eine Beispiellose Kariere mit zahlreichen
Hits.
Debüts und
Neuerscheinungen 1974
Tina Turner bringt Ihr erstes
Soloalbum "Tina Turns the Country On" auf den Markt.
Chris de Burgh veröffentlichte sein erstes
Studioalbum "Far Beyond These Castle Walls".
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