Kommunistische Partei Deutschland
Die
1918/19 gegründete Kommunistische Partei
Deutschlands (KPD) verstand sich als Teil der
kommunistischen Internationale, die unter der
Führung der Kommunistischen Partei Russlands
(Bolschewiki) (seit 1952 KPdSU) das marxistische
Ideal von der Diktatur des Proletariats mit
revolutionären Mitteln beziehungsweise, falls es aus
taktischen Gründen angezeigt sein sollte, auch
gegebenenfalls auf bürgerlich-parlamentarischem Weg
zu verwirklichen. Die Geschichte der KPD war von
heftigen internen Ideologie-Konflikten und häufig
auch gewalttätig ausgetragenen Auseinandersetzungen
mit Gegnern aus anderen politischen Lagern geprägt.
Viele tausend KPD-Mitglieder fielen als Kämpfer
der Internationalen Brigaden im Spanischen
Bürgerkrieg, starben bei Aufständen in der Weimarer
Republik, wurden Opfer stalinistischer Säuberungen
oder kamen während der NS-Zeit in
Konzentrationslagern um.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verschmolz die KPD in der
sowjetischen Besatzungszone mit der dortigen SPD zur
SED und bildete in der
1949 gegründeten DDR bis kurz
vor deren Ende die Staatspartei. Die im ersten
Bundestag der frühen Bundesrepublik noch vertretene
(West-)KPD wurde
1956 verboten. 1968 entstand mit
der DKP eine nie über den Rang einer linken
Splitterpartei hinausgekommene Nachfolgepartei der
KPD. Einige andere, von der Mitgliederstärke noch
schwächere Mini-Parteien beanspruchten ebenfalls die
Nachfolge der KPD und unterstrichen diesen Anspruch
durch die Führung des Kürzels „KPD“ in ihrem
Parteinamen. Dazu gehörten vor allem die zwischen
1968 und 1986 bestehende KPD/ML (Kommunistische
Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten) und die
maoistische Kommunistische Partei Deutschlands
(Aufbauorganisation) (KPD-AO) (1970 bis 1980).
Die KPD ging auf eine innerhalb der Sozialdemokratie
in Opposition zur offiziellen „Burgfrieden“-Linie
der SPD im
Ersten Weltkrieg 1914 entstandenen Gruppe
um Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zurück, die
sich ab 1916 „Spartakusbund“ nannte. Nach der
Abspaltung der Unabhängigen Sozialdemokratischen
Partei (USPD) von der Mehrheits-SPD bildeten die
Spartakisten den linken Flügel der USPD. Im Zuge der
Novemberrevolution 1918, bei der Karl Liebknecht am
9. November die „Freie sozialistische Republik“
ausrief, lösten sich die Spartakisten wieder von der
USPD und gründeten nach einem dreitägigen
Gründungsparteitag im Festsaal des preußischen
Abgeordnetenhauses (30. Dezember 1918 – 1. Januar
1919) in Berlin die KPD. Ziel des vor allem von Rosa
Luxemburg entwickelten Programms der frühen KPD war
der Aufbau eines auf Rätebasis gründenden
Sozialismus.
Die KPD schloss sich dem am 5. Januar 1919
ausgebrochenen Aufstand der Revolutionären Obleute
gegen die parlamentarische Ausrichtung der Mehrheit
des vom MSPD-Vorsitzenden Ebert zunehmend
dominierten, als De-Facto-Reichsregierung
fungierenden „Rates der Volksbeauftragten“ an. Diese
später als „Spartakusaufstand“ in die Geschichte
eingegangene, sich reichsweit ausbreitende Rebellion
wurde bis zum 12. Januar 1919 von regierungstreuen
Truppen mit Unterstützung von rechtsradikalen
Freikorps blutig niedergeschlagen. Rosa Luxemburg
und Wilhelm Liebknecht wurden am 15. Januar 1919 von
Freikorpsmännern ermordet. Der „Spartakusaufstand“
zementierte eine dauerhafte Feindschaft zwischen von
Kommunisten später als „Sozialfaschisten“
verächtlich gemachter Sozialdemokratie und KPD.
Während der Weimarer Republik löste sich die KPD in
Flügelkämpfen von dem rätedemokratischen Ansatz Rosa
Luxemburgs und wurde schließlich nach
sowjetrussischem Vorbild zu einer zentralistisch
ausgerichteten Kaderpartei. Hatte die Parteiführung
zunächst noch die Beteiligung an Wahlen abgelehnt,
so stellte sich die KPD ab 1920 den Wählern, obwohl
sie den bürgerlichen Parlamentarismus ablehnte. Über
die Vertretung im Reichstag erhoffte sich die Partei
u. a. die Möglichkeit der Massenmobilisierung sowie
der Aushöhlung des Systems von innen. Tatsächlich
konnte die KPD zwischen 1924 und 1933 regelmäßig
mehr als 10 % (1932: fast 17 %) der Wähler auf sich
vereinigen und zwischen 62 und 100 Mandate im
Reichstag (423 bis 647 Sitze) erringen.
Nach dem gescheiterten Hamburger Aufstand von 1923,
bei dem noch einmal versucht wurde, durch einen
bewaffneten Aufstand die Revolution auszulösen,
setzte sich schließlich endgültig die
bolschewistische Gruppe in der KPD durch und Ernst
Thälmann wurde als Vorsitzender der
KPD-Wehrorganisation „Rotkämpferbund“ (ab 1925) und
schließlich als Vorsitzender (ab 1928) die Leitfigur
der zunehmend stalinistisch ausgerichteten Partei.
Geschickte Agitprop („Rote Fahne“) und die sich
durch die Krisen der Weimarer Republik sowie durch
die Weltwirtschaftskrise stetig verschärfende
Radikalisierung der politischen Szene trugen zu
einem massiven Mitgliederzuwachs von 120.000 (1925)
auf 330.000 (1933) bei. Bei den für die Endzeit der
Weimarer Republik typischen Straßenschlachten
zwischen verfeindeten Partei-Wehrorganisationen
spielte der Rotkämpferbund eine herausragende Rolle.
Kurz nach der Machtübergabe an die Hitler-Regierung
begann die massenhafte Verfolgung von
KPD-Mitgliedern. Formal legitimiert durch die nach
dem Reichstagsbrand, der den Kommunisten angelastet
wurde, am 28. Februar 1933 verkündete „Verordnung
des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat“
wurden zahlreiche KPD-Genossen verhaftet und oft zu
Tode gefoltert. Für Ernst Thälmann begann eine
elfjährige Zeit in Einzelhaft, die 1944 mit seiner
Ermordung im KZ Buchenwald endete. Viele Kommunisten
gingen in den Widerstand („Rote Kapelle“), andere
ins Exil. 1935 wurde Wilhelm Pieck zum
Exil-KPD-Vorsitzenden gewählt. Zum inneren
Führungszirkel der KPD gehörte damals auch Walter
Ulbricht, der Vorsitzender des 1943 in Moskau
gegründeten „Nationalkomitees Freies Deutschland“.
Nach Ende
des Zweiten Weltkriegs in Europa kehrten
viele Kommunisten nach Deutschland zurück. Im
Gefolge der Roten Armee baute Walter Ulbricht in der
sowjetischen Besatzungszone eine neue Parteistruktur
auf und setzte 1946 mit massiver Unterstützung der
Besatzungsmacht die Zwangsvereinigung der SPD mit
der KPD zur Sozialistischen Einheitspartei
Deutschlands (SED) durch.
In den Westzonen beteiligte sich die KPD an Wahlen
und besetzte in den Landesregierungen von Bremen und
Niedersachsen zwischen 1946 und 1948 einige
Ministerposten. Bei den Wahlen zum ersten Bundestag
(1949 bis 1953) konnte die von Max Reimann geführte
(West-)KPD 15 Mandate erringen. Danach verlor die
KPD rasant an politischer Bedeutung und an
Mitgliederstärke. 1950 war durch den
„Adenauer-Erlass“ die Verfassungstreue als Bedingung
für die Beschäftigung im öffentlichen Dienst
festgeschrieben worden. In Folge verloren viele
KPD-Genossen ihre staatlichen und kommunalen
Stellungen. 1952 wurde die KPD vom
Bundesverfassungsgericht als verfassungswidrig
eingestuft.
1956 entsprach das Gericht dem bereits
1951 gestellten Antrag der Bundesregierung und
erklärte das Verbot der KPD, deren Ziele dem Gericht
nicht mit der freiheitlich-demokratischen
Grundordnung vereinbar schienen. Die etwa 7.000
KPD-Mitglieder sahen sich erheblichen rechtlichen
Repressionen ausgesetzt. Viele verloren ihre
Arbeitsstellen, einige wurden zu Gefängnisstrafen
verurteilt. Das bundesdeutsche KPD-Verbot blieb das
einzige Verbot einer kommunistischen Partei in einer
westlichen Demokratie nach dem Zweiten Weltkrieg.
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