Biografie Günther Oettinger Lebenslauf

Der am 15. Oktober 1953 in Stuttgart geborene CDU-Politiker Günther Oettinger wurde entscheidend durch die Baden-Württembergische Landespolitik geprägt. Er ist ein Ausnahmepolitiker, der sich trotz seines Erfolges auf der politischen Bühne niemals von seinen Wurzeln entfernt hat und sich immer treu geblieben ist.
Oettinger wuchs in Ditzingen auf, wo sein Vater Hermann als selbstständiger Steuer- und Unternehmensberater tätig war und sich zudem kommunalpolitisch engagierte. 1972 legte Günther Oettinger das Abitur ab und studierte anschließend Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre an der Universität Tübingen. Nachdem er das zweite juristische Staatsexamen abgelegt hatte, nahm er eine Tätigkeit bei einem Wirtschaftsprüfer und Steuerberater auf. Seit 1984 ist er Mitinhaber einer Wirtschaftsprüfer- und Anwaltskanzlei.
Den Grundstein für seine politische Karriere legte er mit dem Eintritt in die Junge Union im Alter von 14 Jahren. Als Student rief er in seiner Heimatstadt einen Ortsverband der Jungen Union ins Leben. Es dauert nicht lange, bis er aufgrund seines leidenschaftlichen politischen Engagements, aber auch wegen provokanter Äußerungen, zum „jungen Wilden“ hochstilisiert wurde. Hohe Wellen schlug insbesondere seine Forderung nach einem Rücktritt Bundeskanzler Helmut Kohls wegen „Führungsschwäche“.
Die Karriereleiter bestieg Oettinger 1991 im Stuttgarter Landtag. Dort konnte sich der Jurist gegen seine politischen Mitbewerber durchsetzen und wurde in das Amt des Fraktionsvorsitzenden gehoben, das er insgesamt 14 Jahre wahrnahm. 2005 erfolgte seine Ernennung zum Ministerpräsidenten, die im darauffolgenden Wahljahr durch die Bevölkerung bestätigt wurde. Die von ihm weitergeführte CDU/FDP-Koalition seines Vorgängers Erwin Teufel konnte sich erfolgreich durchsetzen.

Bis 2010 leitete Oettinger die Geschicke seines „Heimatländles“. Zu den Erfolgen, die ihm angerechnet werden, zählt ein solider, ausgeglichener Haushalt, eine optimierte Betreuung des Nachwuchses und eine Verbesserung der Infrastruktur. Eine Besonderheit stellt der Erwerb von Schloss Salem dar. Damit gelangte das Land Baden-Württemberg gleichzeitig in den Besitz der einzigartigen Kunstsammlung, die dort beheimatet ist. Die Einführung von Studiengebühren an den Hochschulen und Berufsakademien geht auf sein Betreiben zurück. In der Schul- und Bildungspolitik favorisierte er das dreigliedrige Schulsystem. Allerdings strebte er eine hohe Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Schulformen an. Den flächendeckenden Ausbau von Ganztagsschulen förderte er entschieden. Das Großprojekt „Stuttgart 21“, sprich: die Umgestaltung des Bahnknotens Stuttgart, führte zu massiven Protesten in der Bevölkerung. Es kam unter anderem im Schlossgarten zu schweren Auseinandersetzungen von Demonstranten mit der Polizei, deren Einsatz später als „rechtswidrig“ verurteilt wurde. Oettinger trat im Februar 2010 von seinem hohen Posten zurück.
Andere Aufgabenstellungen als in seinem Ministerpräsidenten-Amt erwarteten Oettinger als deutsches Mitglied der Europäischen Kommission, in die er auf Vorschlag von Bundeskanzlerin Angela Merkel 2010 einzog. Kommissionspräsident José Manuel Barroso übertrug ihm das Amt des Energiekommissars, das er vier Jahre lang erfolgreich wahrnahm. Dabei zeichnete er sich durch Sachkompetenz und Verhandlungsgeschick aus, was auch von seinen politischen Gegnern wahrgenommen wurde. Drei Monate lang, von Juli bis September 2014, war er auch Vizepräsident der Kommission, bevor er das Ressort für Digitalwirtschaft übernahm. Oettinger interpretierte sein neues Amt entschieden wirtschaftsfreundlich aus und bestand etwa bei der EU-Urheberrechtsreform auf die Etablierung von Uploadfiltern. Außerdem machte er sich dafür stark, das Leistungsschutzrecht auf den gesamten digitalen EU-Binnenmarkt auszuweiten. Das letzte politische Amt, das er ausfüllte, war das des EU-Kommissars für Haushalt und Personal.
Im vergangenen Jahr nahm Oettinger Abschied von der aktiven Politik. Nahezu vier Jahrzehnte agierte er erfolgreich, wenn auch nicht unumstritten, auf der politischen Bühne. Jetzt wirkt er mehr hinter den Kulissen und berät Unternehmen, öffentliche Institutionen und Einzelpersonen in politischen Fragen. Oettingers politisches Wirken fand höchste Anerkennung. Zu den Auszeichnungen, die er erhielt, zählen das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse sowie der Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg.
Günther Oettinger lebt mit Friederike Beyer zusammen, einer 25 Jahre jüngeren Veranstaltungsmanagerin aus der Hansestadt Hamburg. Seine Ehe mit Inken Oettinger, geborene Stange, die immerhin 13 Jahre bestand, endete 2007. Aus ihr ging ein Sohn hervor.
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n.n.v.