Biografie Franziska Giffey Lebenslauf

Im Februar 2018 wurde gut vier Monate nach der letzten Bundestagswahl von Partei-Vertretern der CDU, CSU und SPD die Wiederauflage der Großen Koalition von Union und Sozialdemokratie vertraglich vereinbart. Nach dem Koalitionsvertrag sollten sechs der 15 Bundesminister im von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geführten Kabinett „Merkel IV“ von der SPD gestellt werden. Die SPD-Führung hatte aber die endgültige Geltung dieses Koalitionsvertrags von der Zustimmung ihrer Partei-Mitglieder abhängig gemacht. Nachdem eine Zweidrittel-Mehrheit der SPD-Genossen Anfang März ihre Zustimmung bei einer Mitgliederbefragung gegeben hatte, wurde am 9. März 2018 die Liste der SPD-Minister(innen) offiziell von der Partei-Führung bekanntgegeben. Neben prominenten Namen wie Heiko Maas und Olaf Scholz tauchte auf dieser Liste auch der Name einer außerhalb Berlins fast nur Insidern bekannten Politikerin auf: Wie bereits im Vorfeld manchmal gemutmaßt, wurde die 39-jährige Franziska Giffey als zukünftige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vorgestellt.
Franziska Giffey wurde am 3. Mai 1978 als „Franziska Süllke“ in der DDR-Stadt Frankfurt/Oder als Tochter einer Buchhalterin und eines Automechanikers geboren. Sie wuchs etwa 30 km von Frankfurt entfernt im Städtchen Fürstenwalde/Spree auf. Dort bestand sie 1997 ihr Abitur (Note: 1,5). Sie zog zum Studieren nach Berlin. 2001 erlangte sie dort an einer Verwaltungsfachhochschule ihren ersten Abschluss und arbeitete in Folge in der Bezirksverwaltung von Berlin-Treptow/Köpenick. 2002 schlossen sich bis 2010 ausgeübte Tätigkeiten als Europabeauftragte für Berlin-Neukölln beziehungsweise als Mitarbeiterin bei verschiedenen Institutionen auf EU-Ebene in Straßburg und Brüssel an. 2007 trat Franziska Süllke der SPD bei.
2008 heiratete sie den Tierarzt Karsten Giffey. Das Paar bekam 2009 einen Sohn. Die zeitweise daneben auch Lehraufgaben an Bildungseinrichtungen wie die Berliner Verwaltungsakademie übernehmende Diplom-Verwaltungswirtin Franziska Giffey erhielt 2010 nach einem berufsbegleitenden Promotionsstudium im Fach Politologie an der FU Berlin den Doktorgrad zuerkannt.
Im selben Jahr wurde sie im Berliner Problem-Stadtteil Neukölln (300.000 Einwohner, überdurchschnittlich hoher Bevölkerungsanteil von Armen und Menschen mit Migrationshintergrund) als Bezirksstadträtin verantwortlich für Bildung, Kultur, Schule und Sport. Der damalige Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) wurde wegen seiner bodenständigen Art und Weise, den Problemen in seinem Stadtbezirk zu begegnen, weit über Berlins Grenzen bekannt („Klartext sprechen“). Buschkowskys Grundlinie war stets, die Integration der Menschen mit Migrationshintergrund massiv von öffentlicher Seite aus zu unterstützen. Auf der anderen Seite setzte er sich aber auch unmissverständlich dafür ein, Regelverstöße von Angehörigen dieser Bevölkerungsgruppe nicht zu tolerieren, sondern sofort mit Sanktionen zu begegnen.
Franziska Giffey, die Buschkowsky 2015 als Bezirksbürgermeisterin im Amt folgte, stand in ihrer Neuköllner Zeit für eine ähnliche Linie wie der von ihr als „politisches Vorbild“ bezeichnete Vorgänger. So sprach sich die wegen ihrer Volksnähe populär gewordene Kommunalpolitikerin zum Beispiel für eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Parallelgesellschaften in ihrem Bezirk aus. Dabei stellte sie insbesondere auf kriminelle Machenschaften einiger arabischer Großfamilien in Neukölln ab. Im Bildungsbereich sprach sie sich deutlich gegen von der eigenen Partei auf Landesebene unter dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit durchgesetzte Neuerungen wie Abschaffung des Beamtenstatus für neue Lehrer oder Absenkung des Einschulungsalters aus.
Die als Pragmatikerin geltende und keinem SPD-Flügel zugerechnete Politikerin wurde 2014 zur SPD-Kreisvorsitzenden von Neukölln gewählt. Für die Aufnahme von Franziska Giffey ins Kabinett Merkel IV als Familienministerin dürfte neben ihrer parteiintenen Positionierung und ihrer Fachkompetenz wahrscheinlich auch die Tatsachen ihrer relativen Jugend und ihrer ostdeutschen Herkunft eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben.
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