Josip Broz Tito Lebenslauf
Der am
7. Mai 1892 im kroatischen
Dorf Kumrovec unweit der Grenze zu
Slowenien geborene Josip Broz, allgemein
bekannt unter seinem Zusatznamen „Tito“,
war von Mitte der 1940er bis zu seinem
Tod 1980 die herausragende politische
Persönlichkeit Jugoslawiens. Sowohl
Kritiker als auch Bewunderer des
charismatischen Staatsmanns haben
mehrheitlich bei der Beurteilung der
historischen Bedeutung Titos in
dem
Punkt Einigkeit erzielt, dass Tito über
drei Jahrzehnte der entscheidende Faktor
gewesen war, der dem Vielvölkerstaat
Jugoslawien Zusammenhalt gegeben hatte.
Ferner ist Kommunist Tito, der sich
frühzeitig aus der Einflusssphäre der
Sowjetunion zu lösen verstanden hatte,
sowohl als Urheber einer eigenständigen,
realsozialistischen Ideologie („Titoismus“)
als auch als wichtiger Exponent der
blockfreien Staaten in die Geschichte
eingegangen.
Josip Broz wurde als siebtes Kind auf
einem Kleinbauernhof geboren. Vater
Franjo Broz war Kroate, Mutter Marija
Slowenin. Titos Geburtsort gehörte
damals im Rahmen der
österreichisch-ungarischen
Habsburger-Monarchie zum als Nebenland
dem Königreich Ungarn zugeordneten
Königreich Kroatien-Slawonien. Josip
Broz begann nach der Volksschule 1907 in
der südlich von Kumrovec liegenden
Provinzstadt Sisak eine Schlosserlehre,
die er 1910 abschloss. Im selben Jahr
trat er in die regionale Gewerkschaft
und sozialdemokratische
Parteiorganisation ein. In den
Folgejahren ging Broz auf der Suche nach
Arbeit auf Wanderschaft, die ihn nach
Zagreb, Slowenien, Wien und Böhmen
führte. Er arbeitete auch in
Deutschland, unter anderem 1911 in der
Gasmotorenfabrik von Carl Benz in
Mannheim
1913 wurde Broz zum Militärdienst zur
königlich-ungarischen Landwehr (Honvéd)
in Zagreb (Agram) eingezogen. Er war
noch wehrpflichtiger Soldat, als der
Erste Weltkrieg im Juli 1914 ausbrach.
Er wurde in einer Artillerieeinheit des
k.u. Honvéd-Infanterie-Regiments Nr. 27
zunächst in Serbien, dann an der
Karpatenfront eingesetzt. Im März 1915
geriet der bis zum Wachtmeister
(Feldwebel) aufgestiegene, für die
Silberne Tapferkeitsmedaille
vorgeschlagene und verwundete Broz in
russische Gefangenschaft. Nach Ausbruch
der russischen Revolution wird Broz
entlassen und trat in Petrograd der
Roten Garde bei.
1920 kehrte Broz nach Zagreb in seine
seit 1918 als „Königreich der Serben,
Kroaten und Slowenen“ staatsrechtlich
neu geordneten Heimat zurück. Seine
sozialdemokratische Partei war der neu
gegründeten und im Dezember
1920
verbotenen KP Jugoslawiens (KPJ)
aufgegangen.
Neben seiner bürgerlichen Existenz als
Heizungsmechaniker und Werftarbeiter
beteiligte sich Broz auch an Einbrüchen,
um die Parteikasse der KPJ zu füllen.
Möglicherweise hatte er sich zwischen
1923 und 1925 unter dem Tarnnamen
„Walter“ zeitweise auch zu
Schulungszwecken in der UdSSR
aufgehalten. Ab
1927 war Broz
hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär.
1928 wurde er wegen illegaler Arbeit für
die KPJ zu fünf Jahren Zuchthaus
verurteilt. 1934 entlassen, ging Broz in
den Untergrund und nahm den Tarnnamen
„Tito“ an, dessen Ursprung nie
abschließend geklärt worden ist. Von
1936 bis 1938 machte Tito, der damals
als zuverlässiger Stalinist galt,
Parteiarbeit im Spanischen Bürgerkrieg
und wurde 1937 im Rahmen von
Parteisäuberungen zum Generalsekretär
der KPJ ernannt.
Im April 1941 wurde Jugoslawien durch
deutsche Truppen erobert und unter den
Achsenmächten aufgeteilt. Im Sommer
1941, nach dem Einfall der Achsenmächte
in die
Sowjetunion, ging die KPJ zum
bewaffneten Kampf gegen die Besatzer
über. In diesem von allen Seiten extrem
brutal geführten Partisanenkrieg
lieferten sich parallel zum gegen die
deutschen, ungarischen, italienischen
und bulgarischen Besatzungstruppen
ausgefochtenen Kampf auch Jugoslawen
heftige Gefechte. Königstreue serbische
Tschetniks, kommunistische
Tito-Partisanen und die
kroatisch-faschistischen
Ustascha-Gruppen des
Hitler-Kollaborateurs Ante Pavelić
führten einen verbissenen Bürgerkrieg
gegeneinander. Tito vereinigte 1942 die
wichtigsten demokratischen und
sozialistischen Widerstandsgruppen unter
der Führung der KPJ im föderalistisch
ausgerichteten „Antifaschistischen Rat
der Nationalen Befreiung Jugoslawiens (AVNOJ)“.
Der AVNOJ nahm für sich in Anspruch, die
legitime Vertretung des jugoslawischen
Volkes zu sein, und sprach der Londoner
Exil-Regierung des geflohenen Königs
Peter II. dieses Recht ab.
1944 entkam
Tito nur knapp der Gefangennahme durch
deutsche Kommando-Einheiten.
Den AVNOJ-Truppen gelang mit britischer
logistischer Hilfe und ohne wesentliche
Unterstützung durch sowjetische Truppen
1945 die Befreiung des Landes. Tito
wurde als Ministerpräsident der im
November proklamierten „Föderativen
Volksrepublik“ und ab 1953 als
Staatspräsident (ab 1963 auf Lebenszeit)
nach schrittweiser Ausschaltung von
Opponenten zum zunehmend mit
diktatorischen Vollmachten
ausgestatteten Autokraten des Landes.
Tito sicherte seine Macht mit Hilfe
eines repressiven Polizei- und
Geheimdienstapparates. Auf der anderen
Seite kopierte er nicht das
stalinistische Machtsystem, sondern
versuchte eine sich am Prinzip der
„Sozialen Marktwirtschaft“ anlehnende
realsozialistische Wirtschafts- und
Gesellschaftsform zu etablieren, in der
mittelständische Privatwirtschaft und
Arbeiterselbstverwaltung in den
Großbetrieben sowie eine relative
Liberalisierung im Kulturbereich
zentrale Rollen spielten. Dafür nahm der
selbstbewusste Tito auch den Bruch mit
der Sowjetunion und die damit verbundene
Isolierung im sozialistischen Lager in
Kauf. Tito versuchte die nationalen
Gegensätze im Land durch strikte
Föderalisierung der Verwaltung und durch
den Rückbau des traditionell
herrschenden serbischen Übergewichts in
den Schlüsselpositionen zu beseitigen.
Außenpolitisch konnte sich Tito, der
unter anderem den Einmarsch der
Warschauer-Pakt-Staaten in die
Tschechoslowakei 1968 streng
verurteilte, als ein sich im Kalten
Krieg für Koexistenz und
Gesprächsbereitschaft einsetzender
Führer der blockfreien Staaten
international profilieren.
Tito war insgesamt viermal verheiratet (Pelagija
"Polka" Bjelousowa, Herta Haas,
Davorjanka Paunović und seine Witwe
Jovanka Budisavljević) und hatte etliche
außereheliche Beziehungen. Er wurde
Vater von sechs ehelichen und einer
Reihe von außerehelichen Kindern.
Der Tod Titos am 4. Mai 1980 in
Ljubljana hinterließ eine nicht zu
schließende Lücke im fast ganz auf Titos
Person zugeschnittenen Politik-System
Jugoslawiens. Nach der allmählichen
Auflösung des Staates durch
wirtschaftliche und innenpolitische
Krisen in den 1980er Jahren ging
Jugoslawien schließlich in den 1990er
Jahren in den blutigen
Jugoslawien-Kriegen unter.
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