Gustav Mahler Lebenslauf
Gustav Mahler – ein Künstler, dessen
Wirken bis in die Gegenwart reicht
Die frühen Jahre
Der österreichische Komponist jüdischer Abstammung, der
musikalische Spätromantiker und einer der
angesehensten
Dirigenten des späten 19. und des beginnenden 20.
Jahrhunderts Gustav Mahler wurde am
7. Juli 1860 in Kalischt, einer kleinen böhmischen Gemeinde im heutigen
Tschechien, geboren. Zu jener Zeit gehörte Böhmen noch
als Kronland zu Österreich.
Mahlers Eltern zogen wenige Monate nach der Geburt des
Sohnes nach Iglau, einer Stadt, die heute ebenfalls zu
Tschechien gehört. Hier verbrachte der Junge seine
Kindheits- und Jugendjahre. Mahlers eigene Erinnerungen
waren traumatisch. Als Zweitältester geboren, war er
eines von 14 Kindern. Er wurde frühzeitig Zeuge der
Gewalttaten, mit denen sein Vater die Mutter peinigte.
Diese Erlebnisse haben ihn, der seine Mutter sehr
geliebt hat, jahrelang verfolgt.
Bevor Mahler zur Schule kam, hatte er bereits seinen
ersten musikalischen Unterricht auf dem Akkordeon, kurz
danach auch auf dem Klavier. Seine Begabung war so
herausragend, dass er mit sechs Jahren, als er in die
Schule kam, bereits selbst in der Lage war zu
unterrichten. Mahler war von
schneller Auffassungsgabe
und von großer Wissbegierde. Er komponierte, befasste
sich mit Literatur und interessierte sich für alle
Musikrichtungen, die ihm in Iglau zu Ohren kamen.
Elemente der jüdischen Musik, der Militärmusik oder der
Volks- und Tanzmusik flossen mehrfach in seine späteren
Werke ein.
Mahler war neun Jahre alt, als er 1869 von der
Grundschule in das Deutsche Gymnasium wechselte. Noch
während er zur Schule ging, bekam er 1870 Gelegenheit,
im Iglauer Theater erstmals als Pianist öffentlich
aufzutreten. Auch im Gymnasium konnte er sein
großartiges Können am Klavier zeigen. Mahler brachte mit
seiner exzellenten Technik das Publikum, das 1871 dem
Mahler-Konzert mit schwierigen Stücken von
Franz Liszt
beiwohnte, zum Staunen.
Im Jahre 1875 ging Mahler nach Wien, um am
Konservatorium Klavier und Komposition zu studieren. Für
den Abschluss am Gymnasium in Iglau lernte er nebenbei
weiter und schaffte ihn schließlich 1877 im zweiten
Anlauf. Während seiner Studienzeit entstanden mehrere
Kompositionen, außerdem begann Mahler mit der Arbeit an
seiner Märchen-Kantate „Das klagende Lied“, die er
nachträglich als Op.1 bezifferte. Mahler befasste sich
intensiv mit den Werken anderer Kollegen, nahm deren
Stücke in sein Repertoire auf und erhielt für seine
Interpretation von Kompositionen Robert Schumanns einen
ersten Preis auf dem Konservatorium. Zusä
Philosophietzlich besuchte
Mahler Vorlesungen in Germanistik, Philosophie und
Bildender Kunst an der Universität. Auch bei dem
Komponisten Anton Bruckner saß er im Hörsaal, wenn
dieser über Musikgeschichte referierte. Mit einer
öffentlichen Aufführung, bei der Mahler sein
Klavierquintett spielte, für das er zuvor wiederholt
einen Konservatoriums-Preis bekommen hatte, beendete er
erfolgreich sein Studium.
Er hatte in seiner Wiener Zeit nicht nur Freundschaften
mit Musikerkollegen geschlossen. Auch Literaten und
Philosophen gehörten zu seinen engen Freunden. Siegfried
Lipiner, der Dramatiker und Librettist war einer von
ihnen, ebenso der Journalist und Politiker Engelbert
Pernerstofer und auch der Universalgelehrte Friedrich
Eckstein zählte dazu. Mahler, den seine Freunde fast
immer mit einem Stapel Bücher oder Noten unter dem Arm
sahen, war vielen neuen Einflüssen zugänglich. Das ging
soweit, dass er sich sogar mehrere Jahre als absoluter
Vegetarier ernährte.
Mahlers Stationen
Julius Epstein, Mahlers Professor am Konservatorium, war
in Wien nicht nur ein sehr angesehener Pädagoge und
Pianist; er war auch äußerst einflussreich. Mahler
verdankte Epstein und dem
Theateragenten Gustav Lewy
seine erste Kapellmeisterstelle, die er am Kurtheater
Bad Hall für drei Monate antreten durfte. Sein
monatlicher Verdienst betrug 30 Gulden, das wären für
gegenwärtige Verhältnisse etwa 240 Euro. Mahler konnte
dieser Anstellung nichts abgewinnen, er konnte nur
seinen Lebensunterhalt damit verdienen. Wie fatal ihm
diese drei Monate waren, zeigte sich darin, dass er sie
in Bewerbungen einfach unterschlug. Sein musikalischer
Lebenslauf begann für ihn erst 1881 in Laibach, dem
heutigen slowenischen Ljubljana. Dort setzte er sich mit
dem Dirigieren auseinander und vervollkommnete sein
untrügliches Gespür, mit dem er die Spielweise eines
Orchesters verändern, vor allem verbessern konnte.
Mahlers Kapellmeister-Zeit in Laibach war ebenso
lehrreich wie erfolgreich. Das lag nicht zuletzt daran,
dass die Zusammenarbeit mit der schönen Sängerin Johanna
Richter gleichsam zu einer glücklichen, wenn auch
kurzzeitigen Privatbeziehung geführt hatte.
Bevor Mahler 1882 nach Wien zurückkehrte, trat er in
seiner Heimatstadt Iglau auf. Es war das einzige Mal,
dass er dort ein Konzert gab.
In Wien gab Mahler zunächst Klavierstunden, eine
Tätigkeit, die er nur seines Lebensunterhaltes wegen
ausübte, bis er 1883 endlich wieder eine
Kapellmeisterstelle in Olmütz, im heutigen Tschechien,
antreten konnte. Dort traf er auf ein Orchester, an
dessen Qualität Mahler verzweifelte. Noch im selben Jahr
wechselte er für zwei Jahre nach Kassel. Es folgte Prag,
wo er von 1885 bis 1886 arbeitete. Sein folgendes
Engagement als 2. Kapellmeister am Leipziger
Stadttheater endete u. a. an den Rivalitäten mit dem
Kapellmeister Arthur Nikisch. Mahler ging nach Budapest.
Dort war er als Königlicher Operndirektor tätig, eine
Stelle, die der rastlose Künstler immerhin drei Jahre
lang inne hatte und wo er am 20. November 1889 die
Uraufführung seiner 1. Sinfonie dirigierte.
Während seiner Jahre als Kapellmeister dirigierte er
zahlreiche Opern und hatte Gelegenheit, zwischendurch
immer wieder Konzertaufführungen anderer Musiker zu
erlebe.
Er begegnete
Peter Tschaikowski, wurde mit
Richard Strauss bekannt und lernte bei einem Besuch in
Bayreuth Cosima Wagner und ihren Sohn, Siegfried Wagner,
kennen. Die Bewunderung von
Johannes Brahms wurde ihm in
Budapest zuteil, als dieser bei der Mozart-Oper „Don
Giovanni“ zugegen war, die Mahler dirigierte.
Mahlers Zeit in Hamburg
Seine Leistungen als Dirigent hatten längst in ganz
Europa aufgrund seiner Konzertreisen höchste Anerkennung
gefunden. Dieser Ruf eilte ihm voraus, als er 1891 an
das Stadt-Theater Hamburg ging. In der Elbstadt hatte er
ein überreichliches, aber sehr befriedigendes
Arbeitspensum zu bewältigen. Hinzu kamen Philharmonische
Konzerte und eigene kompositorischen Arbeiten. Seine
Arbeit im Hamburger Theater reformierte den
Musiktheater-Stil nachhaltig und hatte weitreichende
Auswirkungen auch auf andere Bühnen. Mahlers Jahre in
Hamburg wurden zu einem Meilenstein in seinem
musikalischen Arbeitsleben. Das Opernhaus erlangte dank
seines Chefdirigenten Gustav Mahler den Status, eine der
besten deutschen Operbühnen zu sein. Eine Hommage an die
Stadt und an den Hamburger Michel, wie die St.
Michaelis-Kirche liebevoll noch heute genannt wird,
findet sich in Mahlers „Auferstehungs-Symphonie“ wider.
Zu seinen Hamburger Werken gehören auch u.a. die Lieder
aus „Des Knaben Wunderhorn“, deren Texte von Clemens
Brentano und Achim von Arnim stammen. Spektakulär war
Mahlers Erst-Aufführung des „Te Deum“ in C-Dur von Anton
Bruckner, das als dessen bedeutendstes Chorwerk in der
Zeit des Deutschen Kaiserreiches galt.
Die Wiener Hofoper
Zu Beginn des Jahres 1897 beendete Mahler seine
Hamburger Tätigkeit, entledigte sich des jüdischen
Glaubens und konvertierte zum Katholizismus, der eine
wichtige Voraussetzung für seine Bewerbung in München
war. Dennoch wurde sein Anschreiben abschlägig
beantwortet. Die Wiener Hofoper ernannte Mahler kurz
darauf zum Kapellmeister und bot ihm ein Jahreshonorar
von 5000 Gulden an, die heute ca. 40.000 Euro
gleichkämen. Das Wiener Publikum begrüßte den neuen
Meister mit überschwänglicher Begeisterung. Mahlers
erste Wiener Aufführung – er dirigierte den „Lohengrin“
von Richard Wagner – wurde ein sensationeller Erfolg.
Seiner Liebsten in Hamburg, der Sängerin Anna von
Mildenburg, schrieb er euphorisch: „...Es ist nun alle
Not vorüber! Ganz Wien hat mich geradezu mit
Enthusiasmus begrüßt...“ Nur wenig später wurde Mahler
zum Vizedirektor der Wiener Hofoper ernannt, was ihn
künstlerisch weiter aufwertete und ihm zudem eine
Gehaltserhöhung einbrachte. Man darf dabei nicht außer
Acht lassen, dass Mahler seit dem Tod seiner Mutter im
Jahre 1889 das Sorgerecht für seine teils minderjährigen
Geschwister übernommen hatte und damit eine enorme
finanzielle Verpflichtung eingegangen war.
Im Jahr 1899 befasste sich Mahler in Wien vor allem mit
Proben und Aufführungen, die so zahlreich waren, dass
seine kompositorische Arbeiten zu kurz kamen. Im selben
Jahr engagierte er Selma Kurz, die erst 17-jährige,
österreichische Sängerin an seine Wiener Bühne. Es
dauerte nicht lange und die beiden Künstler wurden,
ungeachtet des Altersunterschiedes, ein Liebespaar. Von
Heirat war keine Rede, denn die Bestimmungen der Hofoper
verboten es den Künstlern, untereinander die Ehe
einzugehen. Die Sängerin zog nach der kurzen Affäre ihre
Karriere vor und blieb, von Mahler gefördert, als
erfolgreiche Diva an der Wiener Oper.
Im Frühjahr
1901 erkrankte Mahler so schwer, dass eine
Operation unumgänglich war, von der sich gemeinsam mit
seiner engen Vertrauten, der Bratschistin Natalie
Bauer-Lechner und seiner Schwester Justine erholte. Aus
gesundheitlichen Gründen gab er den Posten des Leiters
der Wiener Philharmoniker ab. Zu jener Zeit folgte Bruno
Walter, der Kollege und Freund aus der Hamburger Zeit,
dem Drängen Mahlers, kam nach Wien und übernahm die
Stelle als Hofkapellmeister. Mahler konnte sich wieder
seinen Kompositionen widmen. In seiner Villa in
Maiernigg arbeitete er u.a. an dem Liederzyklus „Kindertotenlieder“,
den er nach Texten aus Friedrich Rückerts
Gedichtsammlung zu komponieren begann.
Familiengründung
Am 7. November 1901 lernte Mahler die 20 Jahre jüngere
Alma Schindler kennen, der er nur einmal vorher flüchtig
begegnet war. Er verliebte sich in die schöne Frau,
deren Elan als musikalisch aktive Künstlerin abgeklungen
war und die es stattdessen vorzog, ihre Schönheit zu
Markte zu tragen, um namhaften Künstlern eine Muse sein
zu können. Nach kaum zwei Monaten verlobten sich Alma
Schindler und Gustav Mahler, eine Verbindung, die wegen
des Altersunterschiedes großes Aufsehen erregte. Am 9.
März 1902 fand die Trauung in der Wiener Karlskirche
statt. Die Hochzeitsreise, die gleichsam eine
Konzertreise war, führte das Paar nach Sankt Petersburg.
Ebenfalls 1902 lernte Maler den Bühnenbildner Alfred
Roller kennen, mit dem er eine enge Zusammenarbeit
einging. Außerhalb des Geschehens an der Wiener Hofoper
erlebte Mahler bei der Uraufführung seiner 3. Sinfonie
einen triumphalen Erfolg. Anschließend ging Mahler mit
seiner Alma nach Maiernigg und stellte dort die im Jahr
zuvor begonnen „Kindertotenlieder“ fertig. Seine
schwangere Frau war sichtlich befremdet über diese
Arbeit. Am 3. November 1902 wurde Mahlers Tochter Maria
Anna geboren. Seine zweite Tochter Anna Justine kam am
15. Juni 1904 zur Welt.
Die Zusammenarbeit mit dem Bühnenbildner Alfred Roller,
die zu Beginn des Jahres 1902 begonnen hatte und mit dem
er Richard Wagners „Tristan und Isolde“ zur Aufführung
brachte, erwies sich als großer Gewinn. Die Inszenierung
wurde ein legendärer Erfolg und stellte neue Weichen für
das Musiktheater. Es folgten 1904 „Falstaff“ von
Guiseppe Verdi und „Fidelio“ von
Ludwig van
Beethoven (1770 – 1827) .
Im Sommer desselben Jahres vollendete Mahler seine 6.
Sinfonie.
Die New Yorker Metropolitan Opera und Mahlers letzte
Jahre
Obwohl Mahler mehrfach hervorragende Inszenierung
zusammen mit Alfred Roller heraus gebracht hatte, musste
er sich neben jüdischer Hetze auch dem in der Presse
veröffentlichten Vorwurf gefallen lassen, er bringe zu
wenig neue Werke auf die Bühne. Er reichte 1907 trotz
des riesigen Erfolges von Wagners „Walküre“ sein
Rücktrittsgesuch ein. Den zunehmenden Anfeindungen
fühlte er sich nicht gewachsen. Ein Angebot aus New York
gab den Ausschlag und Mahler nahm eine Stelle an der
Metropolitan Opera an. Die bis zu seinem Arbeitsantritt
verbleibende Zeit verbrachte er mit seiner Familie
wieder in Maiernigg. Der Erholungsurlaub war
überschattet vom Tod seiner ersten Tochter, die am 12.
Juli 1907 an Diphtherie starb. Bei Mahler stellte man zu
dieser Zeit eine Herzschwäche fest. Körperliche Arbeit
wurde ihm streng verboten. Das hielt ihn nicht davon ab,
nach Amerika zu gehen und seine Arbeit dort am 1. Januar
1908 zu beginnen.
Mahler verbrachte die Sommerferien in Tirol, wo sein
„Lied von der Erde“ entstand. Er gab in dieser Zeit
Konzerte in München, Berlin, Hamburg, in Amsterdam und
Paris.
In den USA erarbeitete er ein Konzertprogramm mit dem
„New York Philharmonic Orchestra“, das in der New Yorker
„Carnegie Hall“ aufgeführt wurde. Außerdem ging Mahler
damit zusätzlich auf eine
Amerika-Tournee, die bis in
das Folgejahr dauerte.
Im Sommer 1910 war seine Frau Alma eine Affäre mit dem
Architekten Walter Gropius eingegangen. Kurz darauf
erfuhr Mahler davon, bangte um seine Ehe und
konsultierte im holländischen Leyden Sigmund Freud. Die
Analyse und Therapie beschränkten sich auf einen
gemeinsamen Spaziergang am 26. August 1910. Für Mahler,
der noch nicht einmal seine Traumata aus der Kinderzeit
und seine übergroße Liebe zu seiner Mutter verarbeitet
hatte, war ein neuer seelischer Schmerz dazu gekommen.
Er konnte sich nur mit Musik helfen. Unter dem Eindruck
seiner Liebesqual entstand der erste Satz seiner 9.
Sinfonie.
Trotz seiner schwer angegriffenen Gesundheit nahm Mahler
im Herbst 1910 seine Konzerttätigkeit wieder auf, hatte
jedoch vor der Abreise einen Alterssitz in Wien
erworben. Zu diesem Zeitpunkt war er 50 Jahre alt. Seine
Herzkrankheit war in einem fortgeschrittenen Stadium. Im
Januar 1911 gab Mahler seine letzten Konzerte, bevor ihn
seine Krankheit immer mehr am Arbeiten hinderte. Die
Scheinbehandlung, die die Mediziner an ihm durchführten,
ließ Mahler an Heilung glauben. Er kannte die
tatsächliche Diagnose (Herzinnenhautentzündung) nicht
und raffte sich noch einmal auf, am 21. Februar 1910 in
New York ein Konzert zu dirigieren. Im April reiste er
nach Paris, hoffend, dass ihm die Spezialisten des
Pasteur-Institutes helfen können. Ein befreundeter Arzt
empfahl Alma Mahler, mit ihrem Mann umgehend nach Wien
weiterzureisen, da es keine Heilungsaussichten gäbe und
Mahler jetzt gerade noch transportfähig sei. Die Reise
wurde zu einem öffentlichen Ereignis. Unterwegs wurden
Journalisten über den Zustand des im Sterben liegenden
Künstlers informiert.
Sechs Tage vor seinem Tod war der Künstler endlich in
Wien angekommen. Dort starb Gustav Mahler am 18. Mai
1911.
Sinfonien, Chorwerke und Lieder, Kammermusik und die
Neugestaltung des Musiktheaters – all das verdankt die
Nachwelt diesem großen Künstler, diesem genialen,
rastlosen Menschen.
Bilder Gustav Mahler
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Gustav Mahler
Seiten, Steckbrief etc.