Die 20er Mode der Männer


Der Erste Weltkrieg war vorbei und mit der gesamten Gesellschaft machte sich auch die Mode auf den Weg zu einer umfassenden Transformation der bis dato gängigen Geschlechterbilder und Geschlechterrollen. Auch die Männermode veränderte sich in den 1920er Jahren deutlich.

Eine Zeit der Veränderung
In der Damenmode der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war ein Reformationsprozess angelaufen, der im Phänotyp "Neue Frau" mit akkurat geschnittenem Bubikopf, langer Zigarettenspitze und kniekurzen Hemdkleidern gipfelte. Das Korsett war endgültig out und der hochgerutschte Rocksaum entblößte das über alle vorhergehenden Jahrhunderte sorgsam verborgene Frauenbein - er galt als Synonym des neuen weiblichen Selbstbewusstseins. Frauen waren zunehmend berufstätig und verdienten ihr eigenes Geld als Sekretärin, Telefonistin oder Angestellte. Die Mode war außerdem nützlich für den beruflichen Aufstieg – Frauen konnten erstmals relativ selbstständig im öffentlichen Raum agieren.
So galt nicht mehr nur die Männermode allein als Ausdruck der Modernität. Vielmehr schien sie zunächst am Althergebrachten festhalten zu wollen. Zu Beginn der 1920er Jahre traten die Herren in sehr konservativer Attitüde in Erscheinung und hielten an ihren einfarbigen Anzügen fest – fast wie eine Trotzreaktion auf das androgyne Frauenbild, dem mit starrer bürgerlicher Konformität begegnet werden sollte. Die Bekleidung der Männer bestand seit der Zeit um 1850 beinahe unverändert aus Sakko-Anzügen, bei denen alle Teile dieselbe Farbe hatten. Allmählich wurden diese Anzüge immer mehr zu Straßen- und Gesellschaftsanzügen, die gerade, sackartig, bequem und zweckmäßig zugeschnitten waren. Als besondere Ausnahme vom modischen Männnermode-Einerlei galt der sogenannte „Norfolk“, ein mit Knickerbockern kombinierter sportlicher Anzug.
Im Verlauf der 1920er kam es sogar zur Gründung einer „Men's Dress Reform Party“ in Großbritannien: Von London aus hatten es sich moderne Männer um den Psychologen John Carl Flugel zur Aufgabe gemacht, die Männermode nun endlich zu reformieren.

Ende der Tristesse
Jetzt löste sich der Mann peu à peu von den strengen Themen-Vorgaben: Aktiver Sport machten den Männerkörper trainierter und geschmeidiger, zugleich wurde die Taille schmaler, Sakkos verloren ihre sackartige Anmutung und zeigten sich schmaler, mit gepolsterten Schultern, hohe Taillen und legerem Ärmelansatz.
1925 wurde der „Stresemann“ kreiert: Mit seiner fülligen Brust- und Rückenpartie und der schmalen Taillierung verdrängte er den weitaus formelleren „Cutaway“. Namensgeber war Deutschlands damaliger Reichsaußenminister Gustav Stresemann, der es leid war, sich von Anlass zu Anlass andauernd umkleiden zu müssen.
In der Freizeit waren zunehmend sportliche Lässigkeit, Knickerbocker, Shorts, Sportpullover und Schiebermützen angesagt.

Die „Goldenen Zwanziger“
Weltmännische Gelassenheit wurde zum modischen Ideal des modernen Mannes in den „Goldenen Zwanziger Jahren“. Der „Gentleman“ mit Hut wurde zum Nonplusultra. Nicht mehr nur die Wahlmöglichkeiten zwischen Ein- und Zweireihern oder zwischen verschiedenen Farben und Dessins waren Ausdruck zunehmender Individualität – auch der Mann setzte nun endlich mit seiner Mode zunehmend auf eine selbstbewusste Darstellung seiner individuellen Persönlichkeit.
 
Videos zur 20er Mode
n.n.v.
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