Länderinfo Libyen Geschichte

Die historischen Großregionen Tripolitanien im Nordwesten, Fessan im Südwesten und Cyrenaika im Osten des bei 1,7 Millionen qkm Fläche (davon weniger als 5 % landwirtschaftlich nutzbar) mit etwa nur sechs Millionen Einwohnern (2013) dünn besiedelten nordafrikanischen Mittelmeer- und Saharalandes Libyen wurden erst 1951 in einem unabhängigen Staat vereinigt. Der aus dem Griechischen stammende Begriff „Libya“ bezog sich in der Antike auf den gesamten nordafrikanischen, das Gebiet der späteren Staaten Libyen, Algerien, Tunesien und Marokko umfassenden Raum zwischen Ägypten und Atlantikküste.
In der breiteren deutschen Öffentlichkeit sind im Zusammenhang mit der libyschen Geschichte vor allem die Stichworte „Afrikafeldzug im Zweiten Weltkrieg“, „Muammar al-Gadaffi“ und „Arabischer Frühling“ zum Begriff geworden.

Frühzeit
Die Vorgeschichte Libyens wurde geprägt von einem mehrfachen Wechsel trockener Phasen mit niederschlagsreicheren Perioden, in denen eine reiche Fauna und Flora in Teilen der Sahara günstige Bedingungen für das Überleben von Menschen sicherte. Früheste Funde menschlicher Besiedlung konnten für den Zeitraum vor etwa 110.000 Jahre datiert werden. Zahlreicher sind die Funde für die Zeit der spätsteinzeitlichen Atérien-Kultur (etwa 40.000 bis 10.000 v. Chr. Geb.), in der Savannenlandschaften mit großen Seen in der damals noch relativ feuchten und kühlen Sahara gute Lebensgrundlagen für Jäger, Fischer und Sammler boten. Die darauf folgenden Trockenphasen schränkten diese Grundlagen erheblich ein.
Um 5000 v. Chr. Geb. begannen Ur-Libyer, aus denen sich die Berber entwickelten, Ackerbau zu betreiben und zum Teil sesshaft zu werden. Seit dem dritten vorchristlichen Jahrtausend kam es regelmäßig zu friedlichen und auch kriegerischen Kontakten zwischen Libyern („Lebu“) und Ägyptern. Im ersten vorchristlichen Jahrtausend stellten Libyer sogar zeitweise die Pharaonen (21. und 22. Dynastie). Bis zum ersten vorchristlichen Jahrhundert wurde der größte Teil Libyens dem römischen Imperium eingegliedert. Nach der Reichsteilung im Jahr 395 fiel Libyen an das Oströmische Reich (Byzanz). Zwischen 450 und 550 war Tripolitanien Teil des schließlich von Ostrom besiegten Vandalenreiches. Im folgenden Jahrhundert konnten die Byzantiner Libyen zunächst gegen persisch-sassanidische Eroberungsversuche behaupten, mussten sich aber schließlich um 670 dem Ansturm der muslimischen Araber geschlagen geben. Die zum großen Teil christianisierten Berberstämme wurden weitgehend islamisiert und arabisiert.

Libyen im Mittelalter

Seit 1258 war Libyen Teil des ägyptischen Mamlucken-Reiches.
Versuche sizilianischer Normannen und spanischer Eroberer im 12. beziehungsweise im 16. Jahrhundert dauerhaft in Libyen Fuß zu fassen, scheiterten. 1517 wurde das Land dann für vier Jahrhunderte dem Osmanischen Reich angegliedert. Die Staathalter beziehungsweise Beys von Tripolis und Bengasi erlangten im Lauf der Zeit den Status quasi-souveräner Lokalherrscher, die schließlich kaum mehr als formell der Hohen Pforte in Istanbul unterstanden. Zeitweise galten Bengasi und Tripolis als berüchtigte Seeräubernester („Barabareskenstaaten“).
1843 gründete der charismatische Senussi-Orden, eine islamische Bruderschaft, ein Kloster in der Cyrenaika und legte damit den Grundstein für eine insbesondere in Ost-Libyen wirtschaftlich und machtpolitisch einflussreiche Volksbewegung.

20. Jahrhundert
Mit den Senussi-Kriegern mussten sich auch die italienischen Eroberer, die 1911/12 die Osmanen geschlagen hatten, auseinandersetzen. Erst 1934 galt Libyen als „befriedet“. Die besten Ländereien wurden an italienische Siedler verteilt. Von Libyen aus begannen italienische Truppen 1940 auf Befehl von Diktator Mussolini einen Angriff auf britische Stellungen in Ägypten. Dieser Coup entwickelte sich für die Italiener zum Desaster: In einer Gegenoffensive stießen britische Truppen weit nach Libyen vor. Nur die Intervention deutscher Truppen („Afrikakorps“) unter General Rommel verhinderte die vollständige Niederlage der Italiener. Bis Mai 1943 zogen sich dann die Kämpfe zwischen Achsenmächten und alliierten Truppen, zu den schließlich auch französische und US-amerikanische Verbände gehörten, hin.
Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Libyen zunächst von alliierten Truppen besetzt (ab 1947 im Rahmen einer UN-Treuhandverwaltung). 1950 wurde Idris es-Senussi zum König ausgerufen und 1951 erlangte das Land seine Unabhängigkeit. Das wirtschaftlich zunächst fast ausschließlich von den Pachtzahlungen der US-amerikanischen und britischen Militärbasen abhängige, westlich orientierte Königreich wurde mit der Entdeckung von reichen Erdöllagern ab 1957 zu einem wohlhabenden Land. Der Reichtum kam aber vor allem der Oberschicht zugute.
1969 wurde König Idris von einer orthodox-islamischen und panarabischen Militärjunta unter Muammar al-Gaddafi abgesetzt. Gaddafi entledigte sich rasch seiner Mitstreiter, verstaatlichte schrittweise ausländische Unternehmen im Lande und baute ein diktatorisches Regime auf. Gaddafis Versuche, sich in Nachfolge von Nasser zur Leitfigur der panarabischen Bewegung zu machen, scheiterten ebenso wie zahlreiche Ansätze mittels Öl-Millionen, Unterstützung von islamistischen Terrorgruppen und Militäreinsatz zur Hegemonialmacht in Nordafrika zu werden.
1977 proklamierte Gaddafi den Koran als Rechtsgrundlage des „Sozialistischen Libysch-Arabischen Volksstaates“.

21. Jahrhundert
Anfang des 21. Jahrtausend näherte sich der Revolutionsführer Gaddafi, dessen „Dritte Theorie“ zur Staatsdoktrin erhoben worden war, wieder dem Westen an und erlaubte eine schrittweise Privatisierung der Wirtschaft. Die Menschenrechtssituation blieb aber weiterhin bedrückend.
Im Zuge des „Arabischen Frühlings“ in Ägypten und Tunesien kam es im Januar 2011 auch in Libyen zu Demonstrationen gegen Gaddafi, die sich schließlich zu einem halbjährigen Bürgerkrieg entwickelten. Dabei kamene ungefähr 10.000 Menschen zu Tode. Am 20. 10. 2011 wurde Gaddafi von Aufständischen getötet.
Der Aufbau von stabilen Exekutiv- und Legislativkörperschaften unter den am 31. 10. 2011 zum Ministerpräsidenten der Übergangsregierung gewählten Politiker Abdel Rahim el-Kib scheiterte an den Partikularinteressen der sich häufig mit Gewalt befehdenden Interessengruppen im Land. Auch in den Folgejahren kam das Land nicht zu Ruhe, sondern blieb Schauplatz gewalttätiger politischer Auseinandersetzungen.
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