Länderinfo Grenada Geschichte
Grenada
Grenada ist eine kleine Inselrepublik in der
Karibik. Aufgrund historischer Umstände erlebte sie
nicht die historische Sklavengesellschaft wie auf
anderen Inseln der Karibik. So blieb ihr die
Entwicklung einer verarmten schwarzen Bevölkerung
erspart. Die Sklaven auf Grenada wurden im 19.
Jahrhundert in die Gesellschaft integriert. Im 20.
Jahrhundert kam es nicht zu den Konflikten zwischen
Weißen und Schwarzen. Auch wenn die Demokratie
Grenadas lange Zeit instabil war, so hat sich die
Lage verändert und die Insel ist ein ruhiger und
beständiger Hort demokratischer Politik geworden.
Frühzeit
Wie viele andere Inseln der Karibik war auch Grenada
im ersten Jahrtausend n. Chr. von den Arawak
besiedelt worden. Dieses aus Südamerika stammende
Volk kultivierte die meisten Inseln der Karibik und
verbreitete typisch südamerikanische
Kulturtechniken. Aus dem Norden Südamerikas und
Zentralamerikas wanderten ab 800 die Kariben ein,
ein kriegerischer Stamm, der die Arawak bis auf
wenige Inseln vertrieben hatte. Als die europäischen
Entdecker in die Karibik vorstießen, kamen sie in
Kontakt mit den Kariben, die der gesamten Region
ihren Namen gaben. Die Kariben leisteten erheblichen
Widerstand gegenüber den weißen Eroberern.
Neuzeit
1498 erreichte Christoph Kolumbus die Insel Grenada.
Aufgrund des heftigen Widerstands der einheimischen
Bevölkerung beanspruchte er die Insel zwar formal,
konnte sie aber nicht in Besitz nehmen. Die Spanier
errichteten keine dauerhafte Niederlassung. Die
Engländer, die im Elisabethanischen Zeitalter als
Konkurrenten der Spanier auftraten, gründeten eine
erste Siedlung, konnten sich aber auch nicht halten.
1609 verließen die Engländer Grenada. 1650 kaufte
eine französische Gesellschaft die Insel auf. Die
Franzosen nahmen den Kampf gegen die Kariben auf.
Sie erhielten Unterstützung von Flottenverbänden aus
Martinique. Es gelang ihnen schließlich, die Kariben
zu besiegen. Das Vorgehen war brutal, die Kariben
starben auf Grenada vollständig aus. Die Franzosen
errichteten 1650 Fort Royal, das im 17. Jahrhundert
Flottenstützpunkt in der Karibik werden sollte.
Grenada wurde vermehrt militärisch genutzt, so dass
die Franzosen keine Wirtschaftskolonie gründeten. Im
Verlaufe des 18. Jahrhunderts kamen sie immer mehr
in Konflikt mit den Franzosen. Nach dem
Siebenjährigen Krieg musste
Frankreich schließlich
Grenada im Frieden von Paris
1763 an die Briten
abgeben. 1779 besetzte Frankreich die Insel als
Verbündeter der nordamerikanischen Kolonien gegen
die Briten erneut, wurde aber 1782 vertrieben.
Frankreich versuchte zwar noch mehrmals, die Insel
zurückzuerobern, aber musste
1795 den Anspruch
vollständig aufgeben. Mit Übernahme der britischen
Herrschaft wurde die Insel in eine
Wirtschaftskolonie gewandelt. Nachdem der Anbau von
Zuckerrohr gescheitert war, wurde ab 1782 Muskatnuss
angebaut. Der Anbau der Nüsse benötigte nicht so
viele afrikanische Sklaven wie auf den anderen
Inseln, so dass Grenada keine große
Sklavenbevölkerung besaß.1834 wurde die Sklaverei in
den britischen Kolonien offiziell abgeschafft. Für
Grenada bedeutete dies keinen großen sozialen
Einschnitt und damit kein wachsendes soziales
Problem wie in anderen Kolonien. 1833 wurde Grenada
Teil der British Windwards Islands. Die Briten
modernisierten das Land. 1877 wurde es Kronkolonie.
Bis
1958 verblieb Grenada Teil der British Windwards
Islands. Da sich in vielen Kolonien
Unabhängigkeitsbewegungen gründeten, überführte die
britische Regierung die karibischen Inseln in die
Westindische Föderation (1958). Die Staaten
erhielten innere Autonomie. Die Föderation brach
aufgrund interner Konflikte jedoch 1962 auseinander.
Grenada und weitere karibische Staaten formierten
ein „Assoziiertes Staatsgebilde“.
1967 erhielt
Grenada die Innere Autonomie, die die Unabhängigkeit
vorbereiten sollte. Nach langwierigen Verhandlungen
entließ Großbritannien schließlich die Insel.
Moderne
1974 erreichte die Insel die Unabhängigkeit von
Großbritannien. Grenada verblieb als
parlamentarische Republik im Commonwealth of Nations
mit der britischen Königin als Staatsoberhaupt.
Erster Premierminister wurde Eric Gairy, ein
Gewerkschafter, der sich nach Amtsübernahme jedoch
als Diktatur entpuppte. Unter seiner Regierung
wurden zahlreiche Menschenrechtsverletzungen
vorgenommen.
1979 stürzte das New Jewel Movement,
eine marxistisch orientierte Vereinigung, Gairy.
Neuer Premierminister wurde Maurice Bishop, der zwar
marxistisch-leninistische Gedanken vertrat, aber
gleichzeitig politisch für die Blockfreiheit
Grenadas eintrat. Er unterhielt Kontakte zu den USA,
nahm aber gleichzeitig auch Kontakt zur Sowjetunion
und Kuba auf. Seine Reformen bauten einen stabilen
Staat auf, so dass er in der Bevölkerung sehr
beliebt war. 1983 putschte sein Vize-Premierminister
Bernard Coard. Bishop wurde abgesetzt, unter
Hausarrest gestellt, konnte aber fliehen. In Fort
Rupert wurde er jedoch festgesetzt und ermordet. Die
USA intervenierten schließlich auf Bitte des
grenadischen Generalgouverneurs und entsendeten
Truppen auf die Insel. Coard wurde abgesetzt und die
Regierung des New Jewel Movements beendet. 1984
fanden neue Wahlen statt, die Herbert Blaize an die
Macht brachten. Unter seiner Regierung wurde das
Land demokratisiert. Die folgenden Regierungen waren
zwar politisch häufig zerstritten, aber das Land
wandelte sich zu einer stabilen Demokratie. 2000
begann die Aufarbeitung der Diktatur und des
Putsches. Wirtschaftlich war das kleine Land relativ
gut situiert, aber zahlreiche Naturkatastrophen
haben den Haushalt und die Wirtschaft Grenadas lange
Zeit massiv belastet.
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