Länderinfo Antigua und Barbuda Geschichte
Antigua und Barbuda ist eine aus zwei Inseln bestehende Inselrepublik in den Kleinen Antillen, östlich von Haiti gelegen. Die Inseln besitzen kaum Rohstoffe und waren dementsprechend von den europäischen Kolonialmächten nur sehr spät besiedelt worden. Obwohl in der Literatur häufig ein sehr hohes Alter für die ältesten Stämme der Inseln angegeben wurde, ließ sich dies bis heute nicht belegen.

Frühzeit
Die Kleinen Antillen wurden im dritten Jahrtausend v. Chr. besiedelt. Die ältesten Funde lassen sich um 2900 v. Chr. datieren. Für eine frühere Besiedelung gibt es dagegen keinerlei Belege. Um die Zeitenwende siedelten sich Saladoid an, später verdrängten Arawak diese Urbevölkerung. Ab 700 dringen Taino auf die Inseln vor, die durch die Kariben aus ihren angestammten Siedlungen verdrängt wurden. Um 1200 verließen sie Antigua wieder, auf der Flucht vor den Kariben. Ein höher organisiertes politisches System existierte auf den Kleinen Antillen nicht, als die Europäer im 15. Jahrhundert hier ankamen.



Neuzeit
1493 landete Christoph Kolumbus auf Antigua, wo er aber keine dauerhafte Siedlung errichtete. Die Arawak wurden in den folgenden Jahren nach Hispaniola verschifft und als Sklaven eingesetzt. Im 16. Jahrhundert starben sie aus. Spanien verzichtete auf Antigua und Barbuda als Kolonie, aber das gesamte Jahrhundert hindurch suchten alle drei Kolonialmächte Frankreich, England und Spanien die Inseln zu beanspruchen. Die Inseln waren Zuflucht für Piraten und Freibeuter. 1632 beanspruchte England schließlich erfolgreich die Inseln. 1663 wurde die erste Siedlung auf Antigua errichtet, 1666 die erste Siedlung auf Barbuda. Es waren vor allem Wirtschaftspioniere, die auf den Inseln Tabak, Baumwolle und später auch Zuckerrohr anbauten. Barbuda gehörte fast ausschließlich der einflussreichen Familie Codrington, die 1674 dort die erste Zuckerrohr-Plantage errichtete. 1784 wurde Antigua Sitz des britischen Flottenstützpunktes der Royal Navy. Wirtschaftlich ging die Insel im 19. Jahrhundert zu Grunde. 1804 wurde der Sklavenhandel, 1836 die Sklaverei vollständig abgeschafft. Die frei gewordenen Sklaven und später nach Antigua übersiedelte billige Arbeitskräfte aus Indien und China stellten ein massives soziales Problem dar, aus dem sich im 20. Jahrhundert eine massive Arbeiterbewegung rekrutierte. 1860 wurden Antigua und Barbuda als Kolonie Antigua vereinigt. In den 1920er Jahren entwickelte sich eine Arbeiterbewegung, die ab 1940 auch politische Mitsprache, und zunehmend auch die Unabhängigkeit, forderte. 1956 wurde Antigua mit weitreichenden Rechten als eigenständige Kolonie geführt. Bei Wahlen zu dem lokalen Parlament in 1946 siegten die Unabhängigkeitsbefürworter. 1958 bis 1972 war Antigua in der Westindischen Föderation organisiert, 1971 wurde für die Unabhängigkeit gestimmt und 1978Vere Cornwall Bird gewählt.



Moderne
1981 erreichte die Inselrepublik unter dem Namen Antigua und Barbuda ihre Unabhängigkeit. Bird blieb erster Premierminister, Staatsoberhaupt war Königin Elisabeth II. Bird blieb bis 1997 im Amt und wurde dann von seinem Sohn Lester Bird abgelöst. Obwohl Antigua und Barbuda eine stabile Demokratie war, kam es doch oft zu Unregelmäßigkeiten, insbesondere während des Malaysian Deals von Premierminister Lester Bird, bei dem ein Großteil des im Norden der Inseln ausgewiesenen Nationalparks an einen malaysischen Konzern zur Ausbeutung ausgeschrieben wurde. 2004 wurde Bird abgewählt und von Baldwin Spencer abgelöst. Trotz massiver wirtschaftlicher Probleme, der Aufgabe des Zuckerrohrs in 1972 und daraus resultierenden sozialen Problemen, stellte die Inselrepublik eine stabile Demokratie dar und besaß innen-, wie auch außenpolitisch nur wenige Probleme. In den Neunzigern und zunehmend auch im 21. Jahrhundert stellte der aufkeimende Tourismus eine gute Einkommensbasis dar.