Die Entwicklung des U-Boots
U-Boote (Abkürzung für Unterseeboote) sind Wasserfahrzeuge, die in der Lage sind, vollständig untergetaucht selbständig zu fahren.
Im zivilen Bereich wurden und werden U-Boote nur relativ selten eingesetzt. Vereinzelt kommen bemannte und unbemannte U-Boote bei der Tiefseeforschung zum Einsatz. Auch verwenden Spezialfirmen U-Boote als Bergungs- und Reparaturfahrzeuge. Ferner werden in einigen Küsten- und Inselorten U-Boot-Touren für Touristen angeboten.
Der Ursprung der U-Boot-Geschichte hat aber vor allem einen militärischen Hintergrund. Die meisten U-Boote wurden und werden als Marine-Einheiten in Dienst gestellt.
Die Idee, unter Wasser zu fahren, hat bereits seit der Antike viele Forscher und Tüftler fasziniert. Zu den bekanntesten Beiträgen zur theoretischen U-Boot-Entwicklung gehört der 1515 gezeichnete Vorschlag von Leonardo da Vinci für die Konstruktion eines Tauchbootes. In England wurde 1620 vom niederländischen Erfinder Cornelis Jacobszoon Drebbel ein lederbezogenes und mit einer Art Luftschnorchel versehenes Ruderboot vorgestellt, das bis zu 3,60 m tauchte. Die Konstruktion kam aber, wie zahlreiche ähnliche Nachfolge-Bauten, mangels ausreichenden Interesses der Militärs über das Versuchsstadium nicht hinaus.
Mit seinem kugelförmigen U-Boot „Turtle“ brachte der amerikanische Erfinder Daniel Bushnell die Entwicklung ein wesentliches Stück voran. Sein Einmann-Gefährt wurde nicht wie bis dahin bei U-Boot-Versuchen üblich mit Riemen oder Besegelung bewegt, sondern mit einem über Handkurbel betriebenen Schraubenpropeller. „Turtle“ wurde 1776 als Militärfahrzeug für die amerikanischen Unabhängigkeitstruppen gebaut. Ziel war es, mit dem hölzernen U-Boot unbemerkt Sprengladungen an britischen, vor Anker liegenden Kriegsschiffen anzubringen. „Turtle“ wurde zwar 1776 im New Yorker Hafengebiet eingesetzt, allerdings erfolglos. Ebenfalls erfolglos wurde 1850 in der Kieler Förde der schleswig-holsteinische von Wilhelm Bauer entwickelte „Brandtaucher“ gegen dänische Kriegsschiffe eingesetzt. Vierzehn Jahre später gelang erstmals die Versenkung eines Kriegsschiffes durch ein U-Boot. Das 12 m lange Klein-U-Boot „CSS Hunley“ der Südstaaten-Marine brachte am 17. Februar 1864 während des Amerikanischen Bürgerkriegs vor Charleston mittels Sprengladung die Korvette „USS Housatanic“ zum Sinken. Das muskelbetriebene U-Boot wurde mit seiner achtköpfigen Besatzung durch feindliches Feuer ebenfalls versenkt. Dieser erste militärische Erfolg eines U-Bootes umfasste zwei wesentliche Merkmale, die in Folge für den U-Boot-Krieg bezeichnend werden sollten: Effizienz des verdeckten Angriffs sowie Verwundbarkeit der entdeckten U-Boote.
Erst am Ende des 19. Jahrhunderts begannen sich die Marine-Planer der großen Seenationen im Zusammenhang mit den Fortschritten auf den Gebieten des Schiffbaus und der Antriebstechnik systematisch mit der Entwicklung von seegängigen U-Booten zu beschäftigen. Als erste U-Boote im modernen Sinn gelten die 1900 von der französischen Marine in Dienst gestellte „Narval“ und die im selben Jahr von der US Navy übernommene „S 1“. „Narval“ verfügte über einen Dampfantrieb, der die Akkus eines für Unterwasserfahrt konzipierten Elektromotors auflud. Das von John P. Holland konstruierte Boot „S1“ wurde dagegen durch einen Petroleummotor angetrieben. In Deutschland wurde nach intensiven Versuchen mit „U 1“ 1906 das erste U-Boot von der kaiserlichen Marine in Dienst gestellt. Waren die ersten deutschen U-Boote noch mit Petroleum betrieben, so wurde ab dem fünften Boot ausschließlich Dieselantrieb verwendet.
Der Erste Weltkrieg brachte den ersten flächenmäßigen Kriegseinsatz von U-Booten. Am 21. September 1914 versenkte „U 9“ drei britische Panzerkreuzer und leitete damit einen insbesondere in Deutschland gepflegten U-Boot-Heldenmythos ein, der seinen Niederschlag später unter anderem in U-Boot-Filmen wie „Morgenrot“ (1933, „Zu leben verstehen wir Deutschen vielleicht nicht, aber zu sterben.“), „ U 47 – Kapitänleutnant Prien“ (1958) oder „Das Boot“ (1981) fand. Die U-Boote im Ersten Weltkrieg wurden aber vor allem für die Versenkung von Handelsschiffen durch die Bordartillerie eingesetzt. Tauchangriffe mit Torpedos oder gegen bald durch Geleitboote gut geschützte Großkampfschiffe waren dagegen eher selten. Die über Wasser schneller als unter Wasser fahrenden U-Boote gingen in der Regel nur auf Tauchstation, um sich vor U-Boot-Jägern zu verstecken.
Nach der deutschen Niederlage 1918 wurde der Reichsmarine im Vertrag von Versailles verboten, U-

Boote zu besitzen. Zwar versuchte die Reichsmarineführung unter Umgehung der Versailler Bestimmungen im Ausland weiterhin U-Boot-Technikforschung zu treiben, aber allgemein stagnierte die Entwicklung der U-Boote in der Zwischenkriegszeit weitgehend, weil die Seemächte außerhalb Deutschlands der U-Boot-Waffe keine entscheidende Bedeutung zumaßen. Die in dieser Zeit vereinzelten Projekte mit schwerer Artillerie bewaffnete U-Kreuzer wie die französische „Surcouf“ oder die britische „M 1“ zu etablieren, blieben Episode.
In den Anfangsjahren des Zweiten Weltkriegs erwiesen sich die U-Boote, namentlich die U-Boote der deutschen Kriegsmarine, als hocheffiziente Angriffswaffen, die insbesondere die alliierte Versorgung über See zeitweise ernsthaft gefährdete. Durch massive Gegenmaßnahmen, vor allem durch den Einsatz neuer Ortungstechnologien wie Asdic und Radar, gelang es den Alliierten aber schließlich, die Geleitzugschlachten für sich zu entscheiden und die deutsche U-Boot-Waffe weitgehend auszuschalten. Daran konnten auch technische Innovationen wie die unter Wasser sehr schnellen deutschen „Elektroboote“ nichts mehr ändern.
In der Nachkriegszeit fiel den U-Booten eine neue Aufgabe zu. Ihre Eignung als Angriffs-U-Boote gegen feindliche Einheiten oder Handelsschiffe trat in den Hintergrund. Gefördert wurde dagegen der Ausbau nuklear betriebener U-Boote, die als schwer zu ortendene, praktisch unbegrenzt im Tauchmodus schwimmenden Plattformen von Atomraketen ein wichtiger Bestandteil des Abschreckungsarsenals der Nuklearmächte wurden. Im Gegensatz zu den etwa 1000 Tonnen verdrängenden Standard-U-Booten (etwa 30 Mann Besatzung) kamen und kommen diese bis zu 170 m langen U-Schiffe mit ihren bis zu 170 Mann Besatzung auf Verdrängungszahlen im 50.000-Tonnen-Bereich.
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