SAP Geschichte
Das Unternehmen SAP gehört zu den innovativsten und
visionärsten in Deutschland. Und es hat in der
Software-Branche Weltruf erlangt. Es wurde von fünf
Arbeitskollegen - sie hatten sich bei IBM
kennengelernt - gegründet: SAP, die einzige deutsche
Softwareschmiede, die mit Apple oder Microsoft in
einem Atemzug genannt wird.
1972 gründeten die fünf IT-Spezialisten
Hasso
Plattner,
Dietmar Hopp, Klaus Tschira, Hans-Werner
Hector und Claus Wellenreuther das kleine
Software-Unternehmen „Systemanalyse und
Programmentwicklung“ in Weinheim, nordöstlich von
Mannheim. Die Jungunternehmer hatten eine klare
Vision: Sie wollten eine Standard-Software für
Unternehmen entwickeln, die auf allen Rechnern
laufen sollte und zwar in Echtzeit.
Ihre Arbeits- und Vorgehensweise war ungewöhnlich.
Statt am „grünen Tisch“, entwickelten sie
ihre
ersten Programme in den Rechenzentren ihrer Kunden
und konnten schon im ersten Jahr - mit neun
Mitarbeitern - einen Umsatz von 640.000 DM
verbuchen. Ihre geniale Idee: Sie wollten die Daten
nicht wie damals üblich, erst auf Lochkarten
speichern, um sie dann später gesammelt ins System
einzuspeisen. Sie setzten vielmehr auf die
bahnbrechende Idee, die Daten per Tastatur am
Bildschirm einzugeben. Ihre ersten Software-Module
schrieben sie für Großrechner und zwar für die
Bereiche Lohnabrechnung und Buchhaltung.
1977 erfolgte die Umwandlung der Firma in die
„Systeme, Anwendungen, Produkte in der
Datenverarbeitung GmbH“ - kurz SAP.
1980 zog das
Unternehmen - damals bereits 20 Mitarbeiter und 3,8
Millionen DM Umsatz - ins nahe Walldorf bei
Heidelberg um. Hier gründeten sie auch ihr erstes
eigenes Rechenzentrum. In den Folgejahren
programmierten sie weitere SAP Module für die
Bereiche Auftragseingang, Einkauf, Materialplanung,
Bestandsführung, Finanzbuchhaltung sowie
Rechnungsstellung und Rechnungsprüfung. Dabei waren
alle Module miteinander kombinierbar und in einem
einzigen System integrierbar. Der Kunde konnte also
alle Aufgaben zentral erfassen und bearbeiten - was
damals eine echte Revolution war. Ihr Ziel - ein
Echtzeitsystem - immer vor Augen, nannten sie ihre
neue Software R/1, R/2 und R/3. Wobei das „R“ für „Realtime“
stand.
Noch vor dem zehnten Geburtstag verließ
Gründungsmitglied Wellenreuther das Unternehmen.
1982 hatte SAP bereits über 250 Unternehmen in
Deutschland als Kunden gewinnen können. Mit rund 100
Mitarbeitern erzielte SAP zu dieser Zeit rund 24
Millionen DM Umsatz und nahm nun auch das
angrenzende Ausland ins Visier: 1986 eröffnete SAP
eine Landesgesellschaft in Österreich und
präsentierte sich auf der CeBIT, der weltgrößten
Computermesse. Es folgten Niederlassungen in
Großbritannien, Frankreich, Spanien und den
Niederlanden.
Nach Jahren des unaufhaltsamen Wachstums ging SAP
1988 an die Börse - aus der GmbH wurde eine AG. Im
ersten Börsenjahr nahm das Unternehmen rund 340
Millionen DM ein und machte einen Gewinn von fast 70
Millionen. Doch nun begann auch eine Zeit des
Umbruchs: PCs eroberten die Arbeitswelt, Großrechner
wurden zurückgedrängt. Die Client-Server-Architektur
wurde zur zukunftsträchtigen Lösung. Und SAP war
ganz vorne mit dabei.
1990er Jahre
Die brachten einige Veränderungen. 1992
gelang dem Unternehmen der internationale Durchbruch
mit der Client-Server-Anwendung “R/3”. Und bereits
ein Jahr später übersprang SAP die
Milliarden-Umsatzgrenze. Einen entscheiden Push
bekam SAP außerdem durch eine Allianz mit Microsoft.
1996 schied Gründungsmitglied Hector aus dem
operativen Business aus und verkaufte seine
SAP-Aktien. 1998, kurz vor dem Gang an die
Wallstreet, zogen sich auch Tschira und Hopp aus dem
Vorstand zurück und übernahmen Posten im
Aufsichtsrat. Die Richtung gab nun Hasso Plattner
vor, der gemeinsam mit Henning Kargermann, der seit
1991 im Vorstand saß, eine Doppelspitze bildet. 1993
kam mit Peter Zencke die nächste
Management-Generation ans Ruder, 1996 folgten Claus
E. Heinrich und Gerhard Oswald in den Vorstand.
Die Verjüngung des Vorstands brachte auch neue
Impulse für die Produktentwicklung und so verkündete
Plattner 1999 mit der „mySAP.com“-Strategie eine
komplette Neuausrichtung des Unternehmens als großen
Wurf für die Zukunft und letzte operative
Amtshandlung. Mit dem Ausscheiden von Hasso Plattner
endete die Ära der Gründerväter von SAP.
2003
übernahm Kagermann allein das Ruder und forciert die
Ausrichtung des SAP-Produktportfolios in Richtung
Internet-Technologien, E-Commerce und E-Business.
In den folgenden Jahren musste der technisch
orientierte Kagermann das Unternehmen durch
schwierige Zeiten steuern. Das Platzen der
Dotcom-Blase ging auch an dem inzwischen zum größten
europäischen Softwarekonzern aufgestiegenen
SAP-Konzern nicht spurlos vorüber. Doch SAP
reagierte, wie schon in früheren Jahren, erneut
flexibel auf die Herausforderungen, baute sein
Portfolio ein weiteres Mal um und entwickelte eine
offene Integrationsplattform der so genannten
Serviceorientierten Architekturen (SOA). Die erste
Version wurde 2004 präsentiert. Die Neuerung: Auf
dieser Plattform lassen sich auch Software-Services
fremder Anbieter integrieren.
Doch die mittlerweile fast 25.000 Unternehmen in 120
Ländern reagierten zuerst eher zurückhaltend auf das
neue Angebot, das aber mit Verzögerung und viel
Überzeugungsarbeit schließlich doch angenommen
wurde. Und so durchbrach SAP
2007 erstmals die
10-Milliarden-Euro-Umsatzgrenze. Zunehmend setzte
SAP nun auch auf die Übernahme von Fremdfirmen.
2008/2009 musste SAP erneut mit Umsatzrückgängen
kämpfen: Die Finanzkrise überschattete den Erfolg
des Unternehmens und es gab erstmals in der
SAP-Geschichte Entlassungen. 3.300 Mitarbeiter
verloren ihren Job. 2008 schieden auch die
langjährigen Vorstandsmitglieder Heinrich und Zencke
aus der Firma aus. Die Nachfolger deuteten auf eine
stärkere Internationalisierung des Konzerns hin: Aus
den USA kam Vertriebsmann Bill McDermott und aus
Dänemark der Technikspezialist Jim Hagemann Snabe.
2009 kündigte Kagermann ebenfalls seinen Rückzug an
und machte den Vertriebsspezialisten Léo Apotheker
zum Co-CEO.
Doch dessen erste Entscheidung, die nur mangelhaft
diskutierte und kommunizierte Erhöhung der
Wartungsgebühren, sorgte bei den Kunden für einen
Sturm der Entrüstung und die SAP-Spitze musste
letztendlich die Entscheidung zurücknehmen und
verschiedene Wahlmöglichkeiten einräumen. Da
Apotheker weder innerhalb noch außerhalb der Firma
Rückhalt hatte, trat er 2010 zurück. Es wird
gemunkelt, dass Plattner, der hinter den Kulissen
immer noch aktiv ist, den glücklosen CEO gefeuert
hat.
Danach wurde wieder, wie schon früher, eine bewährte
Doppelspitze installiert - diesmal McDermott und
Snabe, die wieder Ruhe in den Konzern brachten,
indem sie bewusst alles taten, um das Vertrauen der
Kunden zurückzugewinnen. Das Ergebnis: 2010 und 2011
konnte SAP wieder Rekordumsätze vermelden. Für die
Zukunft gilt es nun für die Ära des Cloud Computing
neue Strategien zu finden und die SAP-Vision HANA
weiter voranzutreiben. Gelingt HANA könnte SAP damit
ein weiteres Mal die Geschäftsprozesse radikal
verändern, denn HANA ist eine Technik, mit der
riesige Datenmengen in Echtzeit analysiert werden
können. Das heißt, der alte SAP Traum aus der
Gründerzeit ist auch nach mehr als 40 Jahren nicht
vergessen.
Weitere Infos