Geschichte des Marathonlaufs
Die historische Legende
Eine kleine Gemeinde im Nordosten der griechischen
Hauptstadt
Athen, die an der Ostküste des einstigen
Attika liegt, gab dem berühmten Lauf seinen Namen –
Marathon. Die Schlacht bei Marathon um Jahr 490 v.
Chr., bei der die Athener den Sieg gegen die Perser
davontrugen, bildet mit ihren zahlreichen Legenden,
die sich um dieses Ereignis ranken, die Grundlage
dessen, was wir als Vorgeschichte der heutigen
Marathonläufe ansehen. Die Überlieferung, die am
meisten verbreitet ist, besagt, dass ein Bote des
Feldherrn die Nachricht von der siegreichen Schlacht
in das 40 Kilometer entfernte Athen bringen sollte.
Nachdem er sie auf dem Aeropag, dem nahe der
Akropolis gelegenen 115 Meter hohen Felsen, den
obersten Ratsherren der Stadt überbrachte hatte – in
der Antike tagte dort der gleichnamige oberste Rat –
soll der Bote vor Erschöpfung gestorben sein. Auch
wenn diese Geschichte sich erst bei dem griechischen
Schriftsteller Plutarch (um 45 n. Chr. – ca.125)
nachlesen lässt, der immerhin 600 Jahre nach dem
Ereignis gelebt hat, so ist sie dennoch Anlass
genug, um bis in die Neuzeit daran festzuhalten und
darin den Ursprung des modernen Marathonlaufs zu
sehen.
Marathon in der Neuzeit
Der Marathonlauf, der seit
1896 eine olympische
Disziplin ist, wurde erstmals in jenem Jahr bei den
Olympischen Spielen gelaufen. Die Distanz über
ungefähr 40 Kilometer (heute 42,195 Kilometer) wurde
jahrzehntelang nur von Männern gelaufen. Erst
1984
wurde eine etwas kürzere Strecke (etwa 40 Kilometer)
auch von Frauen absolviert. Diese sportliche
Laufveranstaltung stellt die längste olympische
Laufdisziplin dar. Bei den I. Olympischen
Sommerspielen, die
1896 in Athen stattfanden, gewann
der griechische Langstreckenläufer Spyridon Louis
(1873-1940) diese Disziplin. Er hat mit seinem
Zieleinlauf im Athener Olympiastadion nach 2:58:50 h
Sportgeschichte geschrieben und sein Name ist noch
heute untrennbar mit dem Marathonlauf verbunden.
Seit dem Jahr
1983 gibt es in der griechischen
Hauptstadt auch den Athen-Marathon, der unabhängig
von den Olympischen Spielen und den
Leichtathletik-Wettbewerben stattfindet.
Streckenbeginn ist die heutige Ortschaft Marathon.
Sie führt nach Süden, umrundet den Grabhügel der
Gefallen der Schlacht bei Marathon, durchquert die
Stadt Nea Makri, wird dann ansteigender und führt
bei Rafina in westliche Richtung. Den höchsten Punkt
der Strecke, der 240 Höhenmeter beträgt, erreichen
die Läufer nach etwa 32 Kilometern. Nach Chalandri
geht es dann bergab. Der Zieleinlauf ist im Athener
Panathinaiko-Olympiastadion. Der Athen-Marathon ist
in Südosteuropa der größte Lauf seiner Art und
verzeichnet ungefähr 3000 Zieleinläufe.
Der Boston-Marathon
Nicht nur Leichtathleten laufen diese Distanz, auch
sportlich Interessierte, die ihre Grenzen ausloten
möchten und auch den Ehrgeiz haben, sie zu
überschreiten, trainieren für Marathonläufe.
Die Veranstaltungen haben sich weltweit etabliert und je nach Stadt oder
Land ihre eigenen überlieferten Hintergründe haben.
Der traditionellste aller Marathonläufe ist der
Boston-Marathon. Er findet seit dem
19. April 1897
alljährlich am Patriot’s Day (dritter Montag im
April) in der Hauptstadt des US-Bundesstaates
Massachusetts, in Boston statt. Der
Boston-Marathon beginnt in im County Middlesex, in
Hopkinton und endet in der Hauptstadt, die diesem
Traditionslauf ihren Namen gab. Der seit 2006 zu den
World Marathon Majors gehörende Traditionslauf fand
1897 mit 15 Athleten statt. Seitdem musste die
Teilnehmerzahl begrenzt werden, denn das Interesse
ist enorm groß. Das ist allen Läufen dieser Art
gemeinsam, egal, ob wo auf der Welt sie stattfinden.
Heutzutage wird bei den Teilnehmern nach
Altersklassen unterschieden, damit auch die
Leistungen der älteren Läufer eine entsprechende
Würdigung erfahren.
Die Gleichberechtigung ist auch an dieser
historisch-traditionellen Veranstaltung nicht
vorbeigegangen. Allerdings dauerte es bis zum Jahr
1966, bis eine Frau teilnehmen konnte. Sie hatte
zwar keine Startnummer, war somit letztendlich
inoffizielle Teilnehmerin, doch ihr Name ging in die
Sportgeschichte ein; Roberta „Bobbi“
Gibb (*1942), setzte sich damit gegen die Vorurteile
der Männerwelt zur Wehr, dass Frauen in ihren
athletischen Fähigkeiten den Männern unterlegen
seien. Nach 3:21:40 Stunden kam Ziel und war über
Nacht berühmt geworden.
Roberta Gibb hatte sich nach dem Startschuss
heimlich in die Masse der Läufer schmuggeln müssen
und war noch während des Laufs eine Sensation, denn
es war schnell erkennbar, dass unter den Teilnehmern
überraschend eine Frau zu sehen war. Da hatte es ein
Jahr später Kathrine Switzer (*1947) schon leichter.
Sie hatte eine Startnummer, musste sich die
Teilnahme aber auch mit einem Trick erschleichen. In
ihrer Anmeldung stand „K. V. Switzer“ ohne Angabe
des Geschlechts. Als es ersichtlich war, dass sich
eine Frau mit Startnummern auf der Strecke befand,
versuchte man sie mit Gewalt am Weiterlaufen zu
hindern, was nicht gelang. Offiziell dürfen Frauen
seit 1972 am Boston-Marathon teilnehmen. In jenem
Jahr waren es acht Teilnehmerinnen, die auch alle
das Ziel erreichten.
Der Boston-Marathon, der als ältester Lauf ohnehin
einen geschichtsträchtigen Namen hat, ging durch die
am 15. April 2013 verübten zwei Bombenanschläge
zusätzlich in die Polit-Geschichte ein. Der Tod
dreier Menschen und mehr als 260 teils schwer
verletzten Menschen überschattete die Veranstaltung
auf grausame Weise. Wegen dieses terroristischen
Anschlags fanden die kurz nach dem Boston-Marathon
stattfindenden Läufe in anderen Großstädten
(Hamburg, London, Nagano) mit erhöhten
Sicherheitsvorkehrungen statt. Den Opfern in Boston
wurden Gedenkminuten gewidmet, weltweit.
Breitensport
In Deutschland sorgen zahlreiche Marathonläufe für
sportliche Schlagzeilen. Einer der ältesten – Rund
um den Baldeneysee – fand
1963 in Essen
(Nordrhein-Westfalen) statt. Auch
in der DDR, im
vogtländischen Lengenfeld, findet seit 1968 der
Göltzschtal-Marathon statt, den es auch noch immer
gibt. Im selben Jahr wurde der Schwarzwald-Marathon
zum ersten Mal ausgetragen. Große deutsche Städte wie
Berlin, München, Frankfurt und Hamburg u.a. haben ebenfalls
ihre eigenen spektakulären Marathonläufe. Diese ziehen nicht
nur Teilnehmer an, sondern bringen, sondern auch zahlreiche
Zuschauer an die Streckenränder bringen, die mit
ihrem Jubel für die nötige Motivation sorgen.
Auf der ganzen Welt, selbst im hohen Norden, in
Spitzbergen, sind Marathonläufe eine beliebte
Sportveranstaltung. Sieht man von Spyridon Louis,
dem Griechen, einmal ab, dann fällt nicht zuletzt
auch oft in diesem Zusammenhang der Name Emil
Zátopek (1922-2000), der tschechische Läufer, der in
seinem Land wie ein Volksheld verehrt wurde.
Weitere Infos