Stadtinfo Athen Geschichte
Die als Zentrum des attischen Staates zu den wichtigsten Poleis (Stadtstaaten)
in der griechischen Antike gehörende Stadt Athen ist im Laufe ihrer Geschichte
zu einer weitgehend bedeutungslosen Provinzstadt der römischen, byzantinischen
und osmanischen Reiche abgesunken. Mit der Errichtung des modernen griechischen
Staats am Anfang des 19. Jahrhunderts begann Athens Wiederaufstieg zu einer der
führenden Großstädte im Ostmittelmeerraum.
Die Anfänge der griechischen Metropole, die möglicherweise entweder als
Namensgeberin für die griechische Göttin Athene gedient hatte oder aber nach
Athene als Stadtgöttin benannt worden ist, wurden weit im historischen Dunkel
begründet. Das Athener Stadtgebiet wurde vor mindestens 7000 Jahren erstmals
dauerhaft besiedelt. Etwa um 2000 vor Christi errichteten mykenische Könige hier
ihren Sitz. Sie legten auf einem flachen, mehr als 150 Meter hohen Felsen einen
Akropolis („Oberstadt“) genannten Festungs- und Regierungskomplex an. In der
klassischen griechischen Antike war die Akropolis im demokratischen Stadtstaat
nicht mehr Festungs-, sondern Tempelbezirk. Das berühmteste der
Akropolis-Gebäude, der Parthenon-Tempel, das Wahrzeichen Athens, wurde im 5.
vorchristlichen Jahrhundert erbaut.
Das ursprünglich als Königtum organisierte, zentral auf der mittelgriechischen
Halbinsel Attika liegende Athen breitete seinen Machtbezirk allmählich auf große
Teile seines Umlandes aus. Vom acht Kilometer entfernten Hafen Piräus aus baute
Athen eine wirtschaftlich bedeutende Stellung als eines der führenden
griechischen Handelszentren aus. Unterhalb der Königsebene gewann der Adel,
deren Vertreter im Adelsrat Aeropag Sitz und Stimme hatten, zunehmend an
Bedeutung. Der Aeropag war nach dem Niedergang der Monarchie um 1050 v. Chr. vor
allem durch sein Recht, den ursprünglich lebenslang bestallten Oberbeamten („Archon“)
zu bestimmen, zur zentralen Institution im Stadtstaat geworden. Ab 682 v. Chr.
wurden die Archonten nur noch für ein Jahr bestallt. Im 7. und 6.
vorchristlichen Jahrhundert wurde Athen von einer Reihe einschneidender
politischer Entwicklungen betroffen. Insbesondere die von Solon initiierten
Gesetzesreformen, die eine geordnete Aufteilung der Bevölkerung in vier Klassen
und die Etablierung einer ersten Volksversammlung aller Freien unbeachtet ihrer
Klassenzugehörigkeit zur Folge hatten, waren Meilensteine auf dem Weg zur
Demokratisierung. Zwar durchlebte Athen zunächst noch eine Phase der Tyrannis
(561 – 510), doch setzte sich danach das Demokratie-Prinzip endgültig durch. Die
demokratischen Rechte hatte aber nur eine Minderheit der in Athen lebenden
Bewohner inne: Die männlichen und freien Bürger. Im klassischen Altertum hatte
die damals etwa vier qkm große Stadt Athen ungefähr 50.000 Einwohner, davon
waren ungefähr 5.000 Vollbürger.
Herausragender Staatsmann dieser Zeit war Perikles (ca. 490 – 424), dessen Name
mit dem Aufstieg Athens zur griechischen Hegemonialmacht stand, aber auch mit
dem Beginn des in einer Niederlage mündenden innergriechischen Peloponnesischen
Krieges (431 – 404), der Athens Stellung schwer erschütterte. In den
Folgejahrzehnten erholte sich Athen, wo die wichtigsten Entscheidungen von der
Volksversammlung getroffen wurden, allmählich und stieg im 4. vorchristlichen
Jahrhundert wieder zu einer wichtigen Macht auf, die sich zwischen den
Großmächten Makedonien und Persien zu behaupten verstand. Ende des 4.
vorchristlichen Jahrhunderts musste Athen allerdings zeitweilig die Vormacht
Makedoniens auch in Hinsicht auf innerathenische Angelegenheiten hinnehmen.
86 v. Chr. wurde Athen von Rom erobert, behielt aber auch innerhalb des
römischen Machtbereichs den Status einer freien Stadt und eines Zentrums der
hellenischen Kultur. Für viele Römer der Oberschicht gehörte es über
Jahrhunderte zum üblichen Bildungsweg, einige Zeit an den platonischen
Philosophenschulen in Athen studiert zu haben. Mit der Schließung der als
„heidnisch“ eingestuften Philosophenakademien im Zuge der umfassenden
Christianisierung des römischen Imperiums endete Anfang des 6. nachchristlichen
Jahrhunderts Athens Bedeutung als überregionales kulturelles Zentrum.
Der stetige, etwa 1200 Jahre dauernde Niedergang der Akropolis-Stadt von einer
Weltmetropole bis hin zu einer Kleinstadt mit wenigen tausend Einwohnern Anfang
des 19. Jahrhunderts verlief über viele Stationen: Athen wurde im Jahr 297 von
Germanen gebrandschatzt; um 590 von Slawen weitgehend zerstört; 1456 wurde das
byzantinische Athen von des Osmanen eingenommen und blieb in Folge ein zunehmend
unbedeutend werdender osmanischer Provinzort.
Im Zuge des Unabhängigkeitskriegs (1821 -1829), der Unterstützung aus ganz
Europa erfuhr, erlebte das verschlafene Athen seine Wiedergeburt. Der neue
griechische König, der Bayer Otto („Othon“), zog 1832 in Athen als eine
Hauptstadt ein, die etwa 4000 Einwohner hatte und deren antike Baudenkmäler zum
größten Teil zerstört, abgetragen oder als Ställe zweckentfremdet worden waren.
Der neohellenisch ausgerichtete Bayer machte sich mit Eifer daran, die Stadt mit
zahlreichen neoklassizistischen Gebäuden aufzuschönen. Um 1880 hatte Athen mehr
als 100.000 Einwohner, ein Nationaltheater und eine U-Bahn. Ein Höhepunkt in der
Stadtgeschichte waren die in Athen veranstalteten ersten Olympischen Spiele der
Neuzeit (1896).
Nach dem
Ersten Weltkrieg und dem gescheiterten militärischen Engagement
Griechenlands in Kleinasien, wurden zahllose Griechen aus ihrer kleinasiatischen
Heimat vertrieben. Viele von ihnen fanden in und um Athen ein neues Zuhause. Die
Einwohnerzahl der Stadt verdoppelte sich binnen weniger Monate.
Während der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg 1941 – 1944 gelang es
Geistlichen und Bürgern der Stadt, etwa die Hälfte der 3500
Athener Juden vor
der Verschleppung zu verstecken. Im Bürgerkrieg (1944 – 1949) war Athen mehrmals
Schauplatz von blutigen Straßenkämpfen. Griechenland litt von 1967 bis 1974
unter einer brutalen Militärdiktatur. Ein wichtiges demokratisches Fanal war der
blutig niedergeschlagene Studentenaufstand am Athener Polytechnikum im November
1973.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Bevölkerungszahl der Stadt durch
Flüchtlingszuströme, Landflucht und massive Ansiedlung von Smog verursachenden
Industriebetrieben erheblich angewachsen. Zusammen mit der Hafenstadt Piräus und
weiteren Orten wies der Großraum Athen-Piräus Anfang der 2010er Jahre eine
Einwohnerzahl von etwa 3,5 Millionen Menschen, davon ungefähr 700.000 in
Athen-Stadt, auf. Der Ausbau der städtischen Infrastruktur war allerdings
zunächst nicht entsprechend betrieben worden. Erst in den 1990er Jahren wurden
energisch Großprojekte in den Bereichen Entsorgung und Nahverkehr umgesetzt. Bei
den notwendigen Bauarbeiten wurden unzählige archäologische Funde gesichert. Im
Jahr 2004 war Athen Veranstaltungsort der XXVIII. Olympischen Sommerspiele der
Neuzeit. Durch die Finanzkrise 2012 wurde etwa ein Drittel der Athener in oder
an den Rand von Armutsverhältnissen gedrängt.