Heute vor 100 Jahren – 1917
Das Jahr 1917 war unter anderem geprägt von den
revolutionären Ereignissen in Russland. Dort hatte
mit der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution ein
entscheidender Machtwechsel begonnen, der sich
bereits mit der Revolution im Februar abgezeichnet
hatte. Der Zar wurde zum Abdanken gezwungen und eine
Provisorische Regierung übernahm das Ruder im Land,
bis schließlich am 7. November (nach gregorianischem
Kalender) die Arbeiter- und Bauernmacht zur
herrschenden Macht wurde. Und zu all dem tobte der
Erste Weltkrieg.
Die Menschen in Deutschland und in Europa litten
unter den Geschehnissen des Krieges, der
1914
ausgebrochen war und in den im Jahr 1917 nun auch
die USA eintraten. Währenddessen hungerten die
Menschen. Der Grund war nicht nur die schlechte
Ernte, sondern auch ein verzerrtes
Preisgefüge. In Erinnerung blieb der Winter 1916/17
als Hungerwinter oder Steckrübenwinter. Im
kollektiven Gedächtnis wurde diese Zeit als ein
tiefer Einschnitt wahrgenommen, besonders die
staatliche Unfähigkeit, die Ernährungssituation der
Bevölkerung zu erleichtern, trug dazu bei.
Stattdessen machte sich der Eindruck breit, dass
Produzenten gegen die Konsumenten arbeiten.
Die deutschen Machthaber hatten alle Hände voll zu
tun, sich um die Kriegsereignisse zu
kümmern. Die
Entscheidungen fielen schließlich nicht nur auf dem
Schlachtfeld. Die Oberste Heeresleitung hatte im
Januar endlich die kaiserliche Zustimmung zur
uneingeschränkten Aufnahme des U-Boot-Krieges zum 1.
Februar erlangt. US-Präsident Woodrow Wilson hatte
ein Vermittlungsangebot gemacht, worin u. a. die
Offenlegung der jeweiligen Kriegsziele erbeten
worden war. Und nun war eine Antwortnote der Entente
an Wilson öffentlich. Der Kaiser hatte infolge
dieser Antwort einen Appell an die Bevölkerung
gerichtet, um auf den bevorstehenden U-Boot-Krieg
„einzustimmen“. Die Mittelmächte hatten den
Vermittlungsvorschlag von Wilson abgelehnt.
Daraufhin brachen die Vereinigten Staaten die
diplomatischen Beziehungen zum<
Deutschen Reich ab. Die Wiederaufnahme des
uneingeschränkten U-Boot-Krieges war der Tropfen am
Eimer, das Fass war ja bereits voll. Die Folge war,
dass die USA am 6. April 1917 Deutschland den Krieg
erklärten. Beide Häuser des US-Kongresses hatten mit
überwältigender Mehrheit diesem Kriegseintritt
zugestimmt. Ursprünglich hatte sich Wilson für die
Aufrechterhaltung der amerikanischen Neutralität
eingesetzt. Die Kriegserklärung der Vereinigten
Staaten zog im Dezember 1917 dann die
Kriegserklärung an Österreich-Ungarn nach sich. Mit
dem Kriegseintritt der USA wurde die Wende im Ersten
Weltkrieg eingeleitet, die schließlich zur deutschen
Niederlage führte.
Für Indonesien und China brachte das Jahr jeweils
ein verheerendes Erdbeben, das auf Bali (Indonesien)
rund 15.000 Menschenleben forderte und
in China
starben 1.800 Menschen. Als wären es nicht in
Zeiten, da ein Weltkrieg tobte und in Russland die
Menschen in Aufruhr waren, nicht schon genug
Todesopfer, gab es im griechischen Thessaloniki am
18. August eine
große Brandkatastrophe, bei der 32
Prozent der Stadt zerstört wurden und tausende
Einwohner ihr Obdach verloren. Glücklicherweise gab
es keine Meldungen über Todesopfer.Anders im Hafen von Halifax an der kanadischen
Ostküste. Dort war der französische
Sprengstofffrachter „Mont Blanc“ explodiert und
hatte 2.000 Menschen in den Tod gerissen. Mehr als
2.000 Menschen waren vermisst worden, weitere 9.000
Menschen wurden verletzt und 25.000 hatten ihr
Zuhause verloren. Diese von Menschen gemachte
Explosion war die größte und schrecklichste
Katastrophe vor der Hiroshima-Bombe.
In Paris hatte die Verhaftung der bekannten Spionin
Mata Hari für Schlagzeilen gesorgt. Die
niederländische Tänzerin, die eigentlich Margaretha
Geertruida Zelle hieß, war in
Paris unter ihrem
Künstlernamen Mata Hari aufgetreten. Sie unternahm
Tourneen durch ganz Europa und hatte sich bei
Ausbruch des
Ersten Weltkriegs in Berlin
aufgehalten, war aber dann in die
Niederlande
zurückgekehrt. Der deutsche Konsul hatte ihr eine
Spionagetätigkeit in Frankreich angeboten. Immerhin
kannte Mata Hari sehr viele einflussreiche
Persönlichkeiten. Im Jahr 1916 nahm Hari noch eine
Spionagetätigkeit an und zwar des Französischen
Geheimdienstes. Agenten in Madrid hatten beobachtet,
dass sie den deutschen Militärattaché besuchte.
Daraufhin wurde sie bei ihrer Rückkehr nach Paris
verhaftet und am 15. Oktober 1917 wegen
Doppelspionage und Hochverrats in den
Festungsanlagen des Schlosses Vincennes
hingerichtet.
Trauer galt im Jahr 1917 auch dem deutschen
Luftfahrtkonstrukteur Ferdinand Graf von Zeppelin.
Er war am 8. März in Berlin gestorben (*8. Juli 1838
in
Konstanz).
Das Jahr 1917 brachte trotz umwälzender politischer
Ereignisse auch eine nachhaltige Erfindung hervor.
Der US-Amerikaner Eugene Clark (1873-1942) hatte den
ersten Gabelstapler hergestellt, der damals noch als
Plattformwagen mit Verbrennungsmotor (den „Tructractor“)
benannt wurde. Diese Art des Materialtransport
zwischen den einzelnen Betriebsteilen seines
Unternehmens begeisterte die Besucher des Werkes.
Clark musste für sie auf deren Wunsch gleichfalls
solche Transportmittel herstellen. Zunächst waren es
ein Jahr später acht Gabelstapler, zwei Jahre später
schon mehr als 75 Stück. Bis zum heutigen Tag
produziert die Firma Clark Flurförderzeuge.
Weitere Infos