Im abgelaufenen Jahr 2022 standen andere Themen
stärker im Fokus als Autos. Das Autojahr 2022
war vor allem gekennzeichnet von der
Elektromobilität. Der Umstieg in Richtung
Elektromobilität scheint sich weiter zu
beschleunigen – besonders in Europa. Immer mehr
Autohersteller sagen den Verbrennern „Ade“.
Auch 2022 zogen die sogenannten Groß-SUV weiter
die Blicke auf sich. Dagegen tritt das autonome
Fahren auf der Stelle. Die klassischen
Automessen scheinen gar in der Versenkung
verschwunden. Bei den
Autos aus China
stehen die Zeichen auf „Angriff“. Insgesamt gilt
das Autojahr 2022 als eher bescheiden. Ach ja,
da gab/gibt es ja auch noch Corona. Sicherlich
hat diese Seuche auch einen nicht zu
unterschätzenden Anteil am eher bescheidenen
Autojahr 2022.
Energiekosten und gestörte Lieferketten
„Wer hätte gedacht, dass es nach zwei Jahren
Coronapandemie noch schlimmer kommen könnte“,
wie Obermeister Carsten Müller, Innung des
Kfz-Gewerbes Oberhessen, seine Einschätzung auf
den Punkt brachte. Dazu kommt noch der Krieg in
der Ukraine: „Die Auswirkungen des Krieges in
der Ukraine und die damit einhergehenden
Preissteigerungen schlagen sich in einem
deutlich verschlechterten Konsumklima nieder.“
Doch damit noch nicht genug: Auch die Störung
der Lieferketten mit ihren Problemen in der
Fahrzeugproduktion schlagen zu Buche. Müller gab
weiter zu bedenken: „Und nun hängt auch noch das
Damoklesschwert exorbitant steigender
Energiekosten über uns.“ Die Folge verwundert
nicht: ein extrem bescheidenes Autojahr 2022.
Keine Frage: Der Autohandel leidet sehr unter
den weiterhin extrem miserablen Zahlen in puncto
Neuzulassungen. Im Vergleich zum schon schwachen
Vorjahr (2021) beträgt der Rückgang rd. 10
Prozent. Selbst das Geschäft mit Gebrauchtwagen
trägt nicht zur Hoffnung bei: Der Zufluss junger
Gebrauchter ist extrem gestört. Da wundert es
nicht, dass sich das Werkstattgeschäft auf einem
besseren Weg befindet. Im Hinblick auf die
durchschnittliche Werkstattauslastung bewegt
sich das Werkstattgeschäft wieder auf dem
Vorkrisen-Niveau. Damit setzt sich der Trend
fort: Immer älter werdende Fahrzeuge werden
umfangreich repariert.
Nicht zu vergessen ist, dass der Fahrzeugkauf
inzwischen verbraucherfreundlicher ist. Dies
liegt am neuen Verkaufsrecht. Demnach haben die
Händler beispielsweise erweitere
Dokumentationspflichten zur Aufklärung. Hinzu
kommen die modifizierten Verjährungspflichten,
wie auch die Beweislastumkehr bei
Mängelansprüchen. Überdies betreffen die
Veränderungen den Bereich der
Schadensersatzansprüche wie auch den jetzt
erleichterten Rücktritt vom Autokauf. Die
strikte Einhaltung sowie Anwendung der neuen
Vorschriften gilt als oberste Pflicht der
Autohändler. Wer es beim Fahrzeugverkauf nicht
so genau nimmt, der kann böse auf die Nase
fallen. Von Fachleuten wird schon
prognostiziert, dass viele Kunden gegen
rechtliche Nachlässigkeiten beim Kauf
beziehungsweise Verkauf von Fahrzeugen mithilfe
von Anwälten vorgehen würden. Dieses Prozedere
würde sich zulasten der Händler auswirken.
Neue Maßstäbe beim Luxus
Doch, auch im Jahr 2022 sind neue Autos auf den
Markt gekommen. In puncto SUVs machte der neue
Range Rover auf sich aufmerksam. Dieser SUV
setzt durchaus neue Maßstäbe – nicht lediglich
in der Klasse Luxusoffroader. Der Range Rover
ist mit BMW-Technik zu bekommen – neben Diesel
als Benziner, Plug-in-Hybrid sowie in der
Elektroversion ab 2024. Genauso lange wird es
dauern, bis die Mercedes-G-Klasse in der
elektrischen Version zu haben sein wird.
Geradezu eine wilde Sensation: Der Hummer – er
ist wieder da, selbstverständlich elektrisch.
Nicht zu vergessen ist der neue 7er-BMW, welcher
als Verbrenner genauso wie als Elektroversion i7
gegenwärtig eines des besten Autos weltweit
darstellt. In einer ähnlichen Fahrzeugklasse kam
es in diesem Jahr zur Feier eines direkten
Wertbewerbers – er wurde 50 Jahre: Im Jahr 1972
wurde das Topmodell von Mercedes offiziell zur
sogenannten S-Klasse. Damals läutete die
Generation W116 eine neue Ära internationaler
Luxuslimousinen ein und gilt bis heute als
Legende – nicht lediglich als 450 SEL 6.9. Heute
befindet sich der Mercedes EQS SUV auf seinen
Spuren. In Amerika brachte Ford via Lightning
eine Elektroversion vom meistverkauften Auto der
Welt heraus. Neben unbestrittenen Qualitäten
besitzt der F-150 Lightning den Vorteil, dass er
noch keine Konkurrenz der Mitbewerber zu
fürchten braucht. Chevrolet Silverado EV wie
auch RAM EV sowie Tesla Cybertruck befinden sich
bisher nicht auf dem Markt. Keine Frage: Künftig
werden Elektromodelle den Ton angeben wie auch
leistungsstarke Bestseller der USA, etwa der
Mustang, Bronco oder F-150.
Das Jahr 2022 geht mit Sicherheit auch als Jahr
großer Veränderungen in die Geschichte ein. Auch
legendäre Autos müssen gehen – allen voran der
Ford Fiesta. Ford machte das Ende des Fiesta
publik. Ersetzt wird der Fiesta von einem
elektrischen Mittelklasse-Crossover, welcher aus
einer Partnerschaft mit Volkswagen entstammt.
Keine Frage: Ford bringt eine Innovation nach
der andren auf den Weg. Dies geht zulasten
seines europäischen Portfolios.
Ernüchterung beim autonome Fahren
Überall ist 2022 auch eine große Ernüchterung in
puncto autonomes Fahren spürbar. Sogar hoch
automatisierte Fahrzeuge, zum Beispiel der
Fahrerassistenzstufe drei, lassen sich kaum
bekommen. Damit scheint der Abschluss dieses
Projekts erst einmal in weite Ferne gerückt zu
sein. So stiegen unter anderem Volkswagen und
Ford aus der engen Kooperation mit Argo AI aus.
Selbst wenn Mercedes auch vor kurzer Zeit die
Freigabe für autonomes Parken (Level vier)
bekam, scheint die Automobilwelt dennoch ganz
weit von hoch automatisierten Fahrfunktionen
entfernt. Doch das Fehlen dieser Funktionen hat
den Erfolg des ID Buzz von VW nicht
beeinträchtigt. So ist der elektrische
Familien-Van genauso ausverkauft wie fast alle
seiner Elektrobrüder. Dies tat der Marke VW
zweifellos gut – positive Emotionen inklusive.
Es scheint auch nicht verwunderlich, dass sich
viele schon sehr auf die Variante mit dem langen
Radstand freuen. Noch heißer kommt Porsche mit
seinem 911 GT3 RS daher. Umweltschutz spielt
hierzulande gewiss eine große Rolle. Für das
deutsche Kfz-Gewerbe scheint klar, dass auch
Verbrenner Teil der Strategie in Richtung
CO₂-Minderung sind. In der Folge unterstützt die
Branche auch die E-Fuel Alliance.
Korea und China geben bei Elektromodellen Gas
Erstaunlich ist, dass Tesla 2022 keine neuen
Modelle auf den Markt brachte. Besonders in
Szene gesetzt haben sich die Koreaner bei den
Elektroautos – beispielsweise Kia mit dem EV6
GT, dessen Fahrleistungen denen eines
Hochleistungssportwagens ähneln. Doch auch die
Chinesen waren nicht untätig – sie drängten
eindrucksvoll auf den europäischen Automarkt:
Allen voran waren es MG und Great Wall mit den
entsprechenden Marken Nio, BYD, Polestar & Co.
Mit sehenswerten Elektromodellen geben sie
mächtig Gas.
Auch das Thema Ladesäulen sorgte 2022 immer
wieder für Gesprächsstoff. Nicht nur die
Kraftstoffpreise gingen kontinuierlich nach oben
– die Stromkosten taten es ebenso. Wer sich zum
Nachladen an einen Hypercharger begibt, der muss
nahezu 1 € für eine Kilowattstunde bezahlen. An
der Zapfsäule sah es 2022 nicht selten noch
erheblich schlimmer aus: Für einen Liter Super
oder Diesel waren hierzulande teilweise mehr als
2,50 € pro Liter zu berappen – im europäischen
Ausland mitunter noch mehr.
Bleibt jetzt nur noch die Hoffnung auf ein
besseres Autojahr 2023.