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Das
Modejahr 1901 Mode – Aktive Männer im Kampf um
das Reformkleid
Das Reformkleid kämpfte hartnäckig um seine
Akzeptanz. Als „Erzfeind“ des Korsetts hatte es
dieses Kleid allerdings sehr schwer. Doch es waren
nicht nur Frauen, die die neue Bekleidung
befürworteten. Den Ärzten ging es hierbei um die
gesundheitsschädigende Wirkung des
Sans-Ventre-Korsetts. Die
Künstler hingegen – unter
ihnen waren namhafte Designer und Architekten,
beispielsweise Richard Riemerschmid und Henri van de
Velde – versuchten die unerbittlichen
Korsett-Trägerinnen mit ästhetischen Argumenten zu
überzeugen. Das lose von den Schultern herab
hängende Reformkleid, das ohne jegliche körperlich
Einengung auskam, war ja bereits am Ende des
ausgehenden 19. Jahrhundert propagiert worden. Doch
auch der Vortrag Henri van de Veldes, den er im
Vorjahr auf dem „Deutschen Schneidertag“ gehalten
hatte, konnte noch immer keine einschneidende
Änderung in der Damenmode bewirken. Die Kleidung,
die der Figur gewaltsam zu schlankem Aussehen
verhalf, ließ sich nicht verdrängen und die
Künstlermodelle, die auf der Internationalen
Kunstausstellung in Dresden gezeigt wurden, fanden
nicht den erhofften Anklang bei den begüterten
Damen. Lediglich in der häuslichen Bekleidung
konnten sie sich mit ein wenig Lockerheit
anfreunden. Sie trugen Hauskleider mit eingelegten
Rückenfalten.
Da der Sport eine immer größere Rolle zu spielen
begann, die Ausübung eine bequeme Kleidung
erForderte, wurde diese Freizeitbeschäftigung zu
einem modischen Ausweg. Hier waren Männer und Frauen
durchaus zu mehr Bequemlichkeit bereit.
Hilfe, ich habe nichts anzuziehen! – Dieser Satz,
der heutzutage signalisiert, dass Frau etwas Neues
haben möchte, hatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts
eine andere Bedeutung. Es zeugte von beeindruckendem
Wohlstand, nur zwei Kleider zum Wechseln für den Tag
zu besitzen. Waren die nicht mehr genehm, wurde
etwas Neues gekauft. Die Lagerung unmodern werdender
Garderobe war nicht zeitgemäß. So waren die Damen
stets auf dem neuesten modischen Stand. Eine
temporäre Erscheinung, die schnell aus der Mode kam.
Ihrem Bedürfnis, öfter neue Garderobe zu kaufen, kam
die moderne Frau des neuen Jahrhunderts auf andere
Weise nach. Sie kleidete ihren Mann ein. Ob der
nämlich den prächtigsten Jagdanzug oder eine Weste
mit feinstem Waschleder-Innenfutter ausgewählt
hätte, das war fraglich. Da aber die Mode für den
Mann sehr variantenreich war, nahm sich Frau ihrer
an. Schließlich war ein gut gekleideter Herr an der
Seite der Frau auch eine Sache der Modernität. Und
wenn Mann für sonniges Wetter den richtigen
Staubmantel hatte, wie es sich für einen
Automobilisten geziemte, dann war Frau auch gern zu
einer Spritztour bereit. Die sportliche Mode wurde
von beiden Geschlechtern gern getragen. Hier kamen
Individualität und Eleganz im wahrsten Sinne des
Wortes zum Tragen.
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