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Filmjahr
1942 – „Casablanca“ – Der Film gegen das
NS-Regime
Der US-amerikanische Propaganda-Film „Casablanca“,
der sich gegen die Nationalsozialisten und das
französische Vichy-Regime wandte, ist neben Chaplins
„Der große Diktator“ und Lubitschs „Sein oder
Nichtsein“ einer der bekannten Hollywood-Filme, die
im deutschen Sprachraum bekannt wurden. Der Thriller
„Casablanca“ hatte seine Uraufführung am 26.
November 1942. Regie hatte der
ungarisch-österreichisch-amerikanische Regisseur
Michael Curtiz (1888-1962). Der Film wurde glanzvoll
besetzt mit Humphrey Bogart (1899-1957) und Ingrid
Bergmann (1915-1982) in den Hauptrollen. Beide
Schauspieler wurden zu Hollywood-Legenden. Für
Bogart war die Rolle des Rick in „Casablanca“ die
erste romantische Rolle nach zahlreichen
Gangsterrollen. Er wurde durch diesen Film zum Star
und bekam eine Gage von 36.667 US-Dollar. Ingrid
Bergmann hatte sich Warner Bros bei MGM ausgeliehen.
Bergmann
hatte schon eine einige kleinere Rollen in
Hollywood-Filmen gespielt. Dieser Film war
schließlich ihr absoluter Durchbruch. Eine Reihe von
Dialogszenen wurden sprachliche Evergreens wie
beispielsweise „Schau mir in die Augen, Kleines“,
was allerdings im Original hieß „Ich schau dir in
die Augen, Kleines“. Dennoch weiß noch heute jeder,
wo das Zitat einzuordnen ist. „Casablanca“ verbindet
melodramatische Stilelemente mit denen eines
Abenteuer- und Kriminalfilms. Der Film entstand
unter dem Eindruck des Zweiten Weltkrieges und hat
deshalb auch eine starke politische Komponente, die
gegen das nationalsozialistische Regime in
Deutschland gerichtet ist. „Casablanca“ kam erst
nach dem
Zweiten Weltkrieg in die deutschen Kinos.
Doch als am 29. August 1952 der Film in Deutschland
ausgestrahlt wurde, waren kaum noch Hinweise auf den
Zweiten Weltkrieg vorhanden. Alle Szenen mit Major
Strasser, der von Conrad Veidt (1893-1943) gespielt
wurde, waren herausgeschnitten worden, ebenso die
Szenen mit anderen Nazis. Auch Liederszenen fehlten.
Nun war „Casablanca“ zu einer harmlosen Romanze
mutiert und hatte seine eigentliche Größe verloren.
Erst im Oktober 1975 wurde von der ARD die
ungekürzte Fassung ausgestrahlt ist, die bis heute
bekannt ist.
In Deutschland wurde u. a. ein Film gedreht mit dem
Titel „Der große König“, ein propagandistischer
Monumentalfilm von Veit Harlan (1899-1964), den
Reichspropagandaminister Joseph Goebbels (1897-1945)
in Auftrag gegeben hatte und der in der Zeit des
Zweiten Weltkriegs die Bevölkerung psychologisch
aufbauen sollte und sie vor allem auf einen längeren
Krieg und die damit verbundenen Härten einstimmen.
Als der Film am 3. März 1942 im Berliner Ufa-Palast
am Zoo uraufgeführt wurde, war die deutsche
Blitzkriegstrategie schon gescheitert und in der
deutschen Bevölkerung hatte sich erste Skepsis breit
gemacht. Die deutsche Russland-Offensive im Winter
1941/1942 war ins Stocken geraten. Die Rote Armee
hatte bereits eine Gegenoffensive begonnen und die
Verwundbarkeit der Zivilbevölkerung war durch erste
Luftangriffe auf deutsche Städte demonstriert
worden. Hitler war von diesem Film begeistert. Trotz
der Anordnung Goebbels, jede Ähnlichkeit zwischen
Friedrich dem Großen und Hitler zu vermeiden, war
diese jedoch unübersehbar. Außerdem war im Vorspann
versichert worden, dass sich der Film streng an die
historischen Tatsachen halten würde. In Wirklichkeit
aber war der Umgang mit dem historischen Geschehen
problematisch. Verfälscht, ignoriert und bewusst
falsch dargestellt, wich der Film weit von den
eigentlichen Ereignissen ab. Er war so gedreht
worden, dass er der Bevölkerung einen
propagandistisch vorteilhaften Eindruck von den
Russen, den Franzosen und Österreichern vermittelte,
der sich auf die aktuelle Zeit übertragen ließ und
das jeweilige Feindbild untermauerte. Unmittelbar
nach der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht 1945
verbot der Alliierte Kontrollrat die Aufführung des
Films.
Ebenfalls ein NS-Propaganda-Spielfilm der Ufa war
„Die große Liebe“ von Rolf Hansen (1904-1990). In
den Hauptrollen waren Zarah Leander (1907-1981) und
Viktor Staal (1909-1982) zu sehen. Die Lieder, die
die Leander in dem Film sang – „Ich weiß, es wird
einmal ein Wunder gescheh’n“ und „Davon geht die
Welt nicht unter“ – wurden zwei der erfolgsreichsten
Schlager der NS-Zeit. Sie wurden vor allem wegen
ihres politischen Subtextes von der Polit-Führung
geschätzt und gefördert. Als die Situation nach 1942
für Deutschland immer schwieriger wurde, der Sieg in
weite Ferne gerückt war, wurden diese Schlager zu
Durchhalte-Liedern. Der Titel des Films „Die große
Liebe“ entsprach nicht dem Inhalt, denn es ging
nicht um Liebe, es ging um Krieg. Der Film zog alle
Register der Kriegsertüchtigung. Die Uraufführung
fand am 12. Juni 1942 im Berliner „Germania“-Palast
und im Ufa-Palast am Zoo statt. Die
Herstellungskosten hatten 3 Millionen Reichsmark
betragen, die schnell eingespielt waren. Mit 27
Millionen Zuschauern und 8 Millionen eingespielter
Reichsmark war er der kommerziell erfolgreichste
Film der NS-Zeit.
Die Oscarverleihung / Academy Awards
Die Verleihung der Oscars fand 1942- wie auch im
Vorjahr - im Biltmore Hotel in Los Angeles statt.
Wegen des Zweiten Weltkrieges fand die Verleihung in
einem schlichten Rahmen statt und wegen des
Eintritts der USA in das Kriegsgeschehen wurden die
Academy Awards bei einem schlichten Dinner
verliehen. John Ford erhielt den Oscar für den
besten Film „Schlagende Wetter“. Gleichzeitig konnte
er mit seinem Werk den Preis des besten Regisseurs
für sich
gewinnen. Zum besten Hauptdarsteller wurde
Gary Cooper in „Sergant York“ ernannt und beste
Hauptdarstellerin wurde Joan Fontaine in „Verdacht“.
Ein Jahr nach der Premiere von „Citizen Kane“ wurden
Orson Welles und Herman J. Mankiewicz für das beste
Drehbuch ausgezeichnet. Nachdem der Film 1941 noch
verrissen worden war, fand er in diesem Jahr
erstmals die angemessene Anerkennung.
Filmfestspiele von Venedig
Am 30. August 1942 trat abermals die Jury der
Filmfestspiele in Venedig an, um die Gewinner der
internationalen Preise zu verkünden. Einer der
Preisträger war Veit Harlan. Dieser setzte sich mit
„Der große König“ gegen alle anderen Bewerber durch
und gewann den Preis als bester ausländischer Film.
Bester italienischer Film wurde „Bengasi“ von
Augusto Genina. In diesem Film trat auch Fosco
Giachetti in der Rolle des Kapitäns Enrico Berti auf
und erhielt eine Auszeichnung als bester
Schauspieler. Beste Darstellerin wurde Kristina
Söderbaum. Sie hatte die Anna Jobst in dem Film „Die
goldene Stadt“ verkörpert, der ebenfalls von
Erfolgsregisseur Veit Harlan verwirklicht worden
war.
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