Die Republikaner
Die Republikaner sind eine im
November 1983 vor
allem aus enttäuschten CSU-Mitgliedern gegründete
Partei Deutschlands. Sie selbst versteht sich als
konservativ, national und politisch rechts von der
Mitte stehende demokratische Partei. Zu Zeiten ihres
bisher größten politischen Einflusses, zwischen 1985
und 1994, wies sie starke Affinitäten zur
faschistischen Ideologie und entsprechenden
Wählerkreisen auf.
Geschichte der Partei
Die Politik des damaligen bayerischen
Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß gegenüber der
DDR und sein parteiinterner Führungsstil veranlasste
1982/83 zahlreiche Mitglieder der CDU, die Partei zu
verlassen. Franz Handlos, Ekkehard Voigt und der
bekannte Journalist Franz Schönhuber initiierten mit
ihren Anhängern die Gründung der Partei Die
Republikaner (REP). Auf dem Gründungskongress am
26./27. November 1983 in München wurde Handlos zum
Parteivorsitzenden, Voigt und Schönhuber zu
seinen Stellvertretern gewählt. Die meisten
Gründungsmitglieder waren neben den ehemaligen CSU-
Anhängern CDU-Mitglieder, die die 1982 von Helmut
Kohl angekündigte geistig-moralische Wende
vermissten.
In der neuen Partei brachen sofort ideologische
Richtungskämpfe aus. Der Parteivorsitzende strebte
eine vierte bedeutende Partei im Land an, sozusagen
eine Ausdehnung der CSU über die ganze
Bundesrepublik. Franz Schönhuber suchte dagegen eine
politische Nische für die Neugründung und fand sie,
seinem eigenen Lebenslauf entsprechend, als
Sammelbecken aller politischen Kräfte rechts von den
großen etablierten Parteien. Sein Vorbild war die
„Front national“ in Frankreich. Schönhuber gewann,
dank seiner rednerischen Talente und seiner
Popularität als früherer Fernsehmoderator, den
Machtkampf und wurde 1995 neuer Parteivorsitzender.
Die Partei konzentrierte ihre Aktivitäten zunächst
auf Bayern, auch wenn eine gesamtdeutsche
Entwicklung angestrebt wurde. Im Oktober 1986
erreichten „Die Republikaner“ bei der bayerischen
Landtagswahl drei Prozent der Stimmen und
überraschten damit die politischen Akteure und
Beobachter. In anderen Bundesländern konnten in den
folgenden Jahren aber keine ähnlichen Wahlergebnisse
erzielt werden. Bei der Wahl zum Berliner
Abgeordnetenhaus im Januar 1989 schaffte die Partei
dann eine Überraschung, Mit 7,9 Prozent der Stimmen
zog mit den REPs erstmals seit Ende der sechziger
Jahre wieder eine rechtsextreme Partei in ein
deutsches Landesparlament ein. Ähnlich gut schnitt
die Partei im Juni 1989 bei den Europawahlen ab.
Mehr als sieben Prozent bundesweit und in Bayern gar
14,6 Prozent betrug der Stimmenanteil.
CDU und
CSU begriffen „Die Republikaner“ nun als
ernstzunehmende Konkurrenz und grenzten sich
deutlich von ihnen ab. Rechts von den etablierten
konservativen Parteien sollte es keinen Platz für
einflussreiche politische Organisationen geben.
Einerseits schloss man Koalitionen mit
rechtsextremen Parteien aus, andererseits versuchte
man deren Wählerpotential durch eine eigene
ideologische Zugeständnisse (Nationalismus,
Ausländerfeindlichkeit) für sich zu gewinnen. Die
Taktik schien zunächst zu verfangen, blieben „Die
Republikaner“ doch bei allen überregionalen Wahlen
1990 und
1991 erfolglos.
Die Erfolge des Jahres 1989 brachten den REPs einen
großen Mitgliederzuwachs. Die Partei versuchte sich,
teilweise sehr erfolgreich, lokal und regional zu
verankern. Ihre Schwerpunkte blieben aber
Süddeutschland mit Bayern und
Baden-Württemberg und
Berlin. In manchen Kommunalparlamenten stellten sie
mehr als zehn Prozent der Abgeordneten. Allerdings
fehlte es meist an politisch erfahrenem Personal.
Dazu wirkte sich der autoritäre Führungsstil des
Parteivorsitzenden – die Organisation wurde
deutschlandweit nicht zu Unrecht oft nur als
„Schönhuber-Partei“ bezeichnet – negativ auf eine
substantielle Entwicklung der Partei aus.
Innerparteiliche Streitigkeiten, mangelnde
Parlamentsarbeit und öffentliche und staatliche
Beobachtung führten zum Zerfall einiger Ortgruppen,
zur Absetzung der Landesvorstände in Berlin und
Niedersachsen und zu Abspaltungen und Austritten. Da
die Volkskammer der DDR 1989 die Republikaner auf
dem Territorium der DDR Verbot, konnte die
Organisation die deutsche Einheit nicht für ihre
Ziele nutzen.
Innerhalb der Partei setzte erneut eine
Auseinandersetzung über die politische Zielrichtung
ein. Noch einmal konnte sich Schönhuber
durchsetzten. Er verfolgte jetzt eine Strategie, dem
politischen Druck der etablierten Parteien und der
Öffentlichkeit sowie der Konkurrenz der
rechtsextremen Organisationen durch gezielte
Wahlabsprachen zu umgehen. Daraus sind ihr erneuter
Erfolg bei den Landtagswahlen
1992 in Baden-Württemberg (10,9 %) und der der DVU
im selben Jahr in Schleswig-Holstein (6,9 %) zu
erklären.
Die Innenminister von Bund und Ländern beschlossen
daraufhin, „Die Republikaner“ bundesweit vom
Verfassungsschutz beobachten zu lassen. Damit
sollten vor allem gemäßigte Wähler abgeschreckt
werden, den REPs ihre Stimme zu geben. Die Partei
selbst erreichte 1993 mit 23 000 Mitgliedern ihren
bisherigen Höhepunkt. Der Zuwachs, der staatliche
und öffentliche Druck und ein schlampiger Umgang mit
den Parteifinanzen beförderten verstärkt eine
interne Auseinandersetzung um das Selbstverständnis
der Partei. Schönhuber, dessen Führungsstil und Kurs
auf Zusammenarbeit mit der DVU im Mittelpunkt der
Kritik standen, verlor zunehmend an Anhängerschaft
in der Organisation. Im Dezember 1994 stellte er
sich nicht mehr zur Wiederwahl als
Parteivorsitzender, ein Jahr später trat er,
parteiintern nahezu isoliert, aus der Partei aus.
Zum Nachfolger Schönhubers wählten die Republikaner
am 17./18. Dezember 1994 Rolf Schlierer. Die
parteiinternen Auseinandersetzungen nahmen damit
allerdings kein Ende. Die Partei hatte ihren
politischen Höhepunkt überschritten. Bei Landtags-
und Bundestagswahlen schaffte es die Partei nicht
mehr über die Fünf-Prozent-Hürde und auch bei
Europawahlen ging ihr Stimmenanteil drastisch
zurück. Einzig in Baden-Württemberg erreichten „Die
Republikaner“ 1996 mit 9,1 Prozent der Wählerstimmen
den Wiedereinzug ins Parlament. Das stabilisierte
die Partei aber nicht mehr. Seit 2001 ist sie in
keinem Landes- oder Bundesparlament mehr vertreten.
„Die Republikaner“ sind inzwischen nur noch eine
unbedeutende Splitterpartei. Zahlreiche Funktionäre
und Mitglieder verließen die Partei, vor allem um
sich in der NPD zu engagieren. Der Verfassungsschutz
stellte ob der vermeintlichen Bedeutungslosigkeit
2007 die Beobachtung der Partei ein.
Programm, Ideologie und Wählerpotential
Die Republikaner verabschiedeten in ihrer knapp
dreißigjährigen Geschichte schon eine Vielzahl von
Grundsatzprogrammen. Die ersten programmatischen
Dokumente (1985 und 1987) zeigten eine Tendenz zu
zunehmendem Nationalismus, Rassismus und
Antisemitismus. Unter Franz Schönhuber verstand sich
die Partei (unausgesprochen) als faschistisches
Sammelbecken und Protestpotential Deutschlands. Die
dadurch errungenen Wahlerfolge bewirkten, neben dem
öffentlichen Druck der Auseinandersetzung mit den
menschenfeindlichen Aussagen und Forderungen, einen
Zulauf an Mitgliedern, die im rechtskonservativen
Milieu beheimatet waren und eine Abgrenzung zum
rechtsextremen Spektrum anstrebten.
Ab 1990 versuchten „Die Republikaner“ diese
parteiinternen Mehrheitsverhältnisse auch
programmatisch abzubilden. Heute sehen sie sich
selbst als konservative, patriotische, soziale und
ökologische Partei. Das macht sie gegenwärtig für
das rechte Protestmilieu der Bundesrepublik
zunehmend uninteressant. Die Selbstdarstellung der
Partei kann auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass
sie nach wie vor einen ausgeprägten Nationalismus,
Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit gepaart mit
Antiislamismus und einen starren Wertekonservatismus
vertritt. Gleichzeitig strebt sie mehr direkte
Demokratie an, die allerdings nur für Deutsche
gelten soll. Diese Grundhaltungen durchziehen
sämtliche Bereiche des Lebens, zu denen die
Republikaner Aussagen treffen.
Die Zukunft der Partei ist offen. Auch wenn sie
heute im Parteienspektrum der Bundesrepublik
marginalisiert ist, besteht das rechtspopulistische
Wähler- und Sympathisantenpotential nach wie vor.
Ein erneutes erfolgreiches Auftreten einer rechten
Sammelbewegung unter Einschluss der heutigen
Republikaner ist durchaus denkbar.
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