Biographie Gustav Heinemann Lebenslauf

Gustav Heinemann
Gustav Heinemann (mit vollem Namen auch Gustav Walter Heinemann) wurde am 23. Juli 1899 in Schwelm (Westfalen) geboren. Neben seinem Engagement für den Widerstand der Kirche im Dritten Reich, bekleidete der deutsche Politiker in der Nachkriegszeit der Bundesrepublik das Amt des Bundespräsidenten.

Ausbildung und Studium
Während seiner Schulzeit besuchte Gustav Heinemann das Essener Gymnasium in dem er in der Zeit des 1. Weltkrieges auch ein Notabitur abgelegt hatte. Nach dem Kriegsende und einem kurzen Kriegsdienst, studierte er in den Jahren 1918 bis 1921 Geschichte, Volkswirtschaft und Rechtswissenschaften in den Städten Münster, München, Göttingen, Berlin und Marburg. In Marburg promovierte er dann erfolgreich im Jahre 1922 anschließend im Bereich der Politologie. Bereits seit der 8. Klasse war es Heinemanns Traum gewesen, Rechtsanwalt zu werden. So legte er zusätzlich zu seiner Promotion im Jahre 1929 auch den juristischen Doktorgrad ab. So bekleidete er bereits im Alter von 30 Jahren die akademischen Titel "Dr. phil." und "Dr. jur." mit denen er nach seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt von 1926-1929 zum Justitiar der Rheinischen Stahlwerke wurde. In den Jahren 1936 bis 1949 befand er sich in deren Vorstand.

Politischer Werdegang
Gustav Heinemann hatte sich bereits während seines Studiums, politisch in der Weimarer Republik engagiert. Aufgrund des Kapp-Putsches geriet er wegen seiner Beteiligung auch kurzzeitig in Haft. Bis 1933 war er aktiv im Christlichen Volksdienst vertreten, dessen Mitgliedschaft er mit der Machtergreifung Hitlers beendete und zu einer Organisation der "Bekennenden Kirche" wechselte. Diese Organisationen wirkten vor allem als christliche Widerstandsbewegung gegen das Nazideutschland des Dritten Reiches.

Politische Karriere in der CDU
Seine politische Parteiarbeit begann im Jahre 1945 nach dem Ende des Krieges, als er in die neu entstandene CDU eintrat. Für die CDU hatte Gustav Heinemann auch von 1946 bis 1949 den Posten des Oberbürgermeisters der Stadt Essen inne. Von 1947 bis 1950 vertrat er die CDU im nordrhein-westfälischen Landtag. Und stellte in Nordrhein-Westfalen in den Jahren 1947 bis 1948 den Justizminister. Im darauf folgenden Jahr bekam Gustav Heinemann im Rahmen der ersten Bundesregierung der neugegründeten BRD, das Amt des Innenministers durch Konrad Adenauer verliehen. Doch schon zwei Wochen später trat Heinemann von diesem Posten zurück. Grund dafür war seine pazifistische Haltung und der Vorschlag des Bundeskanzlers die BRD wieder zu bewaffnen. Seiner pazifistischen Haltung hatte Heinemann damit besonderen Ausdruck verliehen und engagierte sich auch weiterhin als Remilitarisierungsgegner in der westdeutschen Politik.

Austritt aus der CDU und GVP-Gründung
Im Jahre 1951 gründete Heinemann die "Notgemeinschaft für den Frieden Europas" und erklärte ein Jahr darauf seinen Austritt aus der CDU. Gemeinsam mit Helene Wessel gründete er dann die "Gesamtdeutsche Volkspartei" (GVP). Mit dieser vertrat er eine Neutralitätspolitik zur Errungenschaft der gesamtdeutschen Wiedervereinigung. Heinemanns Partei scheiterte bei den Bundestagswahlen jedoch an der Fünfprozent-Hürde im Jahre 1953 und brachte ihn dazu, die Partei im Jahre 1957 wieder aufzulösen.

Eintritt in die SPD und erneute Karriere in der Politik
Nach der Auflösung der GVP, trat Heinemann dieses Mal in die SPD ein, für die er auch bis zum Jahre 1969 im Bundestag vertreten war. Er profilierte sich dort vor allem als hartnäckiger Gegner Konrad Adenauers und gab ihm die Schuld an der verfehlten Politik durch die, mit den Westmächten abgewickelte Wiederbewaffnung des Landes. Im Jahre 1966 fungierte Heinemann als Justizminister der BRD in der großen Koalition unter dem CDU-Kanzler Kiesinger. Im Rahmen seines Amtes hatte Heinemann auch die "Große Strafrechtsreform" bis zum Jahre 1969 realisiert.

Wahl zum Bundespräsidenten
Nach dem selbst veranlassten Rücktritt des zweiten Bundespräsidenten Heinrich Lübke, übernahm Gustav Heinemann am 1. Juli 1969 seine Nachfolge. Im Rahmen seiner Amtszeit als Bundespräsident in den Jahren 1969 bis 1974 hatte sich Heinemann insbesondere für die gesellschaftliche Eingliederung von Randgruppen in der BRD engagiert. So prägte er von sich selbst auch die Amtsbezeichnung "Bürgerpräsident", welcher er auch durchaus gerecht werden konnte. Im Ausland wurde er als Repräsentant eines "anständigen Deutschen" verstanden und unterstützte vollständig die durch Willy Brandt vertretene Ostpolitik über die Annäherungen zur DDR. Bekannt wurde er auch bei mehreren seiner Staatsbesuche durch seine schlichtende Funktion mit den Nachbarländern der BRD.

Nach der Amtszeit
Heinemann verzichtete im Jahre 1974 auf eine weitere Kandidatur zum Bundespräsidenten und überließ dem FDP-Politiker Walter Scheel die Nachfolge. Nach seinem Kandidaturverzicht zum Bundespräsidenten, zog sich Gustav Heinemann nach Essen zurück, wo er im Jahre 1976 den Aufsatz mit dem Titel "Freimütige Kritik und demokratischer Rechtsstaat" verfasste. Zwei Monate später, am 7. Juli, verstarb Heinemann kurz vor seinem Geburtstag in einem Alter von fast 77 Jahren.
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