Biographie Muktada al-Sadr Lebenslauf

Muktada al-Sadr ist ein irakischer Politiker und Geistlicher, der dem Schiitentum angehört. Am bekanntesten wurde Muktada al-Sadr in der Zeit von 2004 bis 2008, als er das Oberhaupt der Milizen im Irak war, die gegen die US-Streitkräfte, sowie das irakische Militär kämpften. Er gilt als eine der einflussreichsten politischen Figuren im Irak des frühen 21. Jahrhunderts.
Al-Sadr wurde am 12. August 1973 im Irak geboren. Er ist der jüngste Sohn des Großajatollahs Muhammad Sadiq al-Sadr, welcher 1999 mutmaßlich von Regierungsagenten ermordet wurde, woraufhin es landesweit zu Unruhen kam. Nach dem Tod des Vaters übernahm Muktada al-Sadr dessen Position als Geistlicher und gründete radikal-schiitisch geprägte Geschäftsbüros in mehreren Städten des Iraks. Nach dem Ende von Saddam Husseins und der immer stärker werdenden Gefahr eines Bürgerkriegs zwischen Sunniten und Schiiten, führte al-Sadr ab April 2004 mithilfe seiner sogenannten "Mahdi-Armee" einen gewalttätigen Aufstand an. Allein bei einem dreiwöchigen Gefecht um die Stadt Nadschaf soll es zu rund 570 Todesopfern gekommen sein.
Daraufhin mussten al-Sadr und seine Milizen aus der Stadt fliehen. Es kam, in der Folgezeit, immer wieder zu bürgerkriegsähnlichen Unruhen zwischen Sunniten und Schiiten, jedoch auch gleichzeitig zu vereinzelten Angriffen beider Seiten auf die stationierten Militärtruppen aus dem Ausland.
Im Jahr 2007 demonstrierte er als Oberhaupt mehrerer Hunderttausender für den Abzug der USA aus dem Irak, woraufhin ein Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde und er in den Iran flüchtete. Als es 2008 in der irakischen Stadt Basra zu intensiven Gefechten der Mahdi-Armee mit dem irakischen Militär kam, verordnete er aus dem Exil heraus eine anhaltende Waffenruhe. Im Januar 2011 schließlich kehrte er zurück in den Irak. Zwar forderte er die USA noch immer zum Rückzug und seine Anhänger zum notfalls auch erneut bewaffneten Widerstand auf, wirkte insgesamt allerdings zurückhaltender und, im Vergleich zu vorher, in seinem Anti-Amerikanismus deutlich weniger radikal.
Er reaktivierte seine Milizen schließlich 2014, als die Truppen des "Islamischen Staates" (IS bzw. ISIS oder ISIL) in Richtung des Iraks vorrückten. Hierbei kämpften sie nun paradoxerweise an der Seite der irakischen Streitkämpfe, in der ausgerechnet von den USA geführten "Internationalen Koalition gegen den IS". Erneut an politischem Einfluss gewann Muktada al-Sadr nach den Parlamentswahlen 2018, als das von ihm initiierte "Sairoon"-Wahlbündnis (unter anderem mit beispielsweise säkularen Kräften oder auch der Kommunistischen Partei) die relative Mehrheit erhielt. Auch wenn er selbst nicht kandidierte, zementierte er damit erneut seinen Einfluss auf Politik und Gesellschaft im Irak. Bei der 2021 erfolgten Wiederwahl war das Bündnis zwar noch die stärkste Kraft, verlor aber an Stimmen und konnte keine Regierung bilden.

Ende der politischen Karriere

Im Sommer 2022 verkündete al-Sadr das Ende seiner politischen Karriere, weshalb er die Schließung all seiner Parteibüros, Auflösung des Parlaments und Neuwahlen forderte. Seine Milizen drangen daraufhin in den Regierungspalast in Bagdad ein, woraufhin es zu Gefechten mit paramilitärischen Einheiten kam. Bei den Unruhen am 29. August 2022 sollen mindestens 30 Menschen ihr Leben verloren haben. Al-Sadr selbst forderte seine Anhänger auf, das Blutvergießen zu beenden und entschuldigte sich bei dem irakischen Volk. Das schiitische Lager im Irak gilt infolgedessen als gespalten.


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n.n.v.