Biografie Sergio Leone – Der Erfinder von Hollywood Lebenslauf
Der italienische Regisseur Sergio Leone hat in den
als seine Hauptschaffenszeit geltenden zwei Jahrzehnten
zwischen
1964 und 1984 bei vergleichsweise wenigen
Filmen Regie geführt. Die sechs in dieser Periode unter
seiner Spielleitung geschaffenen Kinowerke sind aber
fast durchweg als Klassiker in die Filmgeschichte
eingegangen. Mit seinen drei zwischen
1964 und 1966
gedrehten Filmen der „Dollar-Trilogie“ hat Leone nicht
nur das Genre des Italowesterns („Spaghetti-Western“)
erschaffen, sondern auch nachhaltig dem Western als
Ganzes neue Impulse gegeben. Mit den zwischen 1968 und
1984 gedrehten Filmen seiner „Once Upon a Time“-Trilogie
hat Leone ebenfalls wesentlich zur Kinogeschichte
beigetragen.
Sergio Leone wurde am
3. Januar 1929 in Rom geboren.
Seine politisch links stehenden Eltern Edvige Valcarenghi (Künstlerinnenname: „Bice Valerian“) und
Vincenzo Leone (Künstlername: „Roberto Roberti“)
gehörten als Schauspielerin beziehungsweise als
Regisseur zu den bekannteren Personen des frühen
italienischen Films. Schon als Kind kam Sergio Leone
deshalb eng mit dem Filmmilieu in Berührung. Während
seiner Schulzeit ging Leone mit
Ennio Morricone, der
später als Komponist der Film-Musik bei allen sechs
Leone-Klassikern mitentscheidend für deren Erfolg
zeichnete, in eine Klasse. Nach dem Schulabschluss
begann Leone ein Jura-Studium, dass er aber rasch
abbrach.
Ab 1947 arbeitete er in verschiedenen Positionen, u. a.
als Drehbuchautor, Regieassistent und Co-Regisseur in
der Filmindustrie der italienischen Hauptstadt. Zumeist
war Leone an Produktionen der damals sehr populären, im
antiken Griechenland oder im Alten Rom spielenden
„Sandalen-Filmen“ beteiligt. Außer bei dieser eher
anspruchslosen cineastischen Massenware sammelte Leone
aber auch Erfahrungen im künstlerisch hochklassigen
Bereich. So war er 1948 Regieassistent von Vittorio de
Sica bei dessen Meisterwerk des Neorealismus „Ladri di
biciclette“ („Fahrraddiebe“).In dem Film hatte Leone
auch eine im Abspann nicht genannte Kleinstrolle als
„Student“.
Der erste Film, für den Leone als Regisseur allein
verantwortlich zeichnete, war der 1961 gedrehte
Sandalen-Film „Il colosso di Rhodi“ („Der Koloss von
Rhodos“). Western-Fan Leone wollte dem seit der Mitte
der 1950er Jahre zunehmend ausdrucksschwacher gewordenen
Western neue Akzente setzen. Er konnte Geldgeber nicht
zuletzt unter Hinweis auf die in Deutschland zu
Kassenschlagern gewordenen
Karl-May-Filme wie „Der
Schatz im Silbersee“ (1962) zur Low-Budget-Finanzierung
von „Per un pugno di dollari“ („Für eine Handvoll
Dollar“) bewegen. Leones mit der „Einsame-Held“-Geschichte
in Akira Kurosawas Samurai-Erfolgsfilm „Yojimbo – Der
Leibwächter“ (1961) vergleichbare Wildwest-Story um
einen Poncho tragenden Schweigeheld wurde zum Hit. Und
der bis dahin wenig bekannte B-Darsteller
Clint Eastwood
wurde als Revolverheld, der in New Mexico böse Buben
ausschaltete, zum Weltstar. Auch in den Sequels „Per
qualche dollaro in piùbare“ („Für ein paar Dollar mehr“)
(1965) und „Il buono, il brutto, il cattivo“ („Zwei
glorreiche Halunken“) überzeugte Clint Eastwood
unterstützt von Lee van Cleef und Eli Wallach als
gleichsam gerechter wie gnadenlos rächender Schießmann
das Publikum.
Leone war zum Kult-Regisseur geworden. Dementsprechend
stiegen auch seine Dreh-Budgets. Die 1968 überaus
aufwendig produzierte US-Western-Produktion „Once Upon
Time in the West“ (“Spiel mir das Lied vom Tod“) mit
Henry Fonda in der Hauptrolle wurde wieder zum
Kassenknüller. Der drei Jahre später Showdowns zur Zeit
der Mexikanischen Revolution thematisierende Streifen
„“Giù la testa“ ("Todesmelodie“, „Once Upon a Time … the
Revolution“) (Hauptrollen: James Coburn und Rod Steiger)
schaffte dagegen nur mittelmäßige Einspielergebnisse.
In den Folgejahren war Leone vor allem als Filmproduzent
aktiv und mit Ausnahme eines Ausflugs ins
Western-Komödie-Fach als Co-Regisseur von „Un genio, due
compari, un pollo“ (
„Nobody ist der Größte“, 1975) nicht
mehr als Regisseur tätig.
Es dauerte 13 Jahre bis Leone 1984 mit dem US-Epos „Once
Upon a Time in America“ („Es war einmal in Amerika“) mit
Robert de Niro und James Woods als Hauptdarsteller
wieder Regie führte. Ausnahmsweise spielte die drei
Epochen abdeckende Story um Prohibition und Korruption
diesmal nicht im Südwesten Nordamerikas, sondern in der
New Yorker Mafia-Welt des 20. Jahrhunderts. Der in der „Director´s
Cut“-Version über vier Stunden lange, in seiner
Erzählstruktur das Massenpublikum offensichtlich
überfordernde Film wurde wegen mangelnder
Kasseneinnahmen ein finanzielles Desaster. Von der
Kritik bald als Edelstück des Krimi-Genres eingestuft,
ist „Once Upon a Time in America“ bei Fans epischer
Krimis dann aber doch zum Klassiker geworden.
Diese Genugtuung hat Leone im Ansatz noch miterleben
dürfen. Am
30. April 1989 ist der herzkranke Regisseur
in seiner Geburtsstadt 60-jährig gestorben. Er
hinterließ Ehefrau Carla, mit der er seit 1960
verheiratet war, und drei Kinder.
Sergio Leone
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