Osama bin Laden Lebenslauf
Usama ibn Muhammad ibn Awad ibn
Ladin wurde
1957 in der saudi-arabischen Hauptstadt
Riad geboren. Dass er heute unter dem für westliche
Zungen leichter auszusprechenden Namen Osama bin
Laden bekannt ist, dürfte mit der in vielen
arabischen Dialekten von der Schreibweise
abweichenden Aussprache zusammenhängen. Er war das
siebzehnte mehrerer Dutzend Kinder des
Bauunternehmers und Multimillionärs Muhammad ibn
Ladin. Es wird vermutet, dass Osamas Mutter von der
Familie seines
Vaters geringschätzig behandelt
wurde, wodurch er zunächst ein Gefühl der
Minderwertigkeit entwickelte. Seine Kindheit, welche
nach späteren Aussagen von Zeitzeugen zunächst auch
von seiner Vorliebe für US-amerikanische
Fernsehserien geprägt war, verbrachte er in
unmittelbarer Umgebung der als heilig geltenden
Städte Mekka und Medina.
Während der Schulzeit beeindruckte ihn ein
wahrscheinlich der radikal-islamischen
Muslimbruderschaft angehörender Lehrer so sehr, dass
er sich dieser Organisation anschloss und ihre
Ideologie in sein persönliches Denken aufnahm. Ein
zentraler Punkt war dabei die unbedingte Verknüpfung
von Politik und Religion. Als Dreizehnjähriger ging
er zu einem asketischen, ganz den Geboten des Islam
entsprechenden und antiwestlich orientierten
Lebenswandel über. Immer stärker galt sein Interesse
Themen wie der nicht ausreichend frommen Regierung
seines Landes, dem seiner Ansicht nach von Gier
geleiteten Raubbau an den Ölressourcen und
insbesondere der Situation der Palästinenser. Im
Zuge eines Betriebswirtschaftsstudiums, das er
allerdings nicht beendete, radikalisierten sich
seine Ansichten nochmals.
1979 erfüllte sich ein Wunsch vieler
fundamentalistisch gesinnter Muslime: Im Iran wurde
nach erfolgreicher Revolution ein theokratisches
Regime errichtet. Das sahen sie als Präzedenzfall
und als Ansporn für weitere dahingehende
Anstrengungen in anderen Ländern.
In den Jahren nach dem 1979 erfolgten sowjetischen
Einmarsch in
Afghanistan begann Osama bin Laden,
sich dort finanziell und auch persönlich zu
engagieren, was ihn von seinen Angehörigen, die sich
um das Familienunternehmen kümmerten, weiter
entfremdete.Nachdem es ihm gelungen war, einige tausend
arabische Freiwillige für den Kampf in
Afghanistan
zu rekrutieren, ließ er sich dort mit seinen
Ehefrauen und Kindern nieder.
1986 errichtete er
einen Stützpunkt in den Höhlen von Tora Bora an der
Grenze zu Pakistan. Zwar blieben die - wegen ihres
Kampfes gegen die Sowjetunion auch von den USA
finanziell unterstützten - arabischen Freiwilligen
für die Gesamtsituation weitgehend bedeutungslos,
doch einige kleine, aber symbolträchtige Siege
verschafften ihrem Anführer bin Laden hohes Ansehen
unter den sogenannten Gotteskriegern. Als die
sowjetischen Truppen 1988 begannen, das Land zu
verlassen, beschlossen die arabischen Kämpfer, im
Rahmen eines neu zu gründenden Dachverbands namens
al Qaida (auf deutsch: die Quelle, oder auch: die
Basis) ihren Kampf in anderen Ländern fortzuführen.
Bin Laden wurde zum Emir dieser Organisation
gewählt.
Streitigkeiten unter den Führungskräften über
künftige Einsatzgebiete und eine durch den
sowjetischen Abzug bedingte Drosselung der
US-Finanzhilfen führten zu einer Veränderung des
Feindbildes, zu dem jetzt neben mehreren säkularen
arabischen Regierungen auch die USA gehörten. Nach
einer militärischen Niederlage wurde bin Laden 1989
von der saudi-arabischen Regierung genötigt, mit
seinen Gefolgsleuten
Afghanistan zu verlassen. Und
so arbeitete er wieder in einer familieneigenen
Firma mit. Durch regelmäßige Agitation, welche sich
nach der Stationierung von US-Soldaten in
Saudiarabien, die das Land gegen Saddam Husseins
Truppen schützen sollten, noch verstärkte, zog er
sich den Unmut seiner Regierung zu. Ein
zwischenzeitlicher Einsatz seiner al Qaida im Jemen
führte zu einem Ausreiseverbot für bin Laden, das
erst 1992 nach seiner Absichtserklärung, zwecks
Vermittlung zwischen verfeindeten Parteien nach
Afghanistan zu reisen, wieder aufgehoben wurde.
Von dort aus ging er in den Sudan, dessen
islamistisch geprägte Regierung ihn schon 1990
eingeladen hatte. Schnell stieg er zu einem
führenden Unternehmer des Landes auf. Al Qaida blieb
derweil nicht passiv. 1992 verübte sie im Jemen ihre
ersten Bombenanschläge. Diese galten zwei Hotels, in
denen sich gerade US-Soldaten aufhielten. Außerdem
knüpfte man Kontakte zu vielen anderen,
gleichgesinnten Gruppierungen wie beispielsweise der
Hisbollah. So groß war inzwischen der Hass auf die
USA und Israel, dass die sunnitische al Qaida über
das schiitische Bekenntnis der Hisbollah hinwegsah.
Nach der Ermordung zweier BND-Beamter wurde 1998 in
Libyen erstmals ein Haftbefehl gegen bin Laden
ausgestellt. Jetzt sah auch der Sudan sich zu einer
Trennung von ihm genötigt, worauf er sich wieder
nach
Afghanistan begab und sofort mit dem Aufbau
militärischer Camps begann. Nach einer auch gegen
die USA und das Judentum gerichteten
Dschihad-Erklärung ging er endgültig in den
Untergrund.
Da es sich bei al Qaida um ein verzweigtes, lose
verbundenes Netzwerk handelt, lässt sich kaum
beurteilen, welche Aktionen er noch selbst plante
oder anordnete. Die Anschläge auf das World Trade
Center und das Pentagon am
11. September 2001, für
die er als Hauptverantwortlicher angesehen wird,
machten seinen Namen weltbekannt. Das nachfolgende
militärische Eingreifen der USA in
Afghanistan galt
vor allem ihm und seiner Organisation, denn das dort
herrschende Taliban-Regime weigerte sich, ihn
auszuliefern.
Nach wiederholten Meldungen über seinen Tod und
mehreren Videobotschaften, in denen er sich
augenscheinlich lebend zu aktuellen Entwicklungen
äußerte, vermutet man, dass Osama bin Laden sich
nach wie vor im äußerst unübersichtlichen
afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet aufhält. Das
Kopfgeld, das der Senat der USA für seine Ergreifung
ausgelobt hat, beträgt 50 Millionen Dollar.
Am 1. Mai 2011 gab der amerikanische Präsident
Barack Obama bekannt, dass Bin Laden bei
einer Militäraktion getötet wurde.