Biografie Immanuel Kant Lebenslauf
"Die Aufklärung ist der Ausgang des
Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit."
Dieser Satz ist der wohl am häufigsten zitierte zur
Charakterisierung der Epoche der Aufklärung und ist
einem Mann zuzuschreiben, dessen Denken die
Philosophie
und das Weltbild seiner Zeit revolutionierte: Immanuel
Kant.
Unter dem Motto "Sapere aude!" (Habe Mut, dich deines
eigenen Verstandes zu bedienen!) führte er eine Wende in
der
Philosophiegeschichte herbei und gilt bis heute als
einer der größten Denker des Abendlandes.
Längst ist Immanuel Kant eine geistesgeschichtliche
Größe, die weit über die Grenzen Deutschlands hinaus
bekannt ist und deren Werke sich einer anhaltenden
Rezeption erfreuen dürfen. Gerade dieser
Mann aber,
dessen Werk "Die Kritik der reinen Vernunft" den
Grundstein für die moderne Philosophie legte, war
Kosmopolit nur in geistiger Hinsicht: Tatsächlich hat
der große Denker seinen Geburtsort Königsberg, in dem er
1724 geboren
wurde und
1804
starb, nur vorübergehend zu Zwecken des Studiums und für
eine Stelle als Hauslehrer verlassen.
Der Denker, der maßgeblich das Fundament legte, auf dem
neue geistige Weltgebäude errichtet werden konnten, der
neue Perspektiven für die abendländische Philosophie
eröffnen konnte, galt im Privatleben als pedantisch und
pingelig. Als Freund von Ordnung und Pünktlichkeit
folgte er einem penibel einzuhaltenden, genau
festgeschriebenen Tagesablauf: Er ließt sich morgens um
4.45 Uhr von seinem Hausdiener mit den stets
gleichbleibenden Worten "Es ist Zeit!" wecken, pflegte
täglich zur gleichen Stunde einen Spaziergang
vorzunehmen und hatte ebenfalls ein Pensum für
gesellschaftliche Aktivitäten wie Besuche bei Bekannten
eingeplant. Der Zapfenstreich erfolgte für den
geistesgeschichtlichen Revolutionär ungeachtet aller
Gegebenheiten täglich um 22 Uhr: Der Mann, der die
Ordnung der Geistesgeschichte durcheinanderwirbelte,
hielt in seltsamer Diskrepanz in seinem privaten Leben
an einer unumstößlichen Ordnung fest, die durch nichts
zu verwirren war.
Im Studium an der Königsberger Universität belegte er
Philosophie, Physik, klassische Naturwissenschaften
sowie Mathematik, er brach jedoch ab, nachdem sein Vater
gestorben und seine Abschlussarbeit nicht anerkannt
worden war. In den Jahren 1746-1754 verdiente er sich
seinen Lebensunterhalt (außerhalb von Königsberg!) in
verschiedenen Anstellungen als Hauslehrer. Seine
Geburts- und Heimatstadt schien jedoch eine magnetische
Wirkung auf ihn auszuüben, denn 1754 kehrte er zurück,
um sein Studium fortzusetzen, sich zu habilitieren und
eine Stelle als Privatdozent anzutreten. Rufe an andere
Universitäten, die für ihn bedeutet hätten, seine
Heimatstadt verlassen zu müssen, schlug er aus, lieber
arbeitete er eine Weile als Bibliothekar, bis ihm
schließlich 1770 die Stelle angeboten wurde, von der er
immer geträumt hatte: Er erhielt den Ruf der Universität
Königsberg als Professor für Logik und Metaphysik.
Kant, der Pedant? Das so oft überlieferte Bild des
Philosophen als penibler und pingeliger
Ordnungsfanatiker wirkt zum einen überzeichnet und
überspitzt, dazu kommt, dass der bei Biographen oftmals
hervorgehobene Tagesablauf vor allem auf den alten
Immanuel Kant zutrifft. In jüngeren Jahren scheint der
große Philosoph auch ein großer, auf Gesellschaften gern
gesehener Unterhalter gewesen zu sein, der als witzig,
geistreich und gesellig galt. Auch war er als Student
ein geschickter Kartenspieler und es gelang ihm sogar,
sich durch das Billardspiel etwas Geld dazuzuverdienen.
Trotzdem bleibt es Faktum, dass der Vater des
kategorischen Imperativs, der Anwalt der Vernunft und
Mündigkeit, der im ideellen Bereich Schritte machte, die
Weltbilder erschütterten und neue Paradigmen schufen,
die Schritte seines materiellen Körpers niemals weit aus
Königsberg heraus lenkte.