Annette Droste-Hülshof Lebenslauf
Annette von Droste-Hülshoff wurde am
10. Januar 1797 bei Münster auf Schloss
Hülshoff geboren. Ihre Eltern waren
Clemens August II. von Droste-Hülshoff
und Therese von Haxthausen. Die Familie
stammte aus einem alten katholischen
Adelsgeschlecht, das mit seinen strengen
Regeln die kleine Tochter, die früh ein
eigenständiges Denken an den Tag legte,
lebenslang extrem dominierte. Sie selbst
wurde von ihrer Familie früh als
Außenseiterin abgestempelt. So war es
kein Wunder, dass Annette
Droste-Hülshoff, die zudem ein Frühchen
war, als Kind häufig kränkelte und ein
sehr zurückgezogenes Leben führte.
Außerdem war sie extrem kurzsichtig.
Doch Annette von Droste-Hülshoff hatte
ein ausgesprochenes künstlerisches
Talent in die Wiege gelegt bekommen und
so interessierte sie sich schon früh für
Dichtung und Musik. Ihr Vater, der
selbst Violine
spielte, förderte ihre musikalischen
Ambitionen. Als sie zwölf Jahre alt war
bekam sie Klavierunterricht. Zwischen
1812 und 1819 hatte sie das Glück, dass
sie von Professor Anton Matthias
Sprickmann (1749-1833) unterrichtet und
gefördert wurde.
Doch so sehr ihre Eltern auch das Talent
der Tochter schätzten; privat ließen sie
der Heranwachsenden wenig Freiraum: Als
sie sich 1819/1820 in einen bürgerlichen
Studenten verliebte, musste sie die
Beziehung auf Betreiben ihrer Familie
abbrechen. Nach dem sie sich dem
familiären Druck gebeugt hatte, war das
konservative Denken zu ihrer innerlichen
Richtlinie geworden, die sich später
auch in ihrem Werk ausdrückte. Aus
diesem engen Korsett auszubrechen, gab
es kaum Gelegenheit für sie.
Eine der wenigen größeren Reisen, die
sie eigenständig unternahm, führte sie
im Jahr 1825 an den Rhein. Sie besuchte
die Städte Köln und Koblenz sowie Bonn,
wo ein Vetter, Clemens-August von
Droste-Hülshoff, lebte. Hier traf sie
auch ihre spätere Freundin Sibylle
Mertens-Schaaffhausen (1797-1857), die
mit Goethes Schwiegertochter Ottilie
sowie Johanna und Adele Schopenhauer
befreundet war. Bei weiteren Reisen an
den Rhein, die sie bis
1842 unternahm,
lernte sie auch August Wilhelm Schlegel
(1767-1845) kennen und begegnete den
Gebrüdern Grimm, mit denen sie einen
Briefwechsel führte.
Doch wenn ihre Familie rief, sie
beispielsweise als Krankenpflegerin
benötigte, war sie jederzeit zur Stelle.
Eine Auflehnung gegen ihre Familie kam
für sie auch weiterhin nicht in Frage,
nicht zuletzt, weil auch sie nach wie
vor ständig kränklich war. Und obwohl
sie eine klare Berufung zur Dichterin in
sich fühlte, versuchte sie nie, von
ihrer Schriftstellerei zu leben und so
größere Unabhängigkeit zu erlangen. In
ihrer Mutter fand sie zudem
Unterstützung, was ihre dichterischen
Ambitionen betraf. So versuchte diese
beispielsweise, einen Kontakt zu dem
Dichter und Philosophen Christoph
Bernhard Schlüter (1801-1884)
herzustellen, doch er schickte die
Manuskripte zurück, mit dem Vermerk,
dass sie nicht ausreichend seien.
Nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1826
hatte ihr Bruder Werner den
Familienbesitz übernommen. Annette
Droste-Hülshoff siedelte daher mit ihrer
älteren Schwester Jenny und ihrer Mutter
auf deren Witwensitz, Haus Rüschhaus,
um, das bei Nienberge lag. Sie schloss
sich ihrer Familie nun noch enger an und
begleitete ihre Mutter auf Reisen und
ihrem Bruder räumte sie sogar das Recht
ein, als Zensor in ihre Werke
einzugreifen.
Da ihre Schwester inzwischen mit dem
Germanisten Joseph von Lassberg
(1770-1855) verheiratet war und am
Bodensee lebte - erst im schweizerischen
Eppishausen und später in Meersburg,
lernte Annette von Droste-Hülshoff bei
ihren dortigen Besuchen auch das Areal
um den Bodensee kennen. Für ihr Werk
erwiesen sich diese Reisen besonders
inspirativ. Ab 1841 wohnte sie
überwiegend bei ihrem Schwager auf
Schloss Meersburg. Und 1843 erwarb sie
sogar selbst ein Haus am Stadtrand von
Meersburg - das Fürstenhäusle. Dort
lebte sie bis zu ihrem plötzlichen Tod
am
25. Mai 1948. Vermutlich war sie
einer schweren Lungenentzündung erlegen.
Sie wurde auf dem Meersburger Friedhof
beigesetzt.
Die Dichterin war sich zu Lebzeiten
bereits absolut bewusst gewesen, dass
sie große Kunst schaffen würde. Ihr Werk
zeugte teilweise von tiefer
Religiosität, wie beispielsweise der
Gedichtzyklus „Das
geistliche Jahr“, der von der
Zerrissenheit des modernen Menschen
zwischen Aufgeklärtheit und religiöser
Suche handelte. Sie hatte mehr als 20
Jahre an diesem Werk gearbeitet. In
ihrer Meersburger Zeit verband sie eine
Dichterfreundschaft mit Levin Schücking
(1814-1883). Dieser war der Sohn einer
Freundin, die starb als Schücking gerade
einmal 17 Jahre alt war. Sie hatte dem
jungen Mann einen Posten als
Bibliothekar auf Schloss Meersburg
verschafft und er inspirierte sie
insbesondere zu ihren „weltlichen“
Gedichten.
Neben der Schriftstellerei hatte Annette
von Droste-Hülshoff sich auch als
Komponistin etabliert. Neben ihrem Vater
war auch ihr Onkel Maximilian-Friedrich
von Droste zu Hülshoff sehr musikalisch.
Er war Komponist und ein Freund von
Joseph Haydn (1732-1809). Nachdem die
kleine Annette Klavierstunden bekommen
hatte, wurde sie bereits als Jugendliche
oft gebeten, andere am Klavier zu
begleiten oder vorzuspielen. Ihr erstes
öffentliches Konzert gab sie mit 23
Jahren in Höxter. Zwischen 1824 und 1831
nahm sie zudem sogar Gesangsunterricht.
Und sie komponierte - was ihre Mutter
sehr stolz machte - auch für einige
Opernprojekte. 1836 lernte sie bei einem
Aufenthalt in Eppishausen das „Lochamer
Liederbuch“ kennen und bearbeitete
daraufhin die Lieder für Singstimme und
Klavier. Rund 74 dieser Lieder von
Annette Droste-Hülshoff sind erhalten
geblieben.
Robert Schumann (1810-1856) - Annette
von Droste-Hülshoff stand mit Clara und
Robert Schumann in Briefkontakt - hatte
beispielsweise ihr Gedicht „Hirtenfeuer“
vertont. Und seine Frau Clara Schumann
(1819-1896), die selbst eine berühmte
Pianistin und Komponistin war, wünschte
sich ein Libretto von der Dichterin und
Musikerin. Ihre eigenen Werke spielte
Annette von Droste-Hülshoff allerdings
nie öffentlich. Erst im 20. Jahrhundert,
als ihr Nachlass vollständig gesichtet
wurde, wurde auch ihre Musik eingehender
untersucht. Doch letztendlich hatte sich
Annette von Droste-Hülshoff für die
Poesie der Worte und nicht der Musik
entschieden.
Gedichte
Anette von Droste-Hülshoff Werke
Gedichte, Münster 1838
Die Judenbuche 1842
Gedichte, 1844
Westfälische Schilderungen, 1845
Das geistliche Jahr 1818–1820 / 1839–1840
Der Knabe im Moor
Letzte Gaben 1860
Bei uns zu Lande auf dem Lande
1862
Briefe von Annette von Droste-Hülshoff
Die Vergeltung
Annette Droste-Hülshof Seiten,
Steckbrief etc.
n.n.v.