Biografie
Andy Warhol Lebenslauf
Andy Warhol hat einen vielseitigen Ruf. Künstler,
Filmemacher, Jugendzerstörer, Schöpfer einer großen
Leere. Niemand konnte definitiv sagen, was sich
hinter seinem ausdruckslosen, fast maskenhaften
Gesicht und unter der grauen Perücke verbarg. Er
selbst behauptete, dass alles, was in seinen Bildern
zu finden wäre, auf der Oberfläche läge. Mehr sei
nicht dahinter und so sah er auch sich selbst.
Neben dem war er natürlich der Vater der Popart, ein
Künstler, der mittels der Siebdrucktechnik riesige
Leinwände voller Suppendosen, Coca-Cola-Flaschen,
Marilyn Monroe-Gesichter,
Elvis-
Figuren und
elektrischer Stühle schuf. Er musste sich mit
dem Vorwurf herumschlagen, viele junge Leute
zerstört zu haben, ein Ruf, der in dieser schnellen
Zeit der Sechziger Jahre immer lauter wurde und sich
durch die „Factory“-Szene bildete, einer alten
Feuerwehrwache, die Warhol Mitte der 1960er Jahre
gemietet hatte und die bald der Szene-Ort jedweder
Kunst in New York wurde, der zudem gerade junge
Menschen anlockte, die dort endlich die sein
konnten, die sie waren. Drogen, Musik, Partys und
Kunst vermischten sich und bildeten ineinander
übergreifende Bedingungen. Warhol selbst hielt sich
im Hintergrund und ackerte, während die Leute dort
feierten, ließ all das vielmehr um sich herum
geschehen und kaute Kaugummi dabei.
Warhol glaubte an den amerikanischen Traum, dass
jeder Mensch, wenn er nur hart arbeitete, es vom
Tellerwäscher zum Millionär schaffen konnte. Sein
ganzes Streben war darauf ausgerichtet und hatte
vielleicht auch darum Erfolg.
Seine Einstellung war nicht verwunderlich. Er war
das Kind tschechischer, immer hart arbeitender
Eltern. Sie waren nach Amerika ausgewandert, um dort
ein anderes und besseres Leben zu führen. Dort wurde
Andrew Warhola am
6. August 1928 in Pittsburgh geboren. Er
wuchs mit zwei Brüdern auf, sein Vater war selten zu
Hause. So hatte das oft kränkliche Kind Andy einen
sehr innigen Kontakt zu seiner Mutter, der auch bis
über die Kindheit und Jugend hinaus andauerte.
Später, als er dann endlich „den Traum lebte“, reich
und berühmt war, holte er seine Mutter zu sich und
beide wohnten gemeinsam, bis zu ihrem Tod.
Warhol studierte Gebrauchsgrafik und wurde bald ein
äußerst erfolgreicher Werbegrafiker. Seine
Schuh-Entwürfe sind bekannt, er illustrierte auch
Zeitungsartikel und Annoncen und wurde für diese
häufiger prämiert. Zu dieser Zeit, noch kaum dass er
auch nur ahnen oder glauben konnte, irgendwann
einmal berühmt zu sein, bewunderte er Truman Capote,
mit dem er später in der berühmten und angesagten
Diskothek „Studio 54“ tanzte.
Immer wieder fragte sich Warhol, wann er denn
endlich berühmt werden würde. Sein Wahlspruch, dass
in der Zukunft jeder für fünfzehn Minuten berühmt
sein würde, bewahrheitete sich nur allzu sehr.
In den Sechzigern kam dann der Umschwung und
Wendepunkt. Er suchte sich einen Assistenten, den
Poeten Gerard Malanga, und arbeitete mit ihm mittels
Siebdruck an Bildern, die sich mit den Massenmedien
und Werbespots, mit Comics und Konsum
auseinandersetzten. Warhol selbst war ein großer
Genießer jener „Campbell‘s Soup“, die er in Galerien
ausstellte, während der echte Designer von seinen
Entwürfen kaum leben konnte.
Die Kritiker hassten Warhols Bilder zunächst. Sie
nahmen ihn nicht ernst. Auch die serielle Umsetzung
verwirrte, bis sie dann die amerikanische
Wirklichkeit viel besser repräsentierte als jedweder
patriotische Grundgedanke. Die Amerikaner waren von
Werbung und Slogans umgeben, während Warhol diese
Wirklichkeit nur auf das Gitternetz seiner Leinwand
bannte und damit offen zeigte.
Bald war Warhol in aller Munde, gab die Kunst sogar
auf, um Filme zu drehen. Die „Factory“ öffnete ihre
Pforten, Künstler und unbekannte Menschen,
Berühmtheiten und Musiker trafen sich dort, um
Partys zu feiern.
Ende der Sechziger wechselte Warhol den Standort.
Die „Factory“ wechselte und Warhol nahm sich, nun
reich und berühmt, ein Büro. Er drehte weiter Filme,
schuf auch Portraits etlicher Stars, bis die
Frauenrechtlerin Valerie Solanas in sein Leben trat
und ihn am
3. Juni 1968 niederschoss. Die Kugel ging
durch mehrere Organe, dennoch überlebte Warhol und
genas erst nach längerem Krankenhausaufhalt.
Von da an hatte er zu Frauen eine sehr flüchtige
Beziehung. Obwohl Warhol sowieso homosexuell
war, schuf er den Begriff der „Superstars“. Das
waren anfangs reiche und schöne Frauen, mit
denen er sich zeigte und die in seinen Filmen
spielten. Eine der schönsten Frauen
war Edie Sedgwick, die in etlichen
seiner Filme mitspielte, bis beide sich miteinander
überwarfen, weil Sedgwick, ihr Erbe verprasst,
Warhol um Geld anging, dass er ihr nicht zahlen
wollte und konnte. Die Filme wurden nie so bekannt,
dass er mit ihnen Geld verdiente, so kam er
irgendwann ganz automatisch wieder auf die
Leinwandkunst zurück. Auch förderte er die Gruppe „Velvet
Underground“, in der Lou Reed und John Cage agierten
und die Sängerin Nico vor die Nase gesetzt bekamen.
Warhol plante große Events und machte sich auch hier
einen Namen. Die späteren Superstars waren
hauptsächlich Transvestiten wie Candy Darling oder
Divine. Auch Künstler förderte Warhol, so den jungen
Graffiti-Künstler Jean-Michel Basquiat, der noch
sehr jung seiner Heroinsucht erlag.
Gerade vor Krankenhäusern fürchtete sich Warhol seit
dem Attentat.
Er mied sie, so gut es ging. Als er wegen einer
Gallenblasenoperation eingeliefert wurde, starb er
an unbekannten Komplikationen am
22.
Februar 1987. Er wurde in seiner
Geburtsstadt Pittsburgh beerdigt und hinterließ in
seinem Stadthaus eine ansehnliche Sammlung antiker
und teurer Sammlerstücke.