Biografie Niccolò Paganini Lebenslauf

Man nannte ihn nicht ganz umsonst den Teufelsgeiger. Niccolò Paganinii, den Klaus Kinski so phänomenal als Charakter darstellte, war der Popstar seiner Zeit, ein wahrhafter Virtuose auf der Violine, dessen Präsenz und Können zu den Gerüchten der Dämonie beitrugen. In schwarzer Kleidung trat er vor das Publikum, war später oft von seinen zahlreichen Krankheiten gezeichnet, das Haar wild zerzaust. Keiner konnte seine Finger so schnell bewegen, wie er, und gleichzeitig eine so einzigartig dramatische Melodie hervorzaubern, in der er völlig aufzugehen schien. Theorien zufolge war die Beschaffenheit seiner Finger und Hände, die er überdehnen konnte, möglicherweise eine Erbkrankheit. Doch bewiesen ist es nicht.
Die Musik nahm ihn wie ein teuflischer Geist ein, zersetzte all das Menschliche und verwandelte sich in ein dämonisches Klangspiel, in dem der Geiger sich verlor, bis das Musikstück endete und ein sprachloses Publikum in Ovationen trieb.
Paganinii kam 27. Oktober 1782 in Genua zur Welt. Die Familie lebte in großer Armut, der Vater nahm Gelegenheitsarbeiten am Hafen an, doch nichts wünschte er sich mehr, als aus diesem Sumpf an Not und Elend hinauszukommen. Daher richtete er sein strenges Augenmerk auf seine Kinder. Schon mit sechs Jahren wurde der Geigenunterricht für Paganinii eine Pflicht, das stundenlange Üben vom Vater aufgezwungen, der Fehler mit Schlägen, Freiheits- und Essensentzug vergalt. Paganinii litt unter diesem Richtmaß an Erwartungen. Aus reiner Langweile beim Üben der Tonleitern gestaltete er sich die Zeit spannender, indem er verschiedene Möglichkeiten und Griffe auf dem Instrument testete. In seinem Kopf malte er sich aus, wie er eigene kleinere Stücke vor einem ausgewählten Publikum vortragen würde. Mit elf Jahren bekam Paganinii endlich die Chance für einen ersten Auftritt. Ein Musiker fiel beim Konzert des Sängers Luigi Marchese aus und der junge Paganinii durfte einspringen. Klein und schmächtig trat er auf die Bühne, doch sobald er das Instrument anhob, den Bogen auf die Seiten setzte, erlosch die Aufregung und das Spiel begann. Tosend war der Applaus.
In Parma erhielt Paganinii Kompositionsunterricht, war nun auch in der Lage, eigene Stücke zu komponieren. Sein Vater kontrollierte auch hier den Fortschritt seines Könnens, Paganinii übte bis zu elf Stunden am Tag, dass die Vorstellung blutiger Finger nicht allzu weit hergeholt scheint. Mit neunzehn Jahren befreite sich Paganinii etwas aus der starken Präsenz seines Vaters und reiste nach Lucca, wo er die typischen jugendlichen Fehler beging und seine Leidenschaft für das Glückspiel entdeckte. Er verlor viel Geld und machte Schulden. Neben der Violine spielte Paganinii auch Gitarre und wechselte das Instrument je nach Bedarf, sowohl beim musikalischen Vortrag als auch beim Komponieren selbst.
Seine Auftritte mit der Geige erregten nicht nur im Können Aufsehen, sondern auch in der außergewöhnlichen Ideenvielfalt, so ahmte er u. a. den Gesang verschiedener Vogelstimmen melodisch nach. Später, bei seinen zahlreichen Konzertreisen durch Europa ging ihm der Ruf bereits voraus, ein Zaubergeigenkünstler zu sein, der sein Publikum mit seiner musikalischen Kunst verhexte. So viel Können erweckte nicht nur Begeisterung, sondern immer auch die
Skepsis der Mittelmäßigen, die dem Virtuosen die Faust’sche Verführung unterstellten. Goethe wiederum zeigte sich beeindruckt und erwähnte Paganinii positiv in seinen Schriften.
Eine der vielen Liebschaften Niccolò Paganiniis war Angiolina Cavanna, mit der er nach Parma reiste. Bei ihrer Rückkehr verklagte ihn ihr Vater und warf ihm die Entführung und im Grunde Verführung seiner Tochter vor. Diese war schwanger, erlitt eine Todgeburt und sollte in Paganiniis Leben nicht die einzige Frau bleiben, wegen der er verklagt wurde. Eine andere Frau, nämlich Carolina Bauchiere, entführte Paganinii wirklich, war ihrer aber in Neapel bereits nach vier Tagen überdrüssig. Mit ihr bekam er seinen Sohn Achille, um den er sich ein Leben lang kümmerte, wie dieser sich später um ihn, als er krank war und an großen Schmerzen litt.
Während sein Erfolg wuchs, nahm seine Gesundheit rapide ab. Er kämpfte mit einem schweren Darmleiden und erkrankte am Kehlkopf, so dass er fast gänzlich seine Stimme verlor, kaum noch sprechen und nur mit großer Mühe schlucken konnte.
Die letzten Jahre verbrachte der große Niccolò Paganinii in Nizza. Dort erlitt er Anfälle an Schwindsucht und konnte das Bett nicht mehr verlassen. Er starb am 27. Mai 1840, hinterließ seinem Sohn alles, was er besaß, samt edelster Instrumente, von denen die Violine, gefertigt von Joseph Guarnèri, ihm die liebste gewesen war.
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