Viel Lärm um nichts. Der Auftritt war
nicht gut. Und doch zog Motörhead bis
zum Ende des Sommers durch England, weil
Live-Auftritte nur durch stetes Spielen
besser werden. So sah es Lemmy.
Seine Band hatte von Anfang ein treues
Publikum. Das setzte sich aus einer
vielfältigen Mischung an Leuten
zusammen. Es kamen Hawkwind-Fans, Punks
und Rock’n’Roller. Natürlich waren auch
zahlreiche üble Gestalten unter den
Zuschauern. Lemmy hatte schon einen
gewissen Bekanntheitsgrad und die
Neugier auf seine eigene Band war umso
mehr ein Grund, zu seinen Konzerten zu
kommen.
Und auch die Crew hielt zu ihren
Underdogs, denn als solche sahen sich
die Motörhead-Musiker. Schon deshalb
wurden sie geliebt.
Die Band hatte ihren nächsten Auftritt
am 19. Oktober 1975. Diesmal sollten sie
im Londoner Hammersmith Odeon als
Vorgruppe zur Unterstützung der
US-amerikanischen Hard-Rock-Band Blue
Öyster Cult auftreten. Das war nicht
einfach, denn die Amerikaner hielten
anscheinend nicht viel von Fairness und
verweigerten Motörhead den Soundcheck.
Gerade der wäre wichtig gewesen in einem
Haus, das für seine schlechte Akustik
bekannt war. Na ja, das Konzert ging
irgendwie über die Bühne. Doch
letztendlich hatte das Dilemma auch sein
Gutes. Für Motörhead bedeutete das die
Einführung einer neuen Chart-Kategorie
in der Musikzeitschrift „Sounds“. Die
füllten sie gleich selbst aus: Ihre
Popularität wurde durch den Titel „Beste
schlechte Band der Welt“ sogar noch
gesteigert.
Im selben Jahr war Motörhead bei United
Artists unter Vertrag genommen worden.
Die Jungs wollten in den Rockfield
Studios in Wales ihr Debütalbum
aufnehmen. Vier Titel waren schon
eingespielt, als Lucas Fox die Gruppe
verlassen musste. Es ging einfach nicht
mehr mit ihm. Er war krampfhaft bemüht,
seinen Speed-Konsum auf Lemmys Niveau zu
steigern. Glatte Selbstüberschätzung.
Die Auswüchse waren verheerend. So
konnten sie kein Album aufnehmen. Der
Produzent, Dave Edmunds, war auch schon
weg. Swan Song Records hatte ihn
abgeworben.
Weiter ging es mit Fritz Fryer als
Produzenten und mit Phil Taylor am
Schlagzeug. Der hatte nur auf eine
Gelegenheit gewartet bei Motörhead
einsteigen zu können.
Das Album – „On Parole“ – kam doch noch
zustande, wurde aber nicht sofort
herausgebracht. Das dauerte noch bis
1979, weil die Plattenfirma von ihrem
Glauben an die Band abgekommen war,
plötzlich am kommerziellen Erfolg
zweifelte und immer neue Ausreden
erfand, um die Veröffentlichung zu
verhindern.
Da hatten sie nun ein Album produziert,
gingen mit einem neuen Schlagzeuger ins
Jahr 1976 und hatten doch nicht
annähernd das erreicht, was sie sich
erhofft hatten. Sie waren lediglich um
eine schlechte Erfahrung in der
intriganten Welt der Plattenfirmen
reicher geworden.