Kleidung - Die Jugendmode der DDR
Junge Mädchen lehnten die Kreation der
Erwachsenen ab. Sie
wollten noch nicht erwachsen und bieder
aussehen, schon gar nicht in der Unauffälligkeit
einer weit verbreiteten Bekleidung „unsichtbar“
sein. Sie drängten nach Individualität und
Auffälligkeit. Eben diesem Anliegen versuchte
die DDR-Mode gerecht zu werden. So entstand ein
fast eigener Textilbereich mit einem
eigenständigen Namen – die Jugendmode. Dafür
wurden sogar eigene Geschäfte eröffnet. Das
erste zeigte seine JuMo, so die „offizielle“
Abkürzung, in
Berlin. Das war
1968.
Kurioserweise gab zu diesem Anlass bereits ein
Jahr zuvor eine Extra-Ausgabe der Zeitschrift
„Saison“, die rund 80 Modelle ausschließlich für
junge Leute vorstellte. Da war die Gazette der
Eröffnung allerdings zuvorgekommen und wurde
erst einmal zurück gerufen. Über die
Hintergründe kann man mutmaßen, muss man aber
nicht. Nach der Eröffnung des
Jugendmode-Zentrums in Berlin zogen andere
Städte nach. Kaufhäuser hatten auf einmal eine
gesonderte Jugendmode-Abteilung, deren Angebot
mit dem der speziellen Geschäfte identisch war.
In den meisten Fällen war es aber so: Kannte man
ein Geschäft, dann kannte man alle, denn durch
einen individuellen Boutique-Charakter hatten
diese Läden nicht. Höchstens die Berliner
Geschäfte zeichneten sich durch ein etwas
größeres Warenangebot aus.
Wie sah sie nun aus, die JuMo der DDR in den
sechziger Jahren? Vor allem sollte sie mit
frischen Farben verführen. Sie sollte sportlich
und ein bisschen keck sein – jugendlich eben.
Das erfüllten die Modelle auch. Man konnte sich
vorab in den einschlägigen Zeitschriften über
das vermeintliche Angebot informieren, um dann
im Laden festzustellen, dass es das Gewünschte
nicht oder nicht mehr gab, vielleicht auch nie
gegeben hatte. Der Andrang war dessen ungeachtet
groß, zumal auch junge Schlagersänger in dieser
jungen Garderobe abgebildet waren. Denen hätte
man zu gern nachgeeifert. Kurze Röcke mit
Trägern war en vogue. Kurzhosen-Overalls waren
auf den Fotos zu sehen. Jeansblaue Kostüme, die
allerdings nicht aus Jeans-Stoff gearbeitet
waren, ebenso. Und obwohl die Hot Pants
international erst zu Beginn der siebziger Jahre
aufkamen, wurden kurze Höschen gezeigt, die
optisch in den Sportbereich fielen. Da war die
DDR der internationalen Mode-Zeit sichtlich
voraus. Der Mode für junge Leute standen die
neuen Bekleidungsvorschläge gut. Noch in der
ersten Hälfte des 60er-Jahrzehntes waren sie
fast durchweg bieder daher gekommen. Selbst für
die Jugendweihe, dem feierlichen Schritt in die
Welt der Erwachsenen, den die Jugendlichen mit
vierzehn Jahren machten, mussten entweder die
mütterlichen Schneiderkünste oder die
Verwandtschaft im Nachbarland herhalten. Es gab
natürlich besondere Jugendweihe-Garderobe zu
kaufen, aber das Angebot deckte die Nachfrage
nicht, schon gar nicht den anspruchsvoller
werden Geschmack der Vierzehnjährigen. So
gesehen war die Fokussierung auf die Mode für
Teenager zu einem dringlichen Anliegen geworden.
Und die Veränderungen wurden gern angenommen.
Man musste nur genüg Geduld mitbringen, denn in
den Jugendmodezentren war langes Anstehen
angesagt, um endlich in den Laden zu gelangen.
Daran hatten sich die Menschen gewöhnt, so
schien es jedenfalls.
Obwohl die staatlichen Stellen die Bedürfnisse
der Jungend kannten und ihnen ja angeblich
gerecht werden wollten, schienen sie den Wunsch
nach einer guten Jeans dennoch zu überhören.
Cord-Hosen waren angesagt. Ihr Besitz lenkte
aber nicht von den Jeans ab. In der Vielfalt der
Jungmänner-Mode sah es noch düster aus. Wer eine
Jeans hatte, trug sie, ohne sich um die
Einschränkungen zu kümmern. Es war schließlich
ein tolles Gefühl, so eine international
gefragte Hose zu tragen. In den Genuss kamen
allerdings nicht allzu viele Teenies. Ansonsten
kursierten in der Modewelt der Männer und Söhne
Rollkragenpullover neben den Hemden und Pullis,
die höchstens einmal durch eine kräftige Farbe
auffielen, nicht durch einen pfiffigen Schnitt.
Hier konnten und mussten die Mütter und
Großmütter wieder mit ihren Aktivitäten
aushelfen.
Vielleicht waren es die rebellischen
Aktivitäten, die
in der BRD aufkamen und von
denen man in der DDR einiges hörte und im
verbotenen Fernsehen sah, die die
DDR-Mode-Verantwortlichen auf oberster Ebene
veranlassten, die Reglementierungen ein wenig zu
lockern. Man gewann zunehmend den Eindruck, dass
getragen wurde, was gefiel, unabhängig von der
Herkunft eines Kleidungsstückes. Nur eines
zählte für die Jugendlichen: dem braven Look zu
entkommen. Es wurde auch deutlich, dass sich die
internationalen Trends nicht vom Vorhandensein
einer Mauer abschrecken ließen, die DDR dennoch
infiltrierten und schließlich im Straßenbild zu
sehen waren, wenn auch nicht immer zeitgleich
mit dem Modegeschehen
in der BRD oder in Europa.
Doch aufzuhalten waren die Trends nicht.
Auch die Kinder bekamen mehr Farbe in ihre
Garderobe. Der letzte Schrei waren die
entzückenden Dederon-Kleidchen, die es mit oder
ohne Rüschen gab. Kleine Schleifen waren fast
immer an so einem Kleid. Die kleinen Mädchen
liebten den bunt bedruckten Stoff und die Mütter
freuten sich über die Pflegeleichtigkeit der
Kleidchen. Die Kinder gerieten zwar nicht so
schnell ins Schwitzen, aber sie beschmutzten
ihre Kleidung schnell. Da waren die
Dederon-Kleider einfach ideal. Es gab sie im
Handel, als Schnittmuster in den Zeitschriften
oder im Paket der Westverwandtschaft. Sie waren
ein echter Renner. Auch sie waren keine
spezifische DDR-Kinderkleidung, denn es gab sie
in Ost und West gleichermaßen. Sie unterschieden
sich nur im Namen. Das Dederon-Kleid war in der
BRD ein Perlon-Kleid.
Die Garderobe für die Jüngsten wurde stets eine
oder zwei Konfektionsgrößen größer gekauft. Die
Kleinen sollten in die Kleidung „hineinwachsen“.
Das war keine Bosheit den Sprösslingen
gegenüber, es war lediglich ganz praktisch
gedacht.
Die Mode für Männer, egal welcher Altersgruppe
sie angehörten, sah recht brav aus. Hüftlange
Blousons lagen im Trend, die zwei praktische
Brusttaschen aufwiesen. Aber auch Jacken in
schmaler Linienführung mit einem kleinen
Stehbundkragen wurden getragen. Auch hier waren
aufgesetzte Taschen der dekorative Aufputz. Es
gab diese Jacken einfarbig oder mit kleinem
Karomuster. Auch Sakkos in Nadelstreifen-Karo
fanden Anklang, wobei die weißen Trennlinien auf
dunklem Grund dem Muster eine gewisse Feinheit
gaben. Viel Neues hatte die Mode den Männern
jedoch nicht zu bieten. Auch darin unterschied
sich die DDR nicht von der BRD.
Mode-Accessoires
Was wäre Mode ohne ihre Accessoires? Sie wäre
unvollkommen. Die Damen und Mädchen
in der DDR
machten aus der Not eine Tugend und stellten
auch die meisten ihrer schmückenden
Aufputz-Teile selbst her. Kreativität und
Eigeninitiative waren sie gewöhnt. Die
Schmuckherstellung uferte ein wenig seltsam aus.
Muschel-Ketten lösen in der Rückschau noch keine
besonderen Emotionen aus. Anders der Schmuck aus
kleingeschnittenen Plastik-Trinkröhrchen oder
über einen Bleistift gedrehte Kupferdrähte, die
dann zu einer Rosette geformt wurden. Diese
modischen Zubehörteile waren weit verbreitet. Um
sie zu fertigen, konnte sich, wer nicht genügend
Fantasie hatte, in den einschlägigen
Zeitschriften über die Arbeitsschritte
informieren. Diese Trinkhalm- und Kupferketten
sahen scheußlich aus.
Die Frisuren ähnelten denen im Westen
Deutschlands. Charakteristisch waren halblange
Haarschnitte mit einer Außenrolle. Um dem Ganzen
noch eine besondere Note zu verleihen, wurden
die offenen Haare dabei meist mit einem Band vom
„Ins-Gesicht-Fallen“ bewahrt. Anfangs wurden die
Bänder im Nacken geknotet. Sie konnten auch mit
einem Karabinerverschluss erworben werden. Das
Material war elastisch. Dieses sogenannte
„Klapsband“ war ein echter Klassiker der 60er
Jahre. Ebenso die Aufwertung einer Frisur durch
Haarteile. Doch für so aufwändige Techniken
begeisterten sich eher die erwachsenen Frauen.
Die Jugend war bereits dabei, einen ganz eigenen
Stil zu finden. Daran unterschied sich nicht von
den Teenies der Welt.
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