Länderinfo Sierra Leone Geschichte
Sierra Leone ist eine kleine Republik an der
westafrikanischen Küste. Das Land hat sich nach
Jahrhunderten des Sklavenhandels befreien
können, um dann sofort in eigene ethnische
Konflikte zu stürzen. Die kreolische Kultur des
Landes hat sich aber bewahren können und heute
ist das Land auf dem langen Weg zu Demokratie
und Fortschritt.
Frühzeit
Sierra Leone wurde um 500 v. Chr. von
eisenzeitlichen Stämmen besiedelt. Zu den
ältesten Völkern gehören die Krims und Golos,
die um 1000 n. Chr. in das Gebiet Sierra Leones
einwanderten. Im 14. Jahrhundert wurden sie von
den Bullom und Lokos vertrieben. Bis in die
Neuzeit hinein kannte die Region keine
zusammenhängenden Staaten und Reiche. Die Stämme
Sierra Leones waren in einem Bund organisiert,
dem sogenannten Poro-Bund, der halbstaatliche
Aufgaben umfasste. Jeder Erwachsene war Mitglied
in diesem Bund.
Neuzeit
1440 erreichte der Portugiese Gil Eanes die
Inseln vor Sierra Leone. Die Portugiesen
schickten Händler und Priester, kamen in Kontakt
mit den einheimischen Stämmen und versuchten
sich an der Christianisierung. 1462 benannte
Pedro de Cintra das Land Sierra Leone. Die
Portugiesen errichteten keine Kolonie, sondern
nur kleine Stützpunkte. Andere Nationen wie die
Briten und Niederländer interessierten sich ab
Mitte des
17. Jahrhunderts auch für Afrika. 1562
erwarben englische Sklavenhändler die ersten
afrikanischen Sklaven. 1672 wurde der
Sklavenhandel besonders intensiv betrieben. Erst
im 18. Jahrhundert änderte sich die Einstellung
zur Sklaverei. In England lebten zu dem
Zeitpunkt viele Farbige, die als Sklaven oder
Soldaten in dieses Land kamen. Die Black Poor
Society plante, diese nach Sierra Leone
auszusiedeln, um ihnen dort ein angenehmes Leben
zu ermöglichen. Der Plan scheiterte jedoch. 1787
bis 1789 weilten 300 ehemalige Sklaven in Sierra
Leone, starben aber an Malaria. Sierra Leone
wurde deshalb für die Besiedelung uninteressant.
1791 wurde ein zweiter Versuch durch die Sierra
Leone Company gestartet. Dies kann als Vorstufe
der Kolonialisierung betrachtet werden. Die
Siedler gründeten Plantagen und die Stadt
Freetown. 1808 wurde Sierra Leone schließlich
Kronkolonie Großbritanniens. Zu jener Zeit
wanderten die Mende nach Sierra Leone ein, was
zu großen ethnischen Konflikten führte. Die
britische Verwaltung konnte dem nur schwer Herr
werden. Aufstände und Revolten erschwerten die
Verwaltung des Gebietes. Dennoch versuchte der
britische Gouverneur den Sierra Leonern eine
innere Verwaltung zu ermöglichen. 1872 wurden
Einheimische an der Verwaltung beteiligt. 1898
kam es jedoch zu massiven kriegerischen
Auseinandersetzungen zwischen den Mende und den
Temne. Die britische Regierung annektierte
daraufhin das Hinterland Sierra Leones und
verwaltete es als Protektorat. Die einheimischen
Völker wurden entmachtet.
Erst
1958 wurde den Sierra Leonern erneut eine
innere Verwaltung zugestanden. 1954 kam es zu
einem Generalstreik, der die Unabhängigkeit
erzwingen sollte. Bereits
1951 war eine
Verfassung genehmigt worden. Großbritannien
entließ das Land
1961 in die Eigenständigkeit.
Moderne
Nach der Unabhängigkeit verschärften sich die
ethnischen Gegensätze unter dem ersten
Präsidenten Margais. Er starb 1964, sein Bruder
Albert Margais übernahm das Präsidentenamt.
Obwohl er demokratische Reformen durchsetzte,
wurde das politische System zunehmend korrupt.
1967 und 1968 kam es zu Putschversuchen. Die
Kritik richtete sich gegen Präsident Margais,
der nur noch Mende in die Regierung berufen
hatte. 1968 wurde Margais gestürtzt und eine
Militärregierung übernahm die Macht. Kurz darauf
wurde Siaka Stevens zum Präsidenten ausgerufen.
Auch unter seiner Regierung fand man keine
Lösung des ethnischen Problems.
1985 wurde er
von Präsident Momoh abgelöst. Die Konflikte
verschärften sich, das korrupte System verlor
nun endgültig das Vertrauen des Volkes. Die
Revolutionary United Front wurde gegründet und
nahm den Kampf gegen die Regierung auf. 1991 kam
es zum Bürgerkrieg, der knapp 200 000 Sierra
Leonern das Leben kostete. Der Bürgerkrieg
konnte nur durch UNO-Einsatz beendet werden.
1992 musste Momoh zurücktreten. Präsident Kabbah
übernahm die Regierung und versuchte eine
Politik der nationalen Versöhnung durchzusetzen.
Das Land befand sich aber immer noch sehr in
Aufruhr. Kabbahs Politik war insbesondere von
der Aufarbeitung des Krieges geprägt, der
Verfolgung von Kriegsverbrechen und der
Beseitigung der Kriegsschäden.
2007 wurde Koroma
sein Nachfolger. Die Regierung Koroma versuchte,
Sierra Leones Wirtschaft zu verbessern, den
Menschen eine bessere Infrastruktur und Bildung
zu geben.
Seit
2007 hat Sierra Leone zahlreiche
demokratische Reformen erlebt und auch die
unterschiedlichen Ethnien an der Regierung
beteiligt. Trotzdem ist die Lage in dem Land
immer noch sehr angespannt.