Länderinfo Niger Geschichte

Der Niger teilt das Schicksal seines Nachbarn Nigeria: Der westafrikanische Staat wurde im 19. Jahrhundert willkürlich geschaffen, nachdem sich Großbritannien und Frankreich über dessen Aufteilung geeinigt hatten. Dies führte zu erheblichen ethnischen Problemen. Hinzu kommt, dass das Binnenland einen großen Anteil an der Sahelzone hat und damit zu den trockensten und ärmsten Ländern der Welt gehört.

Frühzeit
Vor knapp zehntausend Jahren war der Niger schon besiedelt, als das globale Klima feuchter und wärmer war. Die Ausdehnung der Wüsten hat eine vollständige Besiedelung verhindert. Lediglich Tuareg-Nomaden siedelten sich vor mehr als tausend Jahren hier an. Niger kam schnell unter die Kontrolle der benachbarten Königreiche, wie dem Mali-Reich oder dem Songha-Reich, aber auch den zentraler gelegenen Reichen von Gao und Ghana. Die Wüste bot nur wenig Gelegenheit zum Handel, so dass der Kontakt zu den nordafrikanischen, muslimischen Staaten ins Stocken geriet. Um 660 n. Chr. drang aber der Islam in den Niger vor, konnte sich aber nicht behaupten. Lediglich im Süden kamen einige Gebiete unter die Herrschaft des Kalifats von Sokoto.


Niger in der Neuzeit

Die kleinen Staaten behaupteten sich bis in die Neuzeit. Als die Europäer im Süden bereits Fuß gefasst hatten, existierten die Hausestaaten und Yoruba-Reiche auch noch im Niger weiter. Briten und Deutsche begannen mit der Erforschung des afrikanischen Kontinents und versuchten schnell, die Region unter ihre Kontrolle zu bringen. Es waren aber die Franzosen, die ihren Anspruch am Niger geltend machten. Briten und Franzosen kamen überein, das Gebiet aufzuteilen. So entstanden die beiden Kolonien Nigeria und Niger. Der Niger wurde 1895 eine französische Kolonie und dem Gebiet Französisch-Westafrika untergeordnet. Die französische Kolonialzeit verlief im Niger relativ ruhig, da das Land nur wenig Rohstoffe zu bieten hatte. Aber die Verwaltung verhinderte das offene Zutagetreten der ethnischen Konflikte. Ab den 1930er Jahren wurde der Ruf nach der Unabhängigkeit laut. Die Franzosen waren jedoch ab 1939 in den Zweiten Weltkrieg eingebunden. Erst nach dem Krieg konnten sie in mehreren Gesetzesvorhaben ihren Kolonien eine gewisse Autonomie verschaffen. 1957 wurde Djibo Bakary der erste Ministerpräsident des Landes, das nun eine Selbstverwaltung erhielt. 1958 wurde es eine autonome Republik in der Französischen Union und 1960 vollständig unabhängig.

Niger in der Moderne

Die ersten Jahre der Republik verliefen relativ ruhig. Erster Präsident wurde Hamari Diori, der 1961 bis 1974 regierte. Während seiner Amtszeit verschlechterte sich aber die wirtschaftliche Lage des Landes erheblich. Als Anfang der 1970er Jahre eine Hungersnot ausbrach und dazu Diori noch Korruption vorgeworfen wurde, eskalierte die Situation. Es kam zu Aufständen und auch das Militär rebellierte. 1974 wurde Diori abgesetzt und stattdessen eine Militärregierung unter Oberst Kountché eingesetzt. Die Militärs regierten bis 1991. Kountché und auch sein Nachfolger Ali Saibou schalteten die Parteien aus und setzten ein sozialistisches Programm um. An der Not der Bevölkerung konnten sie jedoch nichts ändern. Streiks und Unruhen führten 1990 zur Zulassung von Oppositionsparteien und der Übergabe der Macht an eine neue, zivile Regierung unter Präsident Salifou. Die Befugnisse des Präsidenten wurden eingeschränkt und eine neue Verfassung verkündet (1993). 1992 brach ein Bürgerkrieg aus, denn die Tuareg-Nomaden fühlten sich in dem Staat hintergangen. Sie rebellierten gegen die Regierung. 1995 konnte in einem Vertrag der Frieden wieder hergestellt werden, aber die Regierung ratifizierte den Vertrag niemals, so dass das Tuareg-Problem weiterhin bestand. Im selben Jahr konnte sich Colonel Mainassaras als Präsident behaupten. Er regierte bis 1999. 2005 und 2006 kam es zu erneuten Dürren und erheblichen Hungersnöten in dem Land. Die Tuareg-Nomaden rebellierten 2007 erneut. 2010 wurde der damalige Präsident Mamadou von Oberst Djibo abgesetzt.
Eine Lösung des Tuareg-Konfliktes ist bislang nicht in Sicht. Auch die soziale und wirtschaftliche Lage im Niger ist immer noch sehr instabil. Hunger ist das größte Problem des Landes, das über keine nennenswerten Bodenschätze verfügt. Trotz einiger Fortschritte unter Präsident Djibo ist das Land immer noch eines der ärmsten der Welt.