Länderinfo Mauritius Geschichte
Der tropische Inselstaat Mauritius ist ein
beliebtes Urlaubsziel und berühmt für seine
weißen Strände. Besiedelt wurde die Insel erst
vor 300 Jahren. In der kurzen Geschichte sah
Mauritius vier Kolonialmächte, und die daraus
resultierende kulturelle Mischung beeinflusste
nicht nur den Alltag, sondern auch die Kultur
des modernen Landes. Im Gegensatz zu vielen
ehemaligen Kolonien ist das Land aber eine
stabile Demokratie mit nur wenigen sozialen oder
ethnischen Problemen.
Frühzeit
Die Maskarenen-Inseln, zu denen Mauritius
gehört, sind weit abseits der konventionellen
Seefahrtsrouten gelegen. Deswegen war die Insel
vor Ankunft der Europäer nicht bewohnt. Es gibt
allerdings Vermutungen, dass die Austronesier
bei ihrer Ausbreitung im indo-pazifischen Raum
bzw. bei der Besiedelung Madagaskars die Insel
erreicht haben könnten. Für eine gar phönizische
Präsenz im Indischen Raum gibt es keinerlei
Belege. Die Araber scheinen die
Inseln im 10.
Jahrhundert bereits gekannt zu haben, da sie in
frühen Karten verzeichnet sind. Eine arabische
Siedlung auf ist jedoch ebenfalls nicht
nachzuweisen.
Neuzeit
Die Inseln sind auf der sogenannten
Cantino-Karte von 1502 verzeichnet.
Möglicherweise hatte der portugiesische
Kartograph auf arabische Karten zurückgegriffen.
1505 erreichte Pedro Mascarenhas die Insel. Die
Inselgruppe wurde nach ihm benannt (Maskarenen).
Die Portugiesen errichteten jedoch nur einen
kleinen Stützpunkt, da die Inselgruppe zu weit
von den Handelsrouten abgelegen war. Bei der
Umrundung des Kaps der Guten Hoffnung segelten
die Portugiesen nördlich nach Mosambik und über
die Seychellen und Malediven nach Indien. Erst
später wurde Mauritius als Station für die
Schifffahrt interessant. 1598 landeten die
Holländer auf Mauritius und reklamierten die
unbewohnte Insel für sich. Der Name Mauritius
geht auf den niederländischen Prinzen Moritz von
Oranien zurück. 1638 wurde mit Fort Frederik die
erste dauerhafte Siedlung gegründet. Sie musste
aus wirtschaftlichen Gründen 1657 wieder
aufgegeben werden, da Naturkatastrophen dem
Leben der Siedler die Grundlage entzogen hatten.
1664 wurde jedoch eine neue Siedlung gegründet,
die 1710 jedoch ebenfalls wieder aufgegeben
werden musste. Danach siedelten sich Seeräuber
an, für die der Indische Ozean mit seinen
reichen Schiffsverbindungen sowie geringer
militärischer Präsenz reiche Beute versprach.
Frankreich, das 1638 Réunion und Rodrigues
besetzt hatte, eroberte die Mauritius 1715. Im
Jahr 1721 wurde die erste französische Siedlung
aufgebaut. Die Franzosen errichteten eine
Plantagenwirtschaft (Zuckerrohr) und verstanden
es, den Widrigkeiten der Insel zu trotzen. 1735
wurde Port Luis gegründet. Die Bevölkerungszahl
stieg auf knapp 50 000 Ende des 18.
Jahrhunderts. 1767 wurde die Insel Kronkolonie,
nachdem die Französische Ostindienkompanie
bankrott gegangen war. Die direkte Verwaltung
sicherte einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die
Briten waren in dieser Zeit jedoch in den
Indischen Ozean vorgestoßen und hatten die
Seychellen besetzt. Nach den napoleonischen
Kriegen Anfang des
19. Jahrhunderts ging
Mauritius in britischen Besitz über (1810). Die
britische Präsenz hinterließ aber nur wenig
Spuren, da die Insel für sie nur wenig
strategische Bedeutung hatte. 1835 wurde die
Sklaverei abgeschafft. Der nachfolgende Mangel
an Arbeitskräften wurde durch den massiven
Import von Indern aufgefüllt. Der Gegensatz
zwischen reichen Weißen, verarmten ehemaligen
Sklaven und einer größer werdenden
Arbeiterschaft aus dem indischen Raum wurde
Anfang des
20. Jahrhunderts zu einem sozialen
Problem, das die britische Kolonialverwaltung
nur durch Zugeständnisse (Wahlgesetze)
kontrollieren konnte. Zudem war nach der Öffnung
des Suez-Kanals die gesamte Schifffahrt
verändert worden. Mauritius sah sich
gravierenden wirtschaftlichen Problemen
ausgesetzt. Die Konflikte mündeten auch in eine
zunehmende Forderung nach Unabhängigkeit. Nach
dem Zweiten Weltkrieg ebneten die Briten den Weg
dazu, indem sie Wahlen (1958) zuließen und eine
Autonomie garantierten (1961).
Moderne
Die Unabhängigkeit wurde 1968 erreicht.
Mauritius verblieb aber im Commonwealth of
Nations mit der britischen Königin als
Staatsoberhaupt. Erster Premierminister wurde
Sir Seewoosagur Ramgoolan. Unter ihm wurde die
junge Republik mit wirtschaftlichen
Schwierigkeiten konfrontiert. Mauritius hatte
aber niemals eine Tradition der radikalen
Politik, so dass es eine stabile Demokratie
blieb. Wirtschaftlich setze die Regierung unter
Ramgoolan vor allem weiter auf Export von Zucker
und baute die Textilindustrie aus, um notwendige
Devisen zu beschaffen. Mit den USA kam Mauritius
bereits Anfang der 1970er in Streit um den
Chagos-Archipel. Im Zuge der Unabhängigkeit
hatte die Insel das Chagos-Gebiet an
Großbritannien abtreten müssen, die es an die
USA verpachteten.
USA errichteten dort eine
Militärbasis und zwangssiedelten die Bewohner
nach Mauritius um. Die diplomatischen
Beziehungen beider Staaten waren lange Zeit über
die Chagos-Frage verstimmt. Nach dem Rückgang
der wirtschaftlichen Leistung ab den 1980er
Jahren entwickelte sich das Land nur noch
langsam. Die Entfremdung mit dem britischen
Mutterland, zu dem die meisten Mauritier keine
wirklichen Beziehungen hatten, verstärkte sich
Ende der Achtziger. Eine Koalition unter
Seewoosagur Ramgoolan forderte die Formung einer
Republik.
1990 scheiterte der erste Versuch,
Mauritius in eine Republik zu überführen. 1992
jedoch stimmten die Mauritier dem Antrag zu.
Mauritius erhielt nun einen Präsidenten als
Staatsoberhaupt. Cassam Uteem wurde erster
Präsident der neuen Republik. Mauritius war eine
stabile Demokratie. In den 1990er Jahren und
auch im ersten Jahrzehnt kam es jedoch zu
Rücktritten über politische Fragen. Eine
Radikalisierung fand in dem Land jedoch nicht
statt. Stattdessen wurde versucht, mit
Einrichten einer Freihandelszone die Verluste
aus dem Zuckerrohrgeschäft aufzufangen. Der
Tourismus spielte eine immer größer werdende
Rolle in dem Inselstaat und wurde zu einem
wichtigen Wirtschaftsfaktor. 2002 sah Mauritius
vier Präsidenten. Innerhalb weniger Tage traten
drei Präsidenten über die Frage der
Anti-Terror-Gesetze, die nach den New Yorker
Anschlägen von 2001 auch in Mauritius gefordert
worden waren, zurück. Mauritius entwickelte sich
zu einem erfolgreichen Urlaubsziel und konnte
mit den Einnahmen daraus seine wirtschaftlichen
Probleme dämpfen.