Heute vor 75 Jahren - 1941 – Der Zweite Weltkrieg hatte die UdSSR erreicht

Im Sommer 1941 leitete der Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion eine Wende im Zweiten Weltkrieg ein. Der Überfall ging als Unternehmen Barbarossa in die Geschichte ein und begann mit der Besetzung des Baltikums. Bereits im Frühjahr hatte Reichskanzler Adolf Hitler in einer Rede vor mehr als 200 Generälen den Krieg gegen die Sowjetunion angekündigt. Er sprach von der Vernichtung des Bolschewismus und machte seine Weltmachtpläne deutlich. Im Juli ließ Hitler mit insgesamt 195 Kampfflugzeugen der deutschen Luftwaffe einen ersten Angriff auf Moskau fliegen. Im September begann die Belagerung von Leningrad (Leningrader Blockade), die durch die deutsche Heeresgruppe und finnische Truppen durchgeführt wurde. Sie hielt bis in den Januar 1944 an. In diesen Jahren kamen Schätzungen zufolge etwa 1,1 Millionen zivile Bewohner der Stadt durch die Blockade ums Leben. Die Menschen starben vor Hunger. Dieser Massentod durch Aushungern war von den Deutschen gezielt herbeigeführt worden. Er ist weltweit in diesem Ausmaß ohne Beispiel und gilt nach immer als eines der eklatantesten Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht während des Krieges gegen die Sowjetunion.
Eine Millionenstadt war mit der Schließung des Blockaderings von jeglicher Versorgung abgeschnitten. Theoretisch war die Versorgung der Bevölkerung nur noch über den Ladogasee möglich. Doch diese Route war nicht für derartige Erfordernisse ausgebaut. Es gab weder Anlegestellen noch Zufahrtsstraßen dafür. Der perfide und barbarische Plan der Deutschen schien aufzugehen, auch wenn sie sich einer starken Gegenwehr gegenüber sahen.
Die deutsche Armee, die im Rahmen des Russlandfeldzuges im Oktober versucht hatte, den Seehafen Sewastopol auf der Halbinsel Krim zu erobern, hatte keinen Erfolg. Die Schlacht um Sewastopol begann. Im November 1941 begannen deutsche und sowjetische Truppen ihre Offensiven in der Schlacht um Rostow. Sie war eine der ersten Angriffsoperationen der Roten Armee. Mit Rostow am Don gelang es den Rotarmisten erstmals, eine größere Stadt zeitweilig zu befreien. Sie wurde im Sommer 1942 erneut von den Deutschen besetzt und erst im Februar 1943 gelang die endgültige sowjetische Rückeroberung.
Der Krieg tobte und noch wähnten sich die Deutschen in einer siegreichen Position. Die deutschen Truppen, die im Dezember 1941 etwa 17 Kilometer vor Moskau standen, mussten jedoch umkehren. Bereits die erste Offensive war wegen des herbstlichen Schlamms und des starken sowjetischen Widerstands nicht voran gekommen. Die zweite Offensive im Dezember führte schließlich zu einem Rückzugsbefehl Hitlers am 15. Januar 1942. Die winterlichen Verhältnisse und die großangelegte Gegenoffensiver der Roten Armee ließen den Angriff der Deutschen scheitern. Ähnlich war schon Napoleon 1812 bei seinem Russlandfeldzug gescheitert. Er hatte die klimatischen Gegebenheiten unterschätzt. Diesmal war die sowjetische Gegenwehr auf einer etwa 1000 km breiten Front bis zu 250 km nach Westen vorgedrungen.
Moskau hatte bereits im Sommer 1941 das Aussehen einer Frontstadt angenommen. Die Stadt tarnte sich mit allen erdenklichen Mühen vor der deutschen Luftwaffe. Die Umrisse fast der gesamten Stadt wurden in Kleinstarbeit verändert. Beispielweise waren die Kreml-Mauern mit Farbe zu Reihenwohnhäusern umstilisiert worden. Die goldenen Kuppeln der Kirchen waren grün angemalt worden. Auch einige Schleifen des Flusses Moskwa wurden mit Holz überdeckt, um die deutschen Flieger in die Irre zu führen. Insgesamt gesehen war die sowjetische Luftabwehr hervorragend ausgestattet. In den Wäldern der Moskauer Vorstädte waren Hunderte von Flak-Scheinwerfern aufgestellt worden, zudem noch schwere Flak-Batterien. Und die Fesselballons, die an den Moskauer Ausfallstraßen aufstiegen, hielten Tiefflieger ab. Zusammengenommen war die Luftverteidigung von Berlin und London nicht so gut ausgebaut wie die von Moskau.
Auf wenigen Strecken fuhr noch die Moskauer U-Bahn. Die meisten unterirdischen Bahnhöfe waren ein riesiger Luftschutzkeller für die Zivilbevölkerung geworden. Von Angriff zu Angriff wurden die deutschen Luftangriffe weniger.
Schon im Herbst hatte Moskau zudem begonnen den Deutschen Volkssender mit Hörfunksendungen in deutscher Sprache in Betrieb zu nehmen. Damit sollten die Menschen in Deutschland durch gezielte Informationen und Propaganda zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten ermutigt werden.
Der Zweite Weltkrieg hatte noch andere Schauplätze. Hitler, der sich schier im Siegesrausch befand, hatte zum Jahresende den Oberbefehl über das Heer übernommen anstelle des entlassenen Generalfeldmarschalls Walther von Brauchitsch. Wenige Tage zuvor hatten Deutschland und Italien den Vereinigten Staaten den Krieg erklärt.
Und immer stand die angestrebte „Endlösung der Judenfrage“ auf der Tagesordnung. Die Meldungen über Massaker gegen Juden häuften sich. Allein beim Massaker von Jedwabne (Polen) waren etwa 300 bis 400 Juden bei lebendigem Leib verbrannt worden. Beim Massaker von Kamenez-Podolsk (Westukraine) führte die SS und das Polizeibataillon 320 eine Massenerschießung durch, von der 23.600 Juden betroffen waren. Diese Ermordung wurde rücksichtslos und ohne Ansehen einer Religion, des Alters und des Geschlechts umgesetzt.
In Deutschland wurde indes im September 1941 laut einer Polizeiverordnung das Tragen des „Judensterns“ verbindlich. Die Regelung dafür war streng und die Kontrollen auf der Straße oder beim Öffnen der Wohnungstür ebenfalls. Sollte der „Judenstern“ zu locker angenäht sein, drohte die Einweisung in ein Konzentrationslager.
Im Dezember 1941 begann im Konzentrationslager Bogdanowka (Ukraine) der Massenmord an ungefähr 54.000 jüdischen Häftlingen durch rumänische Soldaten, ukrainische Polizisten und örtliche Volksdeutsche.
Die Liste der grausamen Verbrechen an Juden und anderen „minderen“ Volksgruppen ließe sich weiter fortsetzen.
Weltweit hatten die Ereignisse innerhalb der vielen Kriegsschauplätze ganz sicher Vorrang. Doch einige andere Schlagzeilen waren ebenfalls von Bedeutung. In den USA beispielsweise begann der US-Präsident Franklin D. Roosevelt seine dritte Amtszeit. Als politischer Führer wurde Roosevelt im eigenen Land und auch international geschätzt und verehrt. Sein Agieren im Rahmen der Alliierten zur Beendigung des Zweiten Weltkrieges gehört an vorderster Stelle dazu.
Eine Meldung, die vielleicht nur die Amerikaner brennend interessierte: In Washington fand die Grundsteinlegung zum Pentagon statt. Das war am 11. September 1941.
Im Jahr 1941 wurden keine Nobelpreise verliehen.
 
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