Geschichte des Tätowierens
Kapitän James Cook beschrieb
1769, wie
die Eingeborenen in Tahiti auf ihre Körper „tattaus“
malten, indem schwarze Farbe in Form von Vögeln oder
Hunden unauslöschlich unter die Haut gebracht wurde. Das
Wort Tattoo oder Tätowierung ist seitdem nahezu
unverändert in vielen europäischen Sprachen zu finden.
Die Kultur des Tätowierens hat weltweit eine lange
Tradition. Im Norden Chiles wurde eine etwa 7000 Jahre
alte Mumie gefunden, die Tätowierungen an Händen und
Füßen aufweist. Die Mumie von Ötzi beweist, dass auch in
Europa schon vor mehr als 5000 Jahren Zeichen in die
Haut gestochen wurden. Belege für dauerhafte
Körperbemalung fanden sich in Wandmalereien in der
Sahara und in ägyptischen Grabmälern entdeckte man
Tätowierungsinstrumente aus dem 4. Jahrtausend. Bei dem
Reitervolk der Skythen, das zwischen dem 8. und 2.
Jahrhundert v. Chr. im Kaukasus residierte, waren
besonders große und aufwendige Tätowierungen beliebt.
Kennzeichen und Stigma von Tattoos
Symbole wie Kreuze, Fische oder die Initiale von Jesus
wurden von den frühen christlichen Gemeinden als stummes
Erkennungszeichen benutzt. Papst Hadrian I. assoziierte
Tätowieren allerdings mit Heidentum und gebot im 8.
Jahrhundert n. Chr., dass Gottes Schöpfung nicht
durch
Hautzeichen verunstaltet werden dürfe. Die Kreuzritter
im Mittelalter jedoch stachen sich ein Kreuz in die
Haut, damit ihnen eine christliche Ruhestätte in den
muslimischen Ländern sicher war. Koptische Christen in
Ägypten kennzeichnen ihre Religionszugehörigkeit durch
ein tätowiertes Kreuz an der Innenseite des rechten
Handgelenkes.
Im Laufe der Geschichte wurden Tätowierungen häufig als
eine Form der Ächtung von Kriminellen und Prostituierten
eingesetzt.
In Japan waren während der Edo-Zeit (1603–
1868)
Tätowierungen bei Prostituierten und Arbeitern weit
verbreitet. Ab 1720 ersetzte das Tätowieren von
Kriminellen die Amputation der Nase und Ohren als
offizielle Bestrafung. Wer auf diese Weise gezeichnet
war, gehörte zur geächteten Klasse, für die es in der
guten Gesellschaft keinen Platz gab. Die Assoziation
Tätowierung und Kriminalität hat sich in Japan bis heute
erhalten.
Als im Jahre
1890
die elektrische Tätowierungsmaschine erfunden wurde,
verbreiteten sich Tätowierungen auch in der europäischen
Gesellschaft. Anfang des
20. Jahrhunderts sah man sie
allerdings fast nur bei Matrosen, Angehörigen der
Unterwelt und ehemaligen Häftlingen. Auch Soldaten
ließen sich oft tätowieren, damit ihre Leichen am
Schlachtfeld identifiziert werden konnten.
Auch die Nazis gebrauchten Tätowierungen zu
unterschiedlichen Zwecken: Die Mitglieder der SS besaßen
eine Blutgruppentätowierung am linken, inneren Oberarm,
während die Häftlinge in Konzentrationslagern an den
Unterarmen mit tätowierten Identifikationsnummern
versehen wurden.
Modeerscheinung des Tätowierens
Die Stigmatisierung von Tätowierungen verlor sich erst
in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in den
1990er Jahren kam es sogar zu einem wahren Modetrend.
Zur allgemeinen gesellschaftlichen Akzeptanz trug auch
bei, dass viele Akteure der Musik- und Kulturszene ihre
Tattoos öffentlich zeigten. Tätowierungen besitzen
demnach in der westlichen Gesellschaft nur mehr
Schmuckfunktion.
Tattooentfernung & Sonstiges