Die Barbie-Puppe – Vom Kultobjekt bist ins Kinderzimmer

Die von der US-Firma Mattel seit 1959 vertriebene Barbie-Puppe ist eine Mischung aus realistisch dargestellter Modepuppe und Kinderspielzeug. Ihre stereotypen, im Detail mittlerweile in mehreren Varianten auf dem Markt gebrachten, plastischen Abbildungen einer jungen Frau mit betont langen Beinen, großen Brüsten und Wespentaille sowie einem Gesicht mit Rehaugen, Schmollmund, dass nach Aussage mancher Kritiker von mangelnder Intelligenz geprägt ist, wurde zu einem Long- und Bestseller auf dem Spielzeugmarkt. Daneben entwickelte sich Barbie zum Schönheitsideal für zahlreiche Mädchen und Frauen. Als Reaktion auf den Barbie-Hype wurde und wird, vor allem von Feministinnen, Medizinern und Jugendpolitikern, Kritik gegen Barbie geäußert, in deren Mittelpunkt die Befürchtung steht, dass möglicherweise Psyche und körperliche Gesundheit schädigende Folgen (Essstörungen) haben könnten im Zusammenhang mit dem Bemühen, das eigene Aussehen dem von Barbie anzugleichen. Auch wird Barbie oft vorgeworfen, ein verzerrtes und sexistisches Frauenbild zu transportieren
Erfinderin der ungefähr 30 cm großen Barbie-Puppe war die US-Amerikanerin Ruth Handler (1916-2002), die seit Mitte der 1940er Jahre mit ihrem Mann einen mittelständischen Betrieb für Holzrahmen und Spielwaren führte. Ruth Handler hatte die Idee, vom üblichen Baby- oder Kleinkinderschema der Spielzeugpuppen abweichende und sich stattdessen am Aussehen der lebensgroßen Schaufensterpuppen als Anziehpuppen mit Erwachsenenfigur zu orientieren. Vorbild war die in zwei Größen (30 cm und 19 cm) hergestellte Puppenversion der in den 1950er Jahren erfolgreichen BILD-Zeitungs-Comic-Figur Lilli von Reinhold Beuthien, die Ruth Handler 1958 bei einer Europa-Reise in ihrer plastischen Version aufgefallen war. Die von ihr daraufhin entwickelte und 1959 durch ihre Firma „Mattel“ auf den Markt gebrachte Barbie unterschied sich im Wesentlichen lediglich durch die spezielle Befestigungstechnik der Haare und einiger anderer Details von der deutschen Lilli. 1961 konnte Mattel einen Plagiats-Vorwurf der Lilli-Rechte-Inhaber prozessual abwehren. Nachdem Mattel 1964 die Rechte an Lilli erworben hatte, waren schließlich die bis dahin noch bestehenden juristischen Probleme für eine Barbie-Vermarktung in der BRD vom Tisch.
Die weißhäutige Ur-Barbie hatte eine blonde, beziehungsweise brünette Ponyfrisur mit Pferdeschwanz. Im Laufe der mittlerweile fünf Barbie-Jahrzehnte wurde das Aussehen der Puppe immer wieder leicht modifiziert. Barbie gab es in Kurzhaarvarianten und mit anderen Haarfarben. Zwischen 1977 bis 1991 wurden allerdings ausschließlich hellblonde Barbies hergestellt. 1967 wurde der bis dahin fest geschlossene Mund leicht geöffnet und ab 1977 lächelte die verjüngte Barbie breit. Anfang der 2000er wurde kurzzeitig mit einer kurzbeinigeren Version mit breiteren Hüften experimentiert. Dieser

realistischere Typ setzte sich so wenig durch wie Sprech-Barbies oder Barbies mit beweglicheren Armen und Beinen. Zwischen 2003 und 2006 wurden im Rahmen des Mattel-Sonderprogramms „My Scene“ Barbiepuppen auf den Markt gebracht, die wegen des im Vergleich zur Standard-Barbie um das Doppelte größeren Kopfumfangs eher Comic-Figuren als realen Menschen ähnelten. Seit Anfang der 1980er Jahre gibt es auch Barbies mit für Afroamerikaner, Asiaten und Lateinamerikanern typischen Hautfarben.
Wesentlich zum weltweiten Erfolg der klassischerweise zumeist im Badeanzug verkauften Barbie-Puppe beigetragen hat die stets auf dem neuesten Stand der aktuellen Real-Mode gehaltene, reichhaltige, separat zu erwerbende, zum Teil selbst gestaltbare Barbie-Garderobe. Aber auch Fantasy-Mode, mit der Barbie seit den 90ern auch als Prinzessin oder Elfe in Szene gesetzt werden kann, ist im Angebot. Bis Mitte der 1960er Jahre war die Barbie-Puppe ausgesprochen teuer und wegen ihres hohen Preises fast ausschließlich Ober- und Mittelschichtkindern vorbehalten. Später verlor Barbie ihren Status als Luxusartikel. Damit einher ging auch eine Proletarisierung der Barbie-Kleidung. War in den 60ern der dezent-arrogante Kennedy-Chic der New Yorker 6th Avenue stilprägend für Barbies Garderobe, so näherte sich Barbie in den 70er zunehmend dem Massengeschmack mit Mini-Rock und grellfarbigen Tops an und steigerte trotz gesenkter Preise so den Umsatz. Heute hat jedes deutsche Mädchen unter 14 Jahren durchschnittlich sieben Barbie-Puppen im Kinderzimmer. Aber auch viele Erwachsene sind Barbie-Fans. Seltene Barbie-Ausgaben sind begehrte, nicht selten hochpreisige, Sammlerstücke.
Barbie stöckelt nicht zwangsläufig allein oder nur mit ihren Doubles durch ihre Welt. Puppenmuttis haben die Möglichkeit, mit Barbie und zahlreichen Freundinnen und Freunden ein vielköpfiges Sozialkontakt-Netz aufzubauen, die inzwischen vom Großkonzern Mattel angeboten werden. Der bekannteste aller Barbie-Freunde ist der nach Ruth Handlers Sohn benannte Ken, der zwischen 2004 und 2011 in der offiziellen Barbie-Welt liebesbeziehungsmäßig vorübergehend vom Surfer Blaine verdrängt worden war.
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