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DDR Chronik 1981 - Sichtbare Anfänge vom Ende
Ob die zunehmende Eigenständigkeit der DDR in
außenpolitischen Fragen der Grund dafür war, dass
die Sowjetunion mit einer Kürzung der Lieferungen
billigen Erdöls an die DDR reagierte, lässt sich
nicht so einfach beantworten. Doch dass sich die DDR
in ihren Entscheidungen vom „Großen Bruder“ ein
wenig zu lösen versuchte, gefiel der Sowjetunion
bestimmt nicht.
Innenpolitisch hatte die Regierung noch alle
Probleme relativ gut im Griff. Unmut aus der
Bevölkerung brodelte erst still unter der Oberfläche
und stellte angeblich noch keine ernstzunehmende
Gefahr dar.
Offiziell wurde das auch von den Wahlergebnissen zur
Volkskammer im Juni bestätigt. Die Einheitsliste
wurde mit 99,86 Prozent gewählt und die Regierung
konnte sich gewissermaßen in Sicherheit und Ruhe
wiegen.
Ebenfalls im Juni gab es in der DDR die
Vollstreckung des letzten Todesurteils im Land. Der
Hauptmann des Ministeriums für Staatssicherheit,
Werner Teske, war wegen seiner Pläne zum Überlaufen
in den Westen rechtswidrig verurteilt und
hingerichtet worden. Das Todesurteil wurde in der
Strafvollzugseinrichtung
Leipzig durch den
Abteilungsleiter Hermann Lorenz vollstreckt.
Allerdings blieben bis zum Ende der DDR der Prozess
und die Vollstreckung des Urteils geheim.
Noch einmal kam im Oktober 1981 der DDR-Spion Günter
Guillaume in die Schlagzeilen, der im Zuge eines
Agentenaustausches in die DDR entlassen wurde.
Guillaume, der von
1972 bis 1974 Referent des
Bundeskanzlers Willy Brandt gewesen war, wurde im
April 1974 verhaftet und war im Dezember 1975 wegen
Landesverrats zu dreizehn Jahren Freiheitsstrafe
verurteilt. Nun, da er wieder in die DDR zurück
durfte, feierte man ihn dort offiziell als
„Kundschafter des Frieden“. Er wurde gefeiert und
befördert.
Gefeiert wurde auch, dass in Leipzig das neue
Gewandhaus wieder eröffnet wurde. Außerdem hatte der
West-Berliner Senat sechs der zu 1824 erbauten
Schlossbrücke in Berlin-Mitte gehörenden Skulpturen
zurückgegeben. Diese konnten nun am ursprünglichen
Platz wieder aufgestellt werden und gaben der
DDR-Hauptstadt etwas vom historischen Flair wieder.
Als könnte alles so weitergehen wie bisher, hatte
das Zentralkomitee der SED im November einen neuen
Fünfjahrplan beschlossen, der für den Zeitraum von
1981 bis 1986 eine Steigerung des Nationaleinkommens
um fünf Prozent vorsah. Ein kühnes Vorhaben
angesichts der schlechter funktionierenden
Wirtschaft im Land, dem Material- und Rohstoffmangel
und letztendlich auch an der Demotivation der
Werktätigen. Steigerungen, Steigerungen, aber in den
Geschäften blieben die Auslagen dürftig. Wollte der
fleißige DDR-Bürger bestimmte Konsumgüter erwerben,
dann ging das nur mit Beziehungen, unter der Hand
oder gar nicht.
Die Bundesregierung thematisierte die
Wiedervereinigung eindeutig mehr als die
DDR-Regierung. Dennoch war es zum Ende des Jahres zu
einem 3. Deutsch-Deutschen Gipfeltreffen gekommen,
bei dem sich
Bundeskanzler Helmut Schmidt und Erich
Honecker am Wehrbellinsee und am Döllnsee trafen.
Viel drang darüber nicht an die Öffentlichkeit, aber
es waren immerhin Bemühungen der Annäherung.
Die Ereignisse in
Polen, bei denen wieder
freiheitliche Bedürfnisse mit Füßen getreten wurden,
blieben auch in der DDR-Bevölkerung nicht ohne
Nachhall. Mit großem Interesse hatte man bereits die
Gründung der Gewerkschaft Solidarność verfolgt, die
nun – im Jahr 1981 – verboten wurde. Am 13. Dezember
hatte General Wojciech Jaruzelski das Kriegsrecht
über das Land verhängt. Zahlreiche Arbeiter und
Freidenker wurden bei landesweiten Verhaftungswelle
festgenommen. Der Widerstand der Streikenden wurde
mit brutaler Gewalt gebrochen. In der DDR machten
sich die Oberen keine neuen Freunde, als über den
Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienst (ADN) die
Verhängung des Kriegsrechts in Polen ausdrücklich
begrüßt wurde. Eigentlich hätte das auch öffentlich
heißen können: Macht es den Polen nur nicht nach!
Die DDR-Bevölkerung machte es wirklich nicht nach,
aber fühlte sich durchaus solidarisch mit den
Menschen in Polen, die doch auch „nur“ für
Demokratie eintraten.
Und in allem hatten die Regierung der DDR und die
Wirtschaftsexperten Mühe, die zunehmenden Probleme
und die erneut drohende Mangelwirtschaft zu
verbergen.
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