Politik 1963  in Deutschland

Im Januar 1963 wurde das Bundesurlaubsgesetz (auch „Mindesturlaubsgesetz für Arbeitnehmer“ genannt) verkündet. Dieses besagte, dass jeder Arbeitnehmer ab sofort einen Anspruch auf bezahlten Erholungsurlaub hat (24 Werktage). Einige Monate später - im April des Jahres 1963 - startete in Deutschland eine Art ARD-Fernseh-„Dinosaurier“: Der „Bericht aus Bonn“. Das TV-Magazin beschäftigte sich mit dem aktuellen Geschehen der Politik und weckte damit auch das politische Interesse vieler Zuschauer. Interessant war, dass gleich die erste Sendung „historisch wertvoll“ wurde. Damals informierte Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876-1967), (CDU) die Nation mit dem Satz: „Ich gehe im Herbst“. Und er hatte sein Wort auch gehalten – denn am 15. Oktober 1963 ging der erste Bundeskanzler der BRD. Damit endete eine Ära - und das nach immerhin 14 Jahren (von 1949 bis 1963) im Amt. Schon im April hatte die CDU/CSU-Fraktion den damaligen Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard (1897-1977) als offiziellen Kanzler-Kandidaten und Nachfolger auserchoren. Der damals noch amtierende Bundeskanzler Adenauer war mit dieser Auswahl überhaupt nicht zufrieden – er äußerte u.a. große Bedenken, ob Erhard für dieses hohe Amt wirklich der Richtige sei.

Die deutsche Politik im Jahre 1963.

Doch Adenauers Bedenken fanden keinerlei Gehör - nur einen Tag nach seinem Rücktritt wurde Ludwig Erhard von dem Deutschen Bundestag zum neuen Staatsoberhaupt ernannt. Erhard hatte zuvor nicht nur das Amt des Bundesministers für Wirtschaft inne, sondern war auch Stellvertreter von Kanzler Adenauer. Hinter Ludwig Erhard standen vor allem die Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – gegen ihn hatten sich die Vertreter der SPD ausgesprochen. Der neue Bundeskanzler hatte sich vorgenommen, die bereits 1961 gebildete Koalition weiter fortsetzen zu wollen.
Das allerdings mit personellen Änderungen. Als Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen kam z.B. Erich Mende (* 28. 10. 1916)  (FDP) ins Kabinett – gleichzeitig wurde er offizieller Stellvertreter des neuen Kanzlers. Ebenfalls neu im Kabinett war Kurt Schmücker (* 10. 11. 1919) (CDU) – er wurde als Wirtschaftsminister Erhards Nachfolger. Übrigens - es gab 1963 einen weiteren Satz, der in die politische Geschichte eingehen sollte: „Ich bin ein Berliner.“ Und diesen historischen Satz hatte kein Geringerer als US-Präsident John F. Kennedy vor dem Berliner Rathaus in Schöneberg geäußert.

Kennedy ist ein Berliner.

Seine legendäre Rede hielt der US-amerikanische Präsident u.a. anlässlich des 15. Jahrestags der Berliner Luftbrücke - gleichzeitig wollte Kennedy damit seine Solidarität gegenüber den West-Berlinern zum Ausdruck bringen. Info: Nur wenige Monate später (am 22. November 1963) war John F. Kennedy in Dallas erschossen worden. Sein mutmaßlicher Mörder, Lee Harvey Oswald, (* 18. 10. 1939) (1939-1963) wurde selbst nur zwei Tage später von einem Nachtclubbesitzer vor laufenden TV-Kameras erschossen. Der Nachfolger von Kennedy wurde Lyndon B. Johnson (1908-1973) – er war damit zum 36. Präsident der Vereinigten Staaten geworden. Währenddessen versuchte Deutschlands neuer Bundeskanzler Ludwig Erhard, „ein Kanzler für das Volk zu werden“ (nach eigener Aussage). Erhard äußerte damals, dass er „eine Politik der Mitte und der Verständigung“ machen wolle. Bei uns gilt Ludwig Erhard als Vater des deutschen Wirtschaftswunders – er hatte – schon als Bundeswirtschaftsminister - den damaligen Marshall-Plan unterstützt und die „Soziale Marktwirtschaft“ mit auf den Weg gebracht. Erhard musste sich allerdings mit vielen kritischen Stimmen auseinandersetzen. So waren sich einige Kritiker Erhards sicher, dass der Politiker nicht genügend Führungsqualitäten aufweisen könne, um einen guten Kanzler „abzugeben“.
Im August 1963 einigten sich die USA mit der damaligen UdSSR und Großbritannien, weitere Kernwaffenversuche einzustellen. Dieser so genannte „Atom-Test-Stopp-Vertrag“ wurde in Moskau unterschrieben – in den Monaten danach unterzeichneten weitere Staaten (auch Deutschland und die DDR). Damals machte sich bei vielen Weltbürgern die Hoffnung breit, dass der Kalte Krieg endlich ein Ende finden würde und die „kapitalistischen“ und „sozialistischen Lager“ friedlich nebeneinander existieren könnten. Ziel war es vor allem, die bestehenden Spannungen zwischen den einzelnen Staatsmächten abzubauen. Diese Entscheidung war auch für die deutsche Politik wichtig – denn: Deutschland musste Stellung zu der US-Entspannungspolitik beziehen (Erhard hatte von Anfang an die Entscheidung begrüßt). Übrigens – die Ermordung von US-Präsident Kennedy im November 1963 hatte die gesamte Welt in eine Art Schock-Zustand versetzt. Überall sahen die Menschen eine große Gefahr für die aktuelle Entspannungspolitik. Denn - John F. Kennedy war maßgebend daran beteiligt. neben dem sowjetischen Partei- und Regierungschef Nikita S. Chruschtschow (1908-1973). Frankreich und die Volksrepublik China hatten sich allerdings gegen diese Art der Entspannungspolitik entschieden (im Gegensatz zu Deutschland). Der Grund dafür war die Befürchtung, dass die Großmächte eine uneingeschränkte Vormachtstellung in Sachen „atomare Waffen“ haben könnten.
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