Biografie James Buchanan
James Buchanan, der 15. Präsident der Vereinigten
Staaten von Amerika, gehörte bei aller persönlichen
Redlichkeit nicht zu den herausragenden
Staatsmännern im Weißen Haus. Inwieweit der Mann aus
Pennsylvania, der letzte Präsident vor Ausbruch des
Amerikanischen Bürgerkriegs, aber Verantwortung für
das in der US-Geschichte überaus bedeutsame Blutbad
zwischen Nord- und Südstaaten trug, war bereits zu
Lebzeiten von Buchanan umstritten.
James Buchanan war am
23. April 1791 in einem
Blockhaus in dem kleinen Dorf Cove Cap im Süden von
Pennsylvania als zweites von elf Kindern geboren
worden. Vater James Buchanan sr. (1761-1821) war ein
presbyterianischer Farmer und Kaufmann. Die Familie
der klugen und belesenen Mutter, Elisabeth Speer
(1767–1833), hatte wie die ihres Mannes
iro-schottische Wurzeln. Als James jr. zwei Jahre
alt war, zog die Familie in das nicht weit entfernte
Städtchen Mercersburg. Buchanan besuchte nach der
Elementarschule von Mercersburg in der
Südpennsylvania-Stadt Carlisle das „Dickinson
College“ und machte dort 1809 seinen Abschluss.
Danach studierte Buchanan Jura in Lancaster,
Pennsylvania, und wurde 1812 dort als Rechtsanwalt
zugelassen.
Im selben Jahr brach der (zweite)
britisch-amerikanische Krieg aus. Buchanan stand dem
von der US-Regierung forcierten Krieg zunächst
ablehnend gegenüber, weil er ihn nicht für
gerechtfertigt hielt. Nachdem britische Truppen
Washington eingeäschert hatten, meldete sich der
junge und hochgewachsene Jurist allerdings
1814 doch
zu den Fahnen. Als Freiwilliger in einem
Dragoner-Regiment nahm in der Endphase des Krieges
an den Kämpfen um Baltimore, Maryland, teil.
Der redegewandte und netzwerkbegabte Buchanan begann
seine politische Karriere nach dem glimpflichen Ende
des Krieges als Föderalist. Als Abgeordneter saß er
zunächst von 1814 bis 1816 im Repräsentantenhaus
seines Heimatstaates und danach von 1823 bis 1831 im
US-Repräsentantenhaus.
Privat erlebte der karrierebewusste Aufsteiger aus
dem Blockhaus-Milieu in dieser Zeit ein Desaster. Er
hatte sich mit Anne Caroline Coleman, der Tochter
eines der reichsten Männer von Lancaster verlobt.
Anns Vater Robert Coleman versuchte die Verbindung
zu hintertreiben und stellte Buchanan als
Mitgiftjäger dar. Der um seine Reputation mehr als
um seine Liebe besorgte Jungpolitiker soll daraufhin
die Verlobung gelöst haben. Die wahrscheinlich
enttäuschte Anne Coleman starb 1819. Möglicherweise
hatte sie mit Laudanum Suizid begangen.
Von 1832 bis 1833 sammelte Buchanan als
US-Botschafter in
Russland internationale
Erfahrungen. Danach saß er, inzwischen als Demokrat,
von 1834 bis 1845 im US-Senat. Im Kabinett von
US-Präsident Polk bekleidete er von 1845 bis 1849
das Amt des Außenministers, trat aber in dieser
Position nicht bedeutend in Erscheinung, weil der
Präsident die auswärtigen Angelegenheiten zu seiner
eigenen Domäne erklärt hatte.
Nach der Ablösung der Polk-Administration zog sich
Buchanan für vier Jahre vom offiziellen politischen
Geschäft auf sein Landgut Wheatland in Pennsylvania
zurück und führte eine umfangreiche Korrespondenz
mit politisch wichtigen Persönlichkeiten. 1853
berief ihn US-Präsident Pierce zum Botschafter für
Großbritannien. In diesem Amt blieb Buchanan bis
1856.
Buchanan lehnte persönlich die Sklaverei in den USA
ab, sprach aber den sklavenhaltenden US-Staaten das
Recht zu, autonom über die Beibehaltung der
Sklaverei in ihrem Gebiet zu entscheiden. Diese
Haltung verschaffte ihm erhebliche Sympathien bei
den politischen Meinungsführern im Süden und verhalf
ihm letztlich auch zur Nominierung als
Präsidentschaftskandidat der Demokraten. Im
Präsidentschaftswahlkampf konnte sich Buchanan
durchsetzen und wurde am 4. März 1857 in das höchste
US-Amt eingeführt.
Er ging als einziger unverheirateter Präsident in
die Geschichte der US-Präsidenten ein. Die Aufgaben
einer First Lady übernahm seine verwaiste und von
ihm adoptierte Nichte Harriet Lane (1830–1901).
Die Amtszeit von Buchanan war dominiert von dem die
Einheit der Union bedrohenden Dauerkonflikt zwischen
Sklaverei-Gegnern im Norden und
Sklaverei-Befürwortern im Süden. Buchanan, der die
Anti-Sklaverei-Agitation als wesentlichen Grund für
die Spannungen bezeichnete, nahm dabei eine durchaus
die Position des Südens unterstützende Haltung ein,
ohne dadurch zum Abbau der Spannungen beizutragen.
Er pflichtete 1857 auch einem den Streit weiter
anheizenden Urteil des Obersten Gerichtshofs bei,
nach dem Schwarze als „ungeordnete Wesen“ nicht das
Recht hätten, Voll-Bürger der USA zu sein. Durch den
Süden protegierende Wirtschafts-Maßnahmen trug er
zusätzlich zur Entfremdung seiner Partei vom durch
eine Wirtschaftskrise („Panik von 1857“) besonders
betroffenen Norden bei. In Buchanans Amtszeit fiel
auch die als „Utah War “ bezeichnete, umstrittene
Niederschlagung eines Mormonen-Aufstandes im
Territorium Utah im Jahr 1857.
Innenpolitisch machten Buchanan zudem massive
Korruptionsvorwürfe gegen einige seiner engsten
Mitarbeiter zu schaffen. Außenpolitisch sah
Buchanans Bilanz ebenfalls nicht bedeutend aus.
Weder war es ihm gelungen, wie geplant, eine Art
Protektorat über Nord-Mexiko zu errichten, noch
hatte er es geschafft, Spanien Kuba abkaufen zu
können.
Zur Präsidentschaftswahl 1860, bei der der
Republikaner James Buchanan, der sich für die
Abschaffung der Sklaverei in den Territorien
ausgesprochen hatte, zu Buchanans Nachfolger gewählt
wurde, trat Buchanan nicht mehr an. In den letzen
Wochen von Buchanans Amtszeit spitzte sich der
Nord-Süd-Konflikt dramatisch zu. Im Dezember 1860
war South Carolina offiziell aus der Union
ausgetreten und verlangte den Abzug von
Unions-Truppen aus dem in South Carolina liegenden
Fort Sumter. Buchanans Reaktion blieb halbherzig und
trug nicht zur Deeskalation bei. Offensichtlich
wollte Buchanan bis zur Amtsübergabe an Lincoln am
4. März 1861 keine neuen politischen Tatsachen
schaffen.
Mit dem Beschuss von Fort Sumter am 12. April 1861
begann der Bürgerkrieg. Der politisch bedeutungslos
gewordene Buchanan zog sich ins Privatleben nach
Wheatland zurück. Er ergriff in den folgenden Jahren
des Krieges Partei für Lincoln und den Erhalt der
Union.
Am 1. Juni 1877 starb James Buchanan in Lancaster.
James Buchanan
Seiten
James Buchanan Filme
James Buchanan Bücher