Biografie Theodor Fontane Lebenslauf
Der preußische
Schriftsteller Heinrich Theodor Fontane zählt neben
Theodor Storm und Gottfried Keller zu den wichtigsten
Vertretern des die deutschsprachige Literatur des 19.
Jahrhunderts wesentlich mitprägenden „Bürgerlichen
Realismus“.
Fontane wurde am 30. Dezember 1819 als Sohn eines
Apothekers in der
brandenburgischen Kleinstadt
Neuruppin
geboren. Fontanes Eltern, Louis Henry und Emilie
Fontane, geborene Labry, hatten hugenottische Wurzeln
und sprachen ihren Familiennamen „Fontan“ aus.
Louis Henry Fontane, ein Veteran der antinapoleonischen
Befreiungskriege, verkaufte 1826 seine Neuruppiner
Löwen-Apotheke aus wirtschaftlichen Gründen und zog mit
der Familie in den Oder-Mündungs-Ort Swinemünde, wo er
eine kleinere Apotheke kaufte. Der Sohn Theodor erhielt
von seiner Mutter Unterricht, bis er ab 1832 zunächst
kurz das Neuruppiner Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, dann
das Kölnische Realgymnasium in Berlin besuchte.
1836 brach Fontane seine Schulausbildung ab und begann
eine,
1839 erfolgreich abgeschlossene,
Apothekergehilfen-Lehre unter anderem in Berlin und
Leipzig. Im vergleichsweise zu Preußen relativ liberalen
Leipzig kam Fontane in engen Kontakt mit Verfechtern
reformerischer und radikaldemokratischer Ideen durch den
Fontane nachhaltig beeindruckenden Revolutions-Dichter
Georg Herwegh.
In dieser Zeit veröffentlichte Fontane, der sich damals
noch als Gelegenheits-Literat sah, mit
„Geschwisterliebe“ (1839) seine erste Erzählung. Erste
Gedichts-Veröffentlichungen folgten 1841. Mit der
Einführung in die Berliner literarische Gesellschaft
„Tunnel über der Spree“ im Jahr 1843 zeichnete sich
endgültig Fontanes Lebensorientierung als Autor ab.
Fontane (Tunnel-Vereinsname: „Lafontaine“) konzentrierte
sich nun verstärkt auf die Balladenform („Der
Tower-Brand“, 1844).
Nach Ende seiner Dienstzeit als Einjährig-Freiwilliger
bei der preußischen Garde verlobte er sich 1845 mit
Emilie Rouante-Kummer, die er aber erst 1850 heiratete.
1849 entschloss sich Fontane, der
1847 zum Apotheker
approbiert worden war und im Nebenberuf begonnen hatte,
journalistisch zu arbeiten, sich trotz seiner prekären
finanziellen Situation ganz auf sein literarisches
Schaffen zu konzentrieren. In Fontane, der sich 1848
kurz an Barrikadenkämpfen beteiligt hatte, sahen manchen
Zeitgenossen einen Radikalen. Dennoch genoss er bei
Teilen des konservativen Publikums wegen seiner in
seinen Balladen, wie „Männer und Helden. Acht
Preußenlieder“ (1850), zum Ausdruck kommenden
Bewunderung für die Großen der preußischen Historie
erhebliches Wohlwollen.
Fontanes Hauptbroterwerb wurde der
Journalismus. Für die
konservative „Preußische Zeitung“ („Adler-Zeitung“)
schrieb er vor allem als England-Korrespondent. Von 1855
bis
1859 hielt Fontane sich als Presse-Attaché der
preußischen Botschaft in London auf. Ab 1860 erhielt er
als Redakteur für die ultra-konservative Berliner
„Kreuz-Zeitung“ eine dauerhafte Festanstellung, die
seine ökonomischen Verhältnisse zeitweise stabilisierte.
Zwischen 1861 und 1863 veröffentlichte Fontane zwei
Bände seiner in der endgültigen Fassung fünfbändigen
„Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. 1870 kündigte
Fontane bei der „Kreuz-Zeitung“ und wurde
Theater-Journalist für die liberale Berliner „Vossische
Zeitung“. In dieser Zeit berichtete er auch als
Kriegskorrespondent von den Schauplätzen des
Deutsch-Französischen Krieges 1870/71. In Frankreich
wäre er dabei 1870 beinahe als Spion von französischen
Freischärlern erschossen worden, wenn sich nicht der
preußische Ministerpräsident Bismarck für ihn eingesetzt
hätte.
1878 trat Theodor Fontane erstmals als
Roman-Schriftsteller an die Öffentlichkeit. Sein
vierbändiges Werk „Vor dem Sturm“, das den Kampf der
Preußen 1813 gegen Napoleon thematisiert, wurde zunächst
ebenso wenig ein Erfolg wie die folgenden Prosawerke „L`Adultera“
und „Grete Minde“. Erst mit „Schach von Wuthenow“ (1883)
gelang ein gewisser Durchbruch, der die wieder einmal
schwierige Finanz-Lage der Fontanes, der vier gemeinsame
Kinder ernähren musste, zwar etwas beruhigte, aber das
zunehmend problematische Verhältnis der Eheleute nicht
grundsätzlich entspannen konnte.
Erst als alter Mann gelang Fontane mit
autobiographischen Skizzen (u.a. Meine Kinderjahre“,
1894) und vor allem mit seinem berühmtesten Werk, dem
Roman „Effie Briest“ (1895), sein endgültiger Durchbruch
als Schriftsteller.
Theodor Fontane starb am 20. September 1898 in Berlin.
Der zweite berühmte Fontane-Roman, „Der Stechlin“,
erschien postum 1899.
Theodor Fontane
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